Arztpraxis: Wenn der Roboter Blut abnimmt
Die Angst vor dem Piks macht die Blutabnahme in der Praxis oft unangenehm. Künftig könnte Kollege Roboter helfen, der die Venen vielleicht besser erkennt als so manche Sprechstundenhilfe.
Die meisten kennen es: Wer mit unbestimmten Beschwerden in die Praxis geht, muss schon bald die Blutwerte checken lassen. Oft kein Ding, aber wenn die Sprechstundenhilfen unsicher oder die Venen recht dünn sind, dann kann das schnell in einem kleinen Massaker enden. Nun will ein junger Student Abhilfe schaffen: mit einer robotergestützten Venenpunktion. Daran hat er an der FH Dortmund mehrere Semester getüftelt und das Projekt auch als Bachelorarbeit eingereicht. Der Lohn: Er wurde als bester Absolvent des Fachbereichs gewürdigt.
Aron Hemmis studiert am Fachbereich Informationstechnik mit den Schwerpunkten Robotik und bildgebende Verfahren. Tatsächlich hat er noch nie einem Menschen Blut abgenommen. Aber er hat Freunde, die im Rettungsdienst tätig sind. „Sie erzählten, dass es nicht immer leicht ist, die Vene richtig zu treffen“, sagt Aron Hemmis. Und wirklich: Bei dieser Prozedur geschehen viel mehr Fehler als bei anderen Eingriffen. „Die Fehlerquote sinkt zwar mit zunehmender Erfahrung des medizinischen Personals. Aber vielleicht kann eine Maschine die Quote noch weiter reduzieren“, überlegte er.
Medizinische Bildgebung funktioniert gut, am Nadelstich wird noch getüftelt
Der erste Schritt galt der Bilderkennung, also der Frage, wie die Maschine eine Vene erkennt. Dafür testete Hemmis verschiedene Bereiche des Lichtspektrums. „Die Ergebnisse werden besser, wenn für Menschen nicht sichtbare Wellenlängen ins Spiel kommen.“ Er schraubte handelsübliche Webcams auseinander, entfernte den dort verbauten Infrarotsperrfilter und wendete verschiedene Bildverarbeitungsalgorithmen an. Und schon lassen sich die Venen seines Unterarms auf dem angeschlossenen Monitor klar unterscheiden.
Lesetipp: Wenn Rezept und Blutwerte direkt aufs Smartphone kommen
Dann geht es um den Nadelstich selbst. Dabei kommt es auch auf den Verlauf der Vene an, denn die Nadel soll diese in einem definierten Winkel treffen. Hier liegt die momentane Schwierigkeit. „Der Versuchsaufbau mit dem Roboterarm hat hier noch Ungenauigkeiten, die in einem fertigen System nicht mehr sein dürfen“, räumt Hemmis ein. Aber: Der Test zeige auch, „dass trotz der Verwendung günstiger Hardwarekomponenten brauchbare Ergebnisse erzielt werden können, die die Realisierbarkeit eines solchen Systems beweisen“. So steht es im Fazit seiner Bachelorarbeit.
Lesen Sie auch, wie weit die Entwicklung künstlicher Organe bereits ist
Bis zum Einsatz in Arztpraxen und Krankenwagen sei dennoch einiges an Forschung nötig. Aber: „Es gibt Firmen, die bereits an einem automatisierten System für die Venenpunktion arbeiten“, berichtet der Student, der inzwischen an der FH Dortmund einen Master im Studiengang Biomedizinische Informationstechnik anstrebt.