Bleaching, Aktivkohle, LED-Lampen – was Zähne wirklich aufhellt
Welche Methoden und Techniken führen wirklich zu einem strahlenden Lächeln, und welche fügen den Zähnen eher Schaden zu? Zahnarzt Philipp Maatz vom Medizinischen Versorgungszentrum für Zahnheilkunde in Lampertheim ordnet das ein.
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VDI nachrichten: Herr Maatz, was unterscheidet weiße von „gelben“ Zähnen? Ist dies nicht nur eine Frage der Ästhetik?
Philipp Maatz: Weiße Zähne unterscheiden sich von gelben Zähnen in ihrer Substanz und ihren Eigenschaften. Das betrifft hauptsächlich die Dicke und die Gesundheit der Zahnschmelzschicht. Weiße Zähne haben in der Regel eine dickere und gesündere Schmelzschicht, wodurch das darunterliegende, gelbliche Dentin weniger sichtbar ist. Das führt zu einer glatteren Oberfläche und einer höheren Lichtreflexion. Gelbe Zähne hingegen haben oft einen dünneren oder einen beschädigten Zahnschmelz, wodurch das gelbe Dentin stärker hervortritt. Zudem ist die Oberfläche rauer, was dazu führt, dass Verfärbungen leichter anhaften können.
Welche Ursachen hat das?
Die Unterschiede in der Zahnfarbe entstehen durch eine Kombination von Faktoren wie Genetik, Ernährungsgewohnheiten, Rauchen und Alter. Die Erbanlagen spielen eine wesentliche Rolle bei der Bestimmung der Grundfarbe des Zahnschmelzes und auch der Dicke des Dentins. Zusätzlich können Ernährungsgewohnheiten, insbesondere der Konsum von färbenden Lebensmitteln wie Kaffee, Tee und Rotwein, zu Verfärbungen führen. Auch das Rauchen trägt erheblich zu gelben Zähnen bei, da Nikotin und Teer Verfärbungen verursachen. Und weil sich mit zunehmendem Alter der Zahnschmelz abnutzt, kann auch dadurch das gelbe Dentin durchscheinen. Schließlich kann aber auch einfach eine mangelhafte Mundhygiene zu Plaque- und Zahnsteinbildung führen, die gelblich-kreidig wirken.
Sehr weiße Zähne von Geburt an sind selten
Kommen denn mehr Menschen mit „natürlich weißen“ Zähnen auf die Welt?
Der Prozentsatz der Menschen, die mit von Natur aus sehr weißen Zähnen geboren werden, ist sehr gering. Geschätzt haben weniger als 10 % der Bevölkerung von Natur aus sehr weiße Zähne. Aber auch hier spielen neben den genetischen Faktoren auch Umweltfaktoren wie Ernährung und Lebensstil eine große Rolle.
Es gibt eine Fülle von technischen Verfahren, um die Zähne optisch aufzuhellen. Wie bewerten Sie diese?
Das stimmt, es gibt verschiedene technische Verfahren, um Zähne aufzuhellen. Beim Bleaching werden chemische Aufhellungsmittel wie Wasserstoffperoxid oder Carbamidperoxid verwendet. Diese Methode ist temporär und die Ergebnisse halten meist zwei bis fünf Jahre. Eine Zahnpolitur und eine professionelle Zahnreinigung können Plaque und oberflächliche Verfärbungen entfernen, sind aber ebenfalls temporär und erfordern regelmäßige Wiederholungen, idealerweise zweimal jährlich. Sogenannte Veneers sind dünne Verblendungen aus Keramik oder Komposit, die dauerhaft auf die Zähne geklebt werden und eine langfristige Lösung bieten – das ist das sogenannte Hollywood-Smile.
Hausmittel zur Zahnaufhellung können den Zahnschmelz schädigen
Viele Menschen greifen zu einfachen Hausmitteln, um die Zähne zu bleachen. Was halten Sie davon?
Zu den Hausmitteln gehören Backpulver und Wasserstoffperoxid, die aufgrund ihrer mild abrasiven Eigenschaften oberflächliche Verfärbungen entfernen können. Allerdings ist die Wirkung temporär und bei häufiger Anwendung können sie den Zahnschmelz stark schädigen. Kokosölziehen (Spülen mit Kokosöl, Anm. d. Red.) soll ebenfalls Verfärbungen reduzieren, hat aber ebenfalls eine minimale und temporäre Wirkung. Von beidem rate ich als Zahnarzt dringend ab.
Und was ist mit aufhellenden Zahnpasten und Stripes aus der Apotheke?
Aufhellende Zahnpasten und Stripes enthalten häufig Peroxide wie Carbamidperoxid oder Wasserstoffperoxid. Diese Substanzen zielen darauf ab, oberflächliche Verfärbungen durch eine chemische Reaktion zu beseitigen. Allerdings sind die Konzentrationen in frei verkäuflichen Produkten oft niedrig, was die Effektivität einschränkt. Zudem können die Schleifpartikel in aufhellenden Zahnpasten den Zahnschmelz schädigen, wenn sie übermäßig verwendet werden. Bei unsachgemäßer Anwendung bergen diese Produkte also erhebliche Risiken. Da viele Anwender nur geringe oder vorübergehende Ergebnisse erzielen, neigen sie dazu, die Produkte häufiger zu verwenden, was die Nebenwirkungen weiter erhöht.
Erhöhte Zahnempfindlichkeit kann der Preis sein für weiße Zähne
Welche Risiken sind aus Ihrer Sicht denn grundsätzlich mit dem Bleaching verbunden?
Die verschiedenen Zahnaufhellungsmethoden bergen unterschiedliche Risiken. Häufiges Bleaching kann zu Zahnempfindlichkeit führen und den Zahnschmelz schwächen. Abrasive Hausmittel können ebenfalls den Zahnschmelz beschädigen, wenn sie zu oft angewendet werden. Und chemische Mittel können Reizungen und Entzündungen des Zahnfleisches verursachen. Zudem können unsachgemäß angewendete Methoden, insbesondere hausgemachte, zu ungleichmäßigen Ergebnissen führen – solche starken Farbunterschiede sind aber weitaus schlimmer als etwas dunklere, dafür aber gleichmäßige Zähne.
Heutzutage werden auch LED-Lampen zur Aufhellung der Zähne verwendet. Was genau ist dabei zu beachten?
LED-Lampen werden häufig in Verbindung mit Bleaching-Gelen verwendet, um die Wirkung der Peroxide zu verstärken. Diese Methode ist besonders in Zahnarztpraxen beliebt, da sie unter professioneller Aufsicht sicher und effektiv durchgeführt werden kann. Allerdings bieten einige Hersteller auch Heimkits an, die das Risiko einer falschen Anwendung bergen: Bei unsachgemäßer Handhabung können LED-Lampen Verbrennungen des Zahnfleisches oder der Lippen verursachen. Zudem kann die erhöhte Peroxidaktivität zu starker Zahnempfindlichkeit und sogar zu Zahnschäden führen, wenn die Anwendung nicht korrekt überwacht wird.