Jenseits der Paralympics: Wenn jeder Tag ein Wettkampf ist
Pünktlich zum Start der Paralympischen Spiele am Mittwoch dieser Woche in Paris macht Medizintechnikhersteller Ottobock auf eine Initiative zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung im Alltag aufmerksam.
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Ab Mittwoch dieser Woche treten in Paris wieder Athletinnen und Athleten aus aller Welt an, um in 23 Disziplinen um Medaillen zu kämpfen. Während der Paralympischen Spiele (28. Aug. bis 8. Sept. 2024) zeigen Menschen mit Behinderung, dass sie sich trotz körperlicher Beeinträchtigungen von Höchstleistungen nicht abbringen lassen.
Doch während sie während der Trainings- und Wettkampfzeiten zum Teil größtmögliche Aufmerksamkeit und Unterstützung bekommen, sehen sie sich im Alltag oft mit Problemen konfrontiert, die Menschen ohne Behinderung meist gar nicht auffallen: unüberwindbare Treppenstufen, defekte Aufzüge, fehlende Rampen, zu schmale Türen und viele andere Hindernisse dieser Art.
Rund 1 Mrd. Menschen weltweit mit Behinderung
Weltweit lebt immerhin mehr als 1 Mrd. Menschen mit einer Form der Behinderung, also rund 16 % der Weltbevölkerung. Um Aufmerksamkeit für deren Belange zu schaffen, startet der Medizintechnikhersteller Ottobock nun mit Unterstützung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) eine symbolische neue Disziplin, die „Unofficial Discipline“.
„Während die Paralympioniken im Stadion um Medaillen kämpfen, Spitzenleistungen erbringen und Weltrekorde brechen, kämpfen sie auch gegen unsichtbare Hindernisse und Vorurteile“, sagt Martin Böhm, Chief Experience Officer bei Ottobock. Es ginge darum, einen Dialog und Veränderungen anzustoßen. „Wir alle können Barrieren abbauen – im Großen wie im Kleinen“, ist Böhm überzeugt.
Barrieren sichtbar machen
Mit Plakaten, Postern und Videoprojektionen soll an öffentlichen Plätzen, in der Metro und an beliebten Touristenattraktionen auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. „Unser Ziel ist, die Barrieren im Alltag von Menschen mit Behinderungen für alle sichtbar zu machen“, sagt Böhm. „Paris ist dabei nur der Anfang. Die Kampagne wird bald auf andere Städte in Europa und den USA ausgeweitet. Wir sind uns bewusst, dass unsere Mission, Barrieren abzubauen, kein Sprint ist, sondern ein Marathon.“
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Touchscreen, Zugreise und Führerschein mit unerwarteten Tücken
Wo genau die unerwarteten Hürden auftauchen, berichten die Sportler und Sportlerinnen selbst. „In meinen täglichen Routinen muss ich über alles nachdenken, alles planen. Zum Beispiel sind Touchscreens für mich zeitaufwendig und mühsam, manchmal nutze ich meine Nase dafür“, erzählt Davide Morana, Para-Athlet aus Italien. Aufgrund einer seltenen Form der Meningitis mussten seine beiden Beine und Arme amputiert werden. Samantha Kinghorn aus Großbritannien hingegen sieht das Reisen im Rollstuhl als ihre größere Herausforderung. „Züge sind immer das Schwierigste. Ich kann nicht ohne Hilfe ein- und aussteigen, muss mich darauf verlassen, dass jemand die Rampe bereitstellt. Ich glaube nicht, dass ich jemals dem öffentlichen Verkehr in irgendeinem Land voll vertrauen werde“, sagt die Rollstuhlrennfahrerin, die Goldmedaillen gewonnen und an den Paralympischen Spielen 2016 und 2020 teilgenommen hat.
Para-Leichtathlet Léon Schäfer aus Deutschland hat mehrere Welt- und Europameistertitel gewonnen. Als sein Bein im Jahr 2010 nach einer Krebsdiagnose amputiert werden musste, war es ein Paralympionik, der ihn noch während seiner Reha zu diesem Weg inspirierte. „Eine meiner Hürden im Alltag ist, als Amputierter einen Führerschein zu bekommen. Die Bürokratie ist unglaublich anstrengend und schwierig.“