Medizin: Leben retten mit Mobilfunk 29. Sep 2022 Von Stefan Asche Lesezeit: ca. 2 Minuten

Der Notarzt kommt via 5G

Fraunhofer-Forschende haben zusammen mit Rettungskräften und Softwarespezialisten ein System entwickelt, das Notfallpatienten schnellstmöglich versorgt.

Durch eine Verpuffung beim Anzünden eines Grills hat sich eine Peron schwer verletzt. Doch ist ihr Zustand so kritisch, dass sie in ein Spezialkrankenhaus muss, oder soll sie zuerst im Krankenhaus in der Nähe stabilisiert werden? In Fällen wie diesen hilft die neue App.
Foto: Fraunhofer IML

Im Projekt „Euriale“ haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) gemeinsam mit Medizinern und Softwarespezialisten eine App entwickelt, mit der Rettungskräfte vor Ort über das 5G-Netz Bilder und Videos an Arztpersonal und Leitstellen senden können. So können sie Verletzungen besser bewerten und Patienten schneller helfen. In dieser Woche haben die Projektpartner die Anwendung in drei Übungsszenarien getestet.

Das digitale Gesundheitswesen krankt

In einem der Szenarien fanden die Rettungskräfte beispielsweise eine am Boden liegende Person: Durch eine Verpuffung beim Anzünden eines Grills hat sie sich schwer verletzt. Doch ist ihr Zustand so kritisch, dass sie in ein Spezialkrankenhaus muss, oder soll sie zuerst im Krankenhaus in der Nähe stabilisiert werden? In Fällen wie diesen müssen Rettungskräfte schnell handeln, um Menschen richtig zu versorgen und so Leben retten zu können. Aktuell läuft die Kommunikation mit den Krankenhäusern in den meisten Fällen noch telefonisch ab. Das Facharztpersonal in den Kliniken kann allerdings ohne Bilder nur schlecht einschätzen, wie schwer die Verletzungen sind.

Bilder vom Unfallort in Echtzeit

Anders läuft der Rettungseinsatz bei einer Übung am Fraunhofer IML, die nun in der 5G-Umgebung des Instituts durchgeführt wurde: Ein Ersthelfer trifft vor dem Rettungsdienst ein und liefert über sein Smartphone Bilder der Situation an die nachrückenden Teams sowie die Leitstelle – dank 5G in Echtzeit und ohne Unterbrechungen. Die Rettungskräfte können dadurch besser erkennen, wie schwerwiegend die Verletzung ist und wie sie vor Ort am besten handeln.

Notarzt und Facharzt sind stets informiert

Auch der Notarzt, der kurz darauf eintrifft, nutzt die App, um eine fachliche Einschätzung über das weitere Vorgehen zu erhalten. Mithilfe einer Datenbrille überträgt er die Situation live und nimmt Kontakt zu einem Facharzt in der Klinik auf. Der Facharzt überwacht den Zustand gemeinsam mit dem Notarzt und gibt Hinweise zur Stabilisierung, bevor und auch während die Patientin oder der Patient ins Krankenhaus transportiert wird.

Deutsche wollen mehr Digitalisierung in der Medizin

Die App, die Ersthelfer und Notarztpersonal in der Übung nutzten, ist im Rahmen des Forschungsprojekts „Euriale“ entstanden. Seit 2021 arbeitet das Fraunhofer IML dafür mit der Feuerwehr Dortmund, dem Universitätsklinikum Münster, der Universität Duisburg-Essen sowie Adesso Mobile Solutions zusammen.

Erster Praxistest unter realitätsnahen Bedingungen

„Wir nutzen in dem Projekt die Möglichkeiten des 5G-Mobilfunks, um eine schnelle Übertragung von Bild-, Video- und Audioinformationen in Notfallsituationen zu gewährleisten. So wird die unmittelbare Kommunikation zwischen Ersthelfern, Rettungssanitätern, Notarztpersonal und Krankenhausfachpersonal optimiert“, erklärt Matthias Klumpp, der die Projektleitung vonseiten des Fraunhofer IML innehat.

Im ersten Praxistest haben die Projektpartner die Anwendung nun unter realitätsnahen Bedingungen getestet und evaluiert. Das 5G-Netz bietet dabei nicht nur eine schnellere und störungsfreie Übertragungsrate, sondern trägt auch zum Datenschutz bei: Die Umgebung ermöglicht, dass die Patientendaten dezentral in der Mobilfunkzelle gespeichert und nach dem Einsatz wieder gelöscht werden, anstatt für längere Zeit auf externen Servern zu lagern.

Das Projekt „Euriale“ läuft bis 2023 und wird vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen mit 1,25 Mio. € gefördert.

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