Medizintechnik 14. Mrz 2024 Von André Weikard Lesezeit: ca. 2 Minuten

So erhielt die „Eiserne Lunge“ Mann 72 Jahre am Leben

„Polio Paul“ verstarb nach mehr als sieben Jahrzehnten in dem stählernen Beatmungsgerät. So funktioniert die „Eiserne Lunge“.

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Bis zu 600 kg schwer ist das Beatmunggerät, bekannt als "Eiserne Lunge", hier ein Exemplar aus dem Hygienemuseum in Dresden.
Foto: IMAGO/Sylvio Dittrich

Vor mehr als sieben Jahrzehnten rette die „Eiserne Lunge“ dem damals sechsjährigen Paul Alexander das Leben. Seither war sie sein Zuhause. Jetzt verstarb der Mann, der auf Social Media als „Polio Paul“ bekannt geworden war, an einer Covid-Erkrankung. Sein Spitzname geht auf die Erkrankung zurück, die ihn 1952 als kleiner Junge heimsuchte: die Poliomyelitis, in der Alltagssprache häufig als Polio abgekürzt. Die hoch ansteckende Viruserkrankung beschädigt das zentrale Nervensystem und verursacht dauerhafte Lähmungen der Muskulatur. Auch in Pauls Fall. Binnen weniger Tage, nachdem die ersten Krankheitsanzeichen aufgetaucht waren, konnte er nicht mehr atmen und wurde schließlich ohnmächtig. Sein Glück: In den 1920er-Jahren war die sogenannte „Eiserne Lunge“ entwickelt worden, um eben solchen Patienten zu helfen. Das Krankenhaus in Dallas, in das Paul eingeliefert wurde, verfügte über mehrere derartige Geräte.

So funktioniert die „Eiserne Lunge“

Die „Eiserne Lunge“ ist eine Unterdruckkammer, die den Patienten mechanisch beatmet. Indem die Stahlröhre einen Unterdruck erzeugt, hebt sich der Brustkorb, die Lunge dehnt sich aus. Der Patient, dessen Kopf aus der Apparatur herausragt, kann einatmen. Anschließend kehrt sich der Vorgang um. Die Maschine erzeugt einen Überdruck, der Brustkorb senkt sich ab, die Luft wird ausgeatmet. Einige Patienten waren später in der Lage, sich stundenweise aus ihrer stählernen Heimat zu befreien. Moderne Atmungsmasken ermöglichen es, die Luft mit Druck in die Lunge zu blasen. Paul aber stieg nie auf diese Art der Beatmung um. Er empfand es als angenehmer, in der Stahlröhre zu liegen.

Polio verschwindet, die Eiserne Lunge mit ihr

In den 1950er-Jahren kommen erste Impfstoffe gegen Polio auf den Markt. Die Kinderlähmung, die viele Leben gekostet hatte, kann nach und nach zurückgedrängt und schließlich ausgerottet werden. In Deutschland trat der letzte Fall von Polio laut Angaben des Robert-Koch-Instituts im Jahr 1990 auf. Die „Eiserne Lunge“ wird bereits seit dem Jahr 1970 nicht mehr hergestellt. Das wird für Paul zum Problem. Denn die Herstellerfirma stellt die Wartung des komplexes Apparates ein. Auch Ersatzteile sind schwer zu beschaffen. 2015 wendet Paul sich daher via Youtube an die Öffentlichkeit und sucht Hilfe bei Technikern, die ihm bei der Instandhaltung seiner „Eisernen Lunge“ helfen können.

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Anwalt, Autor und Rekordhalter im Guiness-Buch

Paul Alexander lebt insgesamt 72 Jahre in der pumpenden Stahlröhre. Es gelingt ihm dennoch, 1978 ein Studium der Wirtschaftswissenschaften abzuschließen, 1984 ein weiteres in Jura. Seitdem arbeitete er als Anwalt. 2020 erschien seine Autobiografie „Three Minutes for a Dog: My Life in an Iron Lung“. Nach eigenen Angaben kostete es Paul acht Jahre, das Buch zu Papier zu bringen, hauptsächlich, indem er mit einem Stock im Mund die Tastatur seines Computers bediente. Das Guiness-Buch der Rekorde führt ihn als den Menschen, der am längsten in einer „Eisernen Lunge“ lebte.

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