EU will KI und Robotik in der Medizin schneller zur Marktreife bringen
Mit 60 Mio. € fördert die Europäische Union innovative Ansätze aus der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Robotik im Gesundheitswesen. Im Rahmen des EU-Projekts TEF-Health gehen davon zwei Millionen nach Berlin.
Auch das Gesundheitswesen profitiert vom technischen Fortschritt in Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI). Neue medizinische Geräte und Verfahren müssen aber ihre Sicherheit und ihren Nutzen erst unter Beweis stellen, bevor sie zum Einsatz kommen. Zwar gibt es für KI und Robotik innerhalb der Europäischen Union hohe Qualitätsanforderungen, doch bislang nur unzureichende Textinfrastrukturen, mit denen sich Standards entwickeln, Innovationen prüfen und neue Produkte zertifizieren lassen. Genau hier setzt das Forschungsprojekt TEF-Health (Testing and Experimentation Facility for Health AI and Robotics) an. Insgesamt 51 Projektpartner aus neun europäischen Ländern erhalten dafür jetzt eine EU-Förderung von 60 Mio. €, um die innovativen Ansätze im Gesundheitswesen zu prüfen und schneller zur Marktreife zu bringen. Geleitet wird das Projekt von Petra Ritter, Direktorin der Sektion Gehirnsimulation am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) sowie an der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Offizieller Projektbeginn war der 1. Januar 2023.
Akzeptanz: Roboter für Pflege und Operationen werden realitätsgetreu getestet
Projektleiterin Ritter macht dazu deutlich: „Mit TEF-Health wollen wir vor allem neuartige KI-Ansätze in realitätsgetreuen Umgebungen testen.“ Das gelte für neue Software, etwa für die Betreuung von Patientinnen und Patienten sowie die Diagnostik, genauso wie für Geräte, die teilweise direkt am Menschen arbeiten, wie Operations- oder Pflegeroboter. „Wir werden evaluieren, wie sich der Marktzugang und die Akzeptanz dieser intelligenten Technologien erleichtern lässt“, sagt Ritter.
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Die Projektpartner wollen dazu neue regulatorische und ethische Anforderungen erarbeiten, beispielsweise standardisierte Testprotokolle und Zertifizierungen. Zusätzlich sollen die dafür notwendigen technischen und administrativen Verfahren entwickelt und geschaffen werden. In dem Projekt eingebunden sind dazu neben führenden Krankenhäusern, Universitäten und klinischen Forschungseinrichtungen auch staatlich benannte Prüforganisationen wie der TÜV, die deutsche Physikalisch-Technische Bundesanstalt und ihr französisches Pendant, das „Laboratoire national de métrologie et d’essais“, kurz LNE.
Industrie erhält Hilfe zur Evaluierung von Lösungen für das Gesundheitswesen
Die neu geschaffenen Evaluierungsressourcen und Infrastrukturen sollen schließlich der Industrie in Form von gebührenpflichtigen Diensten zur Verfügung gestellt werden. Ritter sieht darin weitere Vorteile: „Eine breite Anwendung dieser umfangreichen Test- und Bewertungswerkzeuge beschleunigt nicht nur den Marktzugang der innovativen KI- und Robotik-Techniken, sondern wird am Ende auch das Vertrauen der Bevölkerung in diese neuen Entwicklungen stärken.“
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Die Zusammenarbeit der Partner aus Wirtschaft, akademischer Forschung und weiteren Akteuren soll dabei auch vermeiden, dass Arbeiten doppelt gemacht werden. Laut der Projektleiterin würden die Investitionen somit optimal eingesetzt. Zudem trage die intensive Zusammenarbeit unter den Kooperationspartnern dazu bei, dass die Forschungsergebnisse schneller in neue Produkte und Dienstleistungen umgesetzt werden können. Zusammenfassend formuliert Ritter das Ziel so: „Mit TEF-Health wollen wir dazu beitragen, dass die digitale Transformation unseres Gesundheitssystems sicher und zum Wohle aller geschieht – so wie es die Mission des BIH formuliert: Damit aus Forschung Gesundheit wird.“