Kosmetikbranche arbeitet an Recyclingstandards für Kunststoffe
Immer mehr Hersteller werben mit recycelten Verpackungen. Doch wiederverwertete Kunststoffe in verlässlicher Qualität sind schwer zu bekommen. Ein Konsortium aus Industrie und Forschungseinrichtungen erarbeitet deshalb Standards für Rezyklate, die Shampoo, Creme und Spülmittel verpacken.
Die Verpackungsindustrie ächzt: Seit dem Frühjahr dieses Jahres sind die Preise für Kunststoffe drastisch gestiegen, teils um bis zu 40 %. Energie und Rohstoffe sind knapp. Das wirkt sich auf einen der wichtigsten Werkstoffe des 21. Jahrhunderts aus, den Kunststoff. Schneller als je zuvor versuchen die Verarbeiter nun effizienter zu werden und Kreisläufe in ihrer linearen Produktion zu schließen. Zugleich erhöht auch der Gesetzgeber die Anforderungen: Bis 2030 sollen 50 % der Kunststoffverpackungen wiederverwertet werden.
Auf den Etiketten tut sich bereits einiges. In den Drogeriemärkten finden Verbraucher und Verbraucherinnen mittlerweile auf jedem Regalmeter Verpackungen, die zu 30 % und mehr aus Rezyklat bestehen sollen. Beispielsweise hat sich der französische L’Oréal-Konzern verpflichtet, dass sich seine Verpackungen bis 2025 wieder befüllen, recyceln oder kompostieren lassen.
Pflegeprodukte von Kneipp: Recyclingverpackung trotz Mangel an Rezyklaten
Der deutsche Fabrikant Kneipp möchte im kommenden Jahr möglichst viele seiner Verpackungen auf Rezyklate umstellen. Zum Jahresende gibt es die Badesalze bereits als Vorzeigekandidat in einer Recyclingumhüllung: in einer Dose aus Re-Polyethylenterephthalat samt Etikett aus Re-Polyethylen und Deckel aus Re-Polypropylen.
„Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Philipp Keil, Leiter des Verpackungsmanagements bei Kneipp. Denn Rezyklate in verlässlicher Qualität sind knapp, besonders Polypropylen und Polyethylen sind schwer zu bekommen. „Die mangelnde Verfügbarkeit treibt die ganze Branche um“, klagt Keil. Auch der Markt für PET, das aus der sortenreinen Sammlung von Getränkeflaschen vergleichsweise hochwertig zurückgewonnen wird, sei leer gefegt, weil sich alle auf dieses eine Rezyklat stürzen.
Industrie will Standards für Recyclingkunststoffe branchenintern angehen
Für einen Ausbau der Kreislaufwirtschaft mangelt es an Re-Ware in verlässlicher Qualität. Dabei werden bisher gerade mal 13,4 % an Recyclingkunststoffen zu neuen Produkten verarbeitet, stellt der Branchenexperte Uwe Amrhein klar. Es fehle unter anderem an Standards für Rezyklate.
Dieses Problem will die Kosmetik- und Reinigungsmittelindustrie nun branchenintern angehen. Im April 2021 initiierte sie ein Projekt, um bis kommenden Herbst eine Leitlinie für verschiedene Rezyklate zu erarbeiten. CosPaTox für „Cosmetics, Packaging and Toxicology“ heißt das Konsortium, das Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus verschiedenen Ländern aus den Sparten Kosmetik, Verpackung und Toxikologie zusammenbringt. „Im Moment verwenden viele Kosmetikhersteller lebensmitteltaugliche Recyclingware, um auf der sicheren Seite zu sein, weil es für Kosmetika keine eigenen Standards gibt. Aber von diesen Rezyklaten gibt es nicht genug und die Preise sind hoch“, erklärt die Projektmanagerin des Konsortiums, Doris Peters. Es brauche eigene Standards, wenn mehr Re-Material eingesetzt werden solle.
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