Lange Leitung für medizinische Daten
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens kommt nicht voran. Problematisch bleibt vor allem die Nutzung der Patientendaten.
Zwei Jahre nach Ausbruch der Coronapandemie fehlt hierzulande immer noch der Zugang zu aktuellen Versorgungsdaten. Diese ernüchternde Bilanz zog der Expertenrat der Bundesregierung zu Covid-19 kürzlich in einer seiner Stellungnahmen.
Solche Informationen brauche es zwingend. Doch sie stünden gar nicht, unvollständig oder zu spät für die Wissenschaft bereit, beklagt der Rat. Andere Länder – Dänemark zum Beispiel oder Israel – hätten vorgemacht, wie eine Datenerhebung in Echtzeit auf individueller Fallebene erheblich bei der Bewältigung der Gesundheitskrise helfen könne.
Daten aus dem Ausland für Einschätzung der Omikron-Variante genutzt
Deutschland aber nutzte Studien aus Großbritannien, Dänemark und den USA, um die Infektiosität und Krankheitsschwere der Omikron-Variante abzuschätzen. Ein Missstand, den nur eine umfassende Digitalisierung des Gesundheitswesens mit Ausleitung, Auswertung und Veröffentlichung von anonymisierten Gesundheitsdaten in Echtzeit beheben könne, so der Rat.
Mit der neuen Förderrichtlinie zum Ausbau der Medizininformatik-Initiative hofft indes Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, dem Ganzen neuen Schwung zu verleihen. „Wir setzen auf eine dezentrale und gut vernetzte Forschungsdateninfrastruktur“, sagt sie. Bereits aufgebaut wurde eine Plattform, um die Daten der an Covid-19 Erkrankten aller deutschen Unikliniken zu analysieren.
Für Politik, Forschung und Arzneimittelentwicklung sind Gesundheitsdaten also unerlässlich. „Dafür benötigen wir eine informationstechnische Infrastruktur und grundrechtskonforme rechtliche Grundlagen, mit denen die Vertraulichkeit der Daten gesichert wird“, fordert Datenschutzexperte Thilo Weichert.