Lüftungstechnik im Fahrzeug: Wenns müffelt, ist es zu spät
Nachlässig gewartete Lüftungsanlagen im Fahrzeug können die Gesundheit gefährden. Dass sie oft schlecht zugänglich sind, erschwert die Wartung. Wie Lüftungstechnik an Bord hygienisch einwandfrei zu wechseln und zu reinigen ist, zeigt die frisch überarbeitete Richtlinie VDI/ZDK 6032.
Sie haben ein Auto und bringen es regelmäßig in die Inspektion? Und Sie lassen zu Ostern die Sommer- und im Oktober die Winterreifen aufziehen? Und wie stehts mit der Klimaanlage? Reinigung und regelmäßige Wartung der Lüftungstechnik im Fahrzeug hat kaum jemand wirklich auf dem Schirm. Wer dies alle sechs Monate tut, sei auf der sicheren Seite, sagen Experten. Doch die gängige Praxis sieht leider ganz anders aus.
„Wenn es müffelt, ist es zu spät“, sagt Andreas Winkens. „Werden die Filter nicht regelmäßig gewechselt, lebt es darin fleißig weiter.“ Als Vorsitzender der VDI/ZKD 6032 Blatt 2 hat er maßgeblich daran mitgewirkt, die Richtlinie über „Hygieneanforderungen an die Lüftungstechnik in Fahrzeugen“ von 2004 zu überarbeiten. Und eines macht Winkens gleich klar: Es geht längst nicht nur um unangenehme Gerüche, sondern um handfeste Gesundheitsgefahren, die in den Klimaanlagen lauern.
Laufleistung und Alter der Pkw haben keinen Einfluss auf die Belastungssituation der Lüftungstechnik
Verdreckt, verrottet, verschimmelt – so lautet denn auch das ernüchternde Fazit einer Studie, die Winkens mit seinen Fachleuten vom Ingenieurbüro Andreas Winkens in Mönchengladbach durchgeführt hatte. Dabei wurde die Lüftungstechnik von 125 Pkw mikrobiologisch unter die Lupe genommen. Bei 65 Autos wurde die Pollenfilterbox geprüft, die bei 26 Pkw belastet und bei sechs Pkw sogar hoch belastet war. Von 60 weiteren Autos war die Zuluft, die in den Innenraum geführt wird, bei 20 Pkw belastet und bei zehn Pkw hoch belastet. Gefunden wurden dabei Schimmelpilze, Bakterien und Viren, Allergene von Gräsern und Pollen sowie jede Menge feinster anderer Partikel. In entsprechend überprüften Lkw bot sich ein ähnliches Bild.
Keinen oder kaum einen Einfluss auf die Belastungssituation hatte nach Ansicht des Lufthygieneexperten das Alter der Fahrzeuge oder deren Laufleistung. Gründe waren vielmehr eine schlechte Filterkonfektionierung, mangelhafter Dichtsitz, Filterleckagen oder auch das Ablösen des Filterkuchens beim Filterwechsel. Eine Rolle spielte auch, wo genau im Fahrzeug die Lüftungsanlage sitzt und wie sie konfiguriert ist.
Optimale Wachstumsbedingungen für Bakterien und Schimmelpilze
In Deutschland besitzt – zumindest rein rechnerisch – jeder Haushalt mehr als ein Auto. Und über 20 % der rund 52 Mio. Pkw und Lkw sind irgendwie auch Arbeitsplatz – in der Personenbeförderung, im Gütertransport oder bei Fahrten zum Dienstgeschäft. In mehr als 36 000 Kfz-Werkstätten und Betriebshöfen werden diese Fahrzeuge und ihre Lüftungstechnik hierzulande in Schuss gehalten.
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Klimaanlagen sollen für angenehme Temperaturen im Fahrzeug sorgen, aber sie haben auch Sicherheitsfunktion. Sie entfeuchten die Frontscheibe – und dabei fällt Kondenswasser am Lamellensystem des Verdampfers an. Die feuchte Umgebung bietet optimale Wachstumsbedingungen für Bakterien und Schimmelpilze. Sind zudem Innenraum- und Pollenfilter mit Staub, Ruß und Reifenabrieb sowie Pollen und Bakterien überladen, wird es hygienisch bedenklich für die Insassen – nicht nur für die rund 30 % der Erwachsenen mit Allergie- und Asthmaproblemen.
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