Rauchen gefährdet die Gesundheit – und die Atmosphäre am Arbeitsplatz
Jeder zwölfte Berufstätige ist tabaksüchtig. Die Zahlen und der Trend sind besorgniserregend.
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Sind es Ängste, Sorgen und Nöte? Ist es der Druck im Job, Stress im Privatleben oder schlicht übermäßiger Genuss? Fakt ist: In Deutschland gibt es immer mehr berufstätige exzessive Raucherinnen und Raucher. 2022 sind laut Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse bundesweit 81 von 1000 Beschäftigten wegen einer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Tabakrauschs oder psychischer Probleme aufgrund von Tabak ambulant behandelt worden. Das entspricht rund jeder/jedem Zwölften. Im Vergleich zu 2012 (50 von 1000 Beschäftigten) bedeutet das einen Anstieg von rund 61 %, verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 (76 von 1000 Beschäftigten) ein Plus von gut 6 %. Mit diesen Zahlen wartet die KKH zum Weltnichtrauchertag auf.
Gesundheit: Entschleunigt arbeitet es sich besser
Im Bundesländervergleich leben in Mecklenburg-Vorpommern 2022 die meisten tabaksüchtigen Beschäftigten (103 von 1000). In Hessen verzeichnet die KKH mit 67 pro 1000 hingegen die wenigsten Fälle von behandlungsbedürftigem Tabakkonsum bei Berufstätigen. Den größten Anstieg sowohl im Zehnjahresvergleich als auch während der Corona-Krise registriert die Kasse mit fast 160 bzw. rund 20 % in Thüringen, das geringste Plus in Hessen mit rund 28 % von 2012 auf 2022 und einer Stagnation während der Pandemie.
Raucher stellen ein Risiko für Unternehmen und Kollegenkreis dar
Die einen sagen: Raucherinnen und Raucher arbeiten wegen der vielen Unterbrechungen weniger, die anderen sagen: Raucherpausen wirken inspirierend. Das Thema Tabakkonsum am Arbeitsplatz sorgt immer wieder für Diskussionen. Das Entscheidende aber ist: „Bereits ab einer Zigarette am Tag gefährden Raucherinnen und Raucher ihre Gesundheit“, betont Michael Falkenstein, Experte für Suchtfragen bei der KKH. Mit jeder weiteren Zigarette steigt die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit, von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Krebs deutlich. „Auch E-Zigaretten sind ein Suchtmittel“, so Falkenstein. Sie enthalten ebenfalls gefährliche Stoffe, die zu schweren Erkrankungen führen können.
Digitaler Stress kann die Gesundheit ernsthaft gefährden
Exzessive Raucherinnen und Raucher stellen darüber hinaus ein Risiko für Unternehmen und den Kollegenkreis dar. Denn allein aufgrund ihres übermäßigen Tabakkonsums werden Berufstätige immer wieder krankgeschrieben. Wie bundesweite KKH-Daten zeigen, liegt die durchschnittliche Fehlzeit 2023 bei 21,4 Tagen. Das ist der höchste Wert der vergangenen fünf Jahre und ein starker Anstieg von 55 % im Vergleich zum Vorjahr 2022 (13,8 Tage). Entwickeln Tabaksüchtige in der Folge weitere Krankheiten, fallen sie einmal mehr bei der Arbeit aus. Darüber hinaus leidet auch das Arbeitsklima unter zu starkem Konsum. Misstrauen und Konflikte sind die Folge.
Exzessiver Zigarettenkonsum sollte der Führungskraft gemeldet werden
Hinzu komme, dass eine Tabakabhängigkeit in der Gesellschaft häufig als Lifestyle-Problem bagatellisiert und nicht als Erkrankung wahrgenommen werde, sagt Falkenstein. „Viele Betroffene verharmlosen das Rauchen auch als schlechte Angewohnheit, die man jederzeit wieder aufgeben kann. Sie werden sich ihrer Sucht viel zu spät bewusst und suchen somit auch erst spät Hilfe.“ Der KKH-Experte empfiehlt Mitarbeitern, die Suchtprobleme bei Kolleginnen und Kollegen beobachten, sich an die nächsthöhere Führungskraft oder auch die Betriebsärztin/den Betriebsarzt des Unternehmens zu wenden: „Keinesfalls sollten problematischer Konsum gedeckt und die Auswirkungen durch andere ausgeglichen werden müssen“, betont der Experte. Und: „Viele glauben es nicht, aber Aufhören lohnt sich in jedem Alter. Selbst wer erst als über 60-Jähriger auf Zigaretten verzichtet, senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits innerhalb weniger Jahre erheblich.“