Technik für Menschen mit Handicap
Wenn die Gelenke nicht mehr mitmachen oder die Muskelkraft nachlässt, muss das nicht das Ende eines selbstbestimmten Alltags sein. Raffinierte technische Helfer präsentierten sich kürzlich in Düsseldorf.
Roboterarm greift und hält
Roboter sind Schwerstbehinderten eine große Hilfe. Der Roboterarm Bateo zum Beispiel macht es Menschen mit hoher Querschnittslähmung möglich, selbstständig zu greifen, zu essen, zu trinken, Türen zu öffnen oder Gegenstände aufzuheben – kurz gesagt, ihren Alltag eigenständiger zu bewältigen. Bateo wiegt 7,4 kg, kann Lasten bis 1,5 kg tragen und hat eine Reichweite von 1 m. Er passt an jeden Rollstuhl und kann mit der Rollstuhlsteuerung bedient werden. Seine drei Finger halten kleine und empfindliche Gegenstände ebenso sicher wie große und robuste.
Ballspielen mit Demenz
Spielerisch fördert und aktiviert der intelligente, interaktive Ball des Duisburger Start-ups Ichó-Systems die kognitiven und motorischen Fähigkeiten. Visuelle, haptische und akustische Impulse stimulieren den Anwender in Einzel- und Gruppenübungen. Der Ball reagiert auf Werfen, Fangen, Streicheln, Schütteln, Druck oder Annäherung – dann leuchtet er farbig auf, erzeugt Vibrationen und Klänge. Die gesammelten Daten geben Ärzten, Therapeuten und Pflegefachkräften Einblicke in Reaktionen und Krankheitsbilder. Entwickelt wurde die Hilfe für Menschen mit Demenz, Multipler Sklerose, Autismus oder auch mit Lernbehinderungen. Das Hilfsmittel kommt Ende 2019 auf den Markt und kostet 1200 €.
Steh- und Sitzhilfe
Nach einem Motorradunfall konnte der Koch Peter Lammer seinen Beruf nicht mehr ausüben – bis er mit seinem Partner Bernhard Tichy eine Steh- und Bewegungshilfe zur Entlastung der unteren Extremitäten entwickelte. Standing Ovation ist ein über Kopf montiertes oder freistehendes Drei-Schienen-System, in das ein C-förmiger Bügel mit Sitzhebeeinheit eingehakt wird. Entlang der Schienen kann man sich mit freien Händen im Raum bewegen. Das Gewicht des Körpers wird übers Gesäß auf Standing Ovation übertragen, die Beine werden entlastet, Schmerzen und Schwellungen verringert. Das System ist gedacht als inklusiver Arbeitsplatz und für den Einsatz in der medizinischen Rehabilitation.
Einfach Treppensteigen
Der Elektrorollstuhl Scewo Bro ist ein Schweizer Studentenprojekt und nach Angaben des Ausstellers der weltweit einzige Rollstuhl, der das teilautonome Fahren auf zwei Rädern mit einer Treppensteigfunktion kombiniert. Noch ist er ein Prototyp, soll aber Mitte 2020 in Deutschland verfügbar sein. Der Nutzer kommuniziert über Steuerkonsole oder Smartphone und bedient ihn mit einem Joystick. Im Fahrmodus balanciert sich der Rollstuhl automatisch aus. Integrierte Sicherheitstechnik sorgt dafür, dass er nicht kippen kann. Auf rutschigem Gelände kann in den Rampenmodus umgestellt werden. Beim Treppensteigen greift eine Raupe. Rückenlehne und Sitz sind automatisch verstellbar.
Alles mit einer Hand
Eine PC-Tastatur für Menschen mit Einschränkungen hat Matthaeus Drory aus Eichgraben in Österreich entwickelt. TiPY ist auf die Bedienung mit nur einer Hand zugeschnitten – ganz gleich, ob man Texte schreibt, Tabellen bearbeitet oder Programme mit Tastenkombinationen verwendet. Mit TiPY lassen sich auch die Maus oder andere Geräte bedienen, beispielsweise Digi Pens oder digitale Eingabegeräte. Sie ist die erste Tastatur, die mit der linken und/oder der rechten Hand genutzt werden kann. Die Tastenbelegung macht die Eingabe in zwölf Sprachen möglich. Preis: 160 € zzgl. MWSt.
Rasantes Dreirad
Das Triride kann mit wenigen Handgriffen an die allermeisten Rollstühle angekoppelt werden. Ein intelligentes Bremssystem und ein adaptiver Tempomat sorgen für Sicherheit. Hinzu kommt in diesem Jahr das neue Fahrkomfortsystem MDC (Motion Direct Control), das beim Anfahren an Steigungen und beim Bremsen an Bergen und Abfahrten unterstützt. Aktiviert und deaktiviert wird das MDC mit einem Schalter. Eine Bedieneinheit mit einem Daumengashebel reicht aus, um das Triride zu beschleunigen und abzubremsen.
Vom 18. bis 21. September 2019 dreht sich im Düsseldorfer Messegelände alles um Menschen mit Behinderung, Pflegebedarf und im Alter. 751 Aussteller aus 43 Ländern, darunter 470 internationale Anbieter, präsentieren bei der internationalen Fachmesse REHACARE Hilfen, die neue Chancen für mehr Inklusion und Selbstbestimmung eröffnen. | From 18 to 21 September, attention at the international REHACARE 2019 trade fair to take place at Düsseldorf’s exhibition centre will be focusing on people with disabilities, people requiring care and the elderly. 751 exhibitors from 43 countries, of which 470 are from abroad, present aids that create new opportunities to increase inclusion and independence.
Leichte Zuggeräte lassen sich mit nur wenigen Handgriffen an manuelle Rollstühle koppeln. So sind sie eine günstige Alternative, wenn man nicht auf einen Elektrorollstuhl angewiesen ist. Beim italienischen Modell Trirade sorgen ein intelligentes Bremssystem und ein adaptiver Tempomat für Sicherheit. Das neue Fahrkomfortsystem MDC (Motion Direct Control) hilft beim Anfahren am Berg und beim Bremsen an Abfahrten. Eine Bedieneinheit mit einem Daumengashebel reicht aus, um das Triride zu beschleunigen oder abzubremsen. Das Einstiegsmodell Base mit 540 W Leistung aus einer Lithium-Ionen-Batterie und Edelstahlrahmen wiegt nur 8,4 kg. Erhältlich in fünf Geschwindigkeitsstufen.