Bitkom-Studie: Verbraucher wollen digitale Technik für die Energiewende
Wenn es konkret wird bei der Digitalisierung der Energiewende, ziehen die Menschen in Deutschland gerne mit. So steigt das Interesse an Smart Meter, so eine Umfrage des Bitkom. Generell aber fehlt der Durchblick in der Energiepolitik.
Digitalisierung gilt beim Digitalverband Bitkom als wichtiger Schlüssel für die Energiewende in Deutschland: „Für eine erfolgreiche Energiewende ist die Digitalisierung entscheidend. Nur mit Smart Grids kann die Energie aus Sonne und Wind mit hohen und zugleich wechselhaften Verbräuchen durch E-Autos oder Wärmepumpen ausbalanciert werden“, sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Matthias Hartmann bei der Vorstellung einer repräsentativen Studie. Danach bewertet das auch die Bevölkerung so: Eine große Mehrheit (83 %) sieht in der Digitalisierung eine Chance für die Energiewende – 9 Prozentpunkte mehr als bei der Umfrage 2023, da waren es 74 %.
Interesse an Smart Metering seit Einführung deutlich gestiegen
Der Umfrage zufolge ist das Interesse an der digitalisierten Verbrauchserfassung über ein Smart Meter und dem Smart-Meter-Gateway erneut gestiegen. 2020, zur offiziellen Markteinführung der Geräte in Deutschland, hätten sich 36 % der Menschen in Deutschland offen gegenüber dieser Technologie gezeigt, so der Bitkom, jetzt seien es 63 %. „Smart Meter sind der Schlüssel für eine nachhaltige, digital gesteuerte Energieversorgung“, so Hartmann.
Persönliche Energiewende braucht eine App
Generell wünschen sich die Befragten mehrheitlich, möglichst einfach den digitalen Durchblick auch über ihr persönliches Energieverhalten zu bekommen. „Drei Viertel der Verbraucher oder der Befragten wollen Jagd auf ihre Stromfresser machen“, weiß Hartmann. Sie wollen konkret die Verbräuche von Einzelgeräten identifizieren. Eine entsprechende App auf Smartphone oder Tablet interessiert 59 %, aber erst 2 % haben sie installiert.
Smart Metering: Roll-out kommt tatsächlich an den Start
Auch wenn 18 % eine solche App nicht nutzen wollen und 16 % generell keine Apps nutzen, so zeigt dies eine Offenheit gegenüber Smart-Home-Technologien, die ja zusammen mit einem Smart Meter diese Daten überhaupt erst zur Verfügung stellen können. „Wer gezielt bei viel verfügbarer erneuerbarer Energie die Waschmaschine anstellt oder das E-Auto lädt, betreibt aktiven Klimaschutz und leistet einen Beitrag zur Energiewende“, lobt Hartmann. Auf der anderen Seite sind auch die Hausbesitzer gefragt, auf Basis digitaler Technologien der Gebäudeautomation die Energie- und Prozesseffizienz im Gebäude zu verbessern. „Mithilfe der Digitalisierung können wir effizienter auf erneuerbare Energien umsteigen und die Energiewende sehr schnell und sehr wirksam vorantreiben.“
Drei Viertel befürchten Hackerangriffe aufs Stromnetz
78 % der Befragten der Bitkom-Studie haben Sorge, dass Hacker ein digitalisiertes Stromnetz lahmlegen könnten. Gut die Hälfte fürchtet die Gefahr eines Blackouts. Zwar gilt das deutsche Stromnetz als eines der zuverlässigsten der Welt, aber, so Hartmann: „ Energieversorger müssen sich angesichts anhaltender Warnungen vor Cyberattacken besonders schützen. Die IT-Sicherheit muss weiter gestärkt werden, um frühzeitig Angriffe auf kritische Infrastrukturen erkennen und abwehren zu können.“
93 % haben keinen Durchblick mehr bei energiepolitischen Maßnahmen
Zugleich aber fehlt den Befragten die politische Leitlinie bei der Energiewende, so ein Ergebnis der Bitkom-Umfrage: 93 % haben das Gefühl, bei der Energiepolitik nicht mehr durchzublicken. 85 % fordern, dass es dauerhaft stabile und verlässliche Rahmenbedingungen brauche. 68 % bewerten das Tempo der Energiewende aber dennoch als zu langsam, 14 % als genau richtig. 61 % stimmen der Aussage zu, dass es für die Energiewende möglichst viele Haushalte mit Solaranlagen, Heimspeichern, E-Autos und Wärmepumpen brauche.
Bitkom: Wie Digitalisierung den Klimaschutz voranbringen kann
Hartmann betonte: „Digitale Infrastruktur hilft uns bei der Energieeffizienz und bei der Nachhaltigkeit.“ Daher fordert er, dass „niedrig investive digitale Maßnahmen in die Förderprogramme mit aufgenommen werden sollten, denn der Gebäudebestand in Deutschland braucht mehr Digitalisierung.“ Auch die Energiewirtschaft müsse da mehr tun – insbesondere die für den Smart-Meter-Betrieb zuständigen Messstellenbetreiber. Die sollten „nicht erst warten, bis sie verpflichtet sind“. Es kämen immer mehr Anwendungsfälle, daher sollte das Smart-Meter-Roll-out beschleunigt werden.