Digitalisierung 08. Nov 2024 Von André Weikard Lesezeit: ca. 2 Minuten

Dax Digital Monitor 2024: KI kommt in den Geschäftsberichten an

Der Dax Digital Monitor ist ein Indikator für das Fortschreiten der Digitalisierung in Deutschland. Auf den ersten Blick lassen sich Fortschritte ablesen. In der Detailbetrachtung wird klar: Deutschlands Konzerne bleiben hinter den Möglichkeiten der Technologie zurück.

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Der Dax Digital Monitor ist ein Indikator für das Fortschreiten der Digitalisierung in Deutschland. Auf den ersten Blick lassen sich Fortschritte ablesen. In der Detailbetrachtung wird klar: Deutschlands Konzerne bleiben hinter den Möglichkeiten der Technologie zurück.
Foto: PantherMedia / Yuri Arcurs

„Die Dax-Konzerne haben (endlich) die künstliche Intelligenz (KI) nicht nur für sich entdeckt, sondern setzen diese an vielen Stellen auch schon ein bzw. planen eine zeitnahe intensive Nutzung“, lautet das Fazit von Tobias Kollmann, Inhaber des Lehrstuhls für Digital Business und Digital Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen und Co-Autor des „Dax Digital Monitor 2024“.

Die jährliche Analyse fühlt der Digitalisierung in Deutschlands Dax40-Konzernen anhand ihrer jüngsten Geschäftsberichte auf den Zahn. Und da hat sich einiges getan.

KI taucht siebenmal so häufig in den Dax-Konzernberichten auf wie im Vorjahr

Die erfreuliche Botschaft aus Sicht der Studie: Das Themenfeld „Digitalisierung“ hat erneut an Bedeutung gewonnen. Das lässt sich schon an der Zahl der Nennungen des Begriffs ablesen. Die erfolgt 5340-mal, und damit 22 % häufiger als noch im Vorjahr. Sieben Dax-Unternehmen widmen der Digitalisierung inzwischen einen eigenen Berichtsbereich. Einen gewaltigen Sprung machte auch die Nennung des Themenfeldes „KI“ von 205 Erwähnungen 2023 auf 1440 in den aktuellen Geschäftsberichten. Ganze zwei Dax-Konzerne drücken sich noch völlig um das Thema und erwähnen KI an keiner Stelle (2023: elf Dax-Unternehmen).

Gut die Hälfte der Dax-Unternehmen (58 %) bezieht sich dabei explizit auf „generative KI“. Ein Begriff, der 2023 noch in keinem einzigen Geschäftsbericht zu finden war. Am intensivsten setzen sich laut „Dax Digital Monitor“ die Branchen „Elektronik, Hardware, Software“, „Finanzen“ und „Chemie, Pharma, Medizintechnik“ mit dem Thema auseinander. Das Segment „Maschinenbau, Verkehr, Logistik“ bildet hingegen mit anderen Branchen das Schlusslicht.

Einsatz von KI in erster Linie zur Prozessoptimierung und Automatisierung

Vergleichsweise häufig wird das Stichwort KI im Zusammenhang mit Optimierungspotenzialen zur Steigerung von Effizienz genannt. Ziel ist das Senken von Kosten und die Automatisierung von Prozessen. Die Autoren des „Dax Digital Monitor“ bemängeln aber, dass viel zu wenige Nennungen sich auf die Möglichkeit beziehen, mit KI neue Produkte zu entwickeln. Als Ausnahmen von Unternehmen, die konkrete Anwendungen auf diesem Feld aufzeigen, hat die Studie den Versicherer Munich Re identifiziert, der schon KI-basierte Versicherungsprodukte vertreibt (z. B. aiSure). Bayer setzt KI demnach zur Entwicklung neuer Saatgutprodukte ein und Beiersdorf spricht davon, Produktformeln mithilfe von KI optimieren zu wollen.

Regulierung und Datenschutzvorgaben stehen vielen Anwendungen im Wege

„Je weiter man sich mit einer KI dem Kunden nähert, umso dünner wird es in den Aussagen bei den Dax-Unternehmen“, stellen Kollmann und sein Co-Autor Dirk Stein von der FOM Hochschule fest. Das liege womöglich auch an Regulierungshindernissen. Die Allianz nennt etwa den EU AI Act als Rahmen, an den das eigene „AI Governance Framework“ angepasst werden müsse. Eigene Regeln formulieren auch andere Unternehmen aus dem Finanzsektor, etwa die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Munich Re. Bayer konstatiert gar, dass „regulatorische Änderungen im Bereich der KI zum Tagesgeschäft“ würden. Bei Beiersdorf wünscht man sich eine „verbindliche rechtliche Leitlinie zur Nutzung generativer KI mit Fokus auf Urheberrechtsschutz und Datenschutz“. Fresenius und Porsche haben einstweilen einen internen Leitfaden zur verantwortungsvollen Nutzung von KI verfasst. Das Vakuum, was KI dürfe und was nicht, bleibe aber, resümiert die Studie.

Unternehmen benötigen mehr rechtliche Leitplanken

Anders als in den USA, wo erst Anwendungen geschaffen würden und dann die Regulierung erfolge, „brauchen wir erst die Regeln und schauen dann, welche Innovation möglich ist“, folgert Tobias Kollmann. Ob dies ausreiche, um in Zukunft am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, sei fraglich. Für mehr Mut brauchten die Unternehmen aber offensichtlich mehr rechtlich sichere Leitplanken, die konkrete Vorgaben für einen verbindlichen Corporate AI Codex im Rahmen einer Corporate Digital Responsibility (CDR) machen.

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