Deutschland bei KI nur Mittelmaß
Weltweit sind 14 % der Unternehmen vollständig darauf vorbereitet, künstliche Intelligenz (KI) einzusetzen – in Deutschland lediglich 7 %.
Für den ersten „AI Readiness Index“ von Cisco wurden über 8000 Unternehmen befragt, alleine in Deutschland mehr als 300. Im Vergleich zu sieben anderen EU-Staaten und Großbritannien liegt Deutschland immerhin in den Top 3 dieser Gruppe – allerdings mit deutlichem Abstand zu Schweden und Großbritannien und punktgleich mit Polen. 36 % der deutschen Unternehmen gehören demnach zur Spitzengruppe „Schrittmacher“ oder zur zweitbesten Kategorie „Verfolger“, in Großbritannien und Schweden sind es jeweils bereits 44 %.
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Weltweit rangiert Deutschland bei „AI-Readiness“ im Mittelfeld – allerdings ist ein konkreter Vergleich nur mit den europäischen Nachbarn sinnvoll, da hier ähnliche Standards der Selbsteinschätzungen zu erwarten sind.
In Deutschland gehören nur 7 % der Unternehmen zur Gruppe der Schrittmacher, die als vollständig vorbereitet auf KI gelten. Weltweit sind es 14 %, in ganz Europa und Großbritannien 8 %. In Schweden gelten dagegen 22 % der Unternehmen als Schrittmacher bei der AI-Readiness. Fasst man die ersten beiden Kategorien zusammen („Schrittmacher“ und „Verfolger“), dann teilen sich Großbritannien und Schweden insgesamt den ersten Platz in Europa mit jeweils 44 %. Platz drei teilen sich Deutschland und Polen mit 36 %. Es folgen Italien (34 %), Frankreich und Spanien (je 31 %), dann Schweiz (24 %) und die Niederlande (22 %).
ChatGPT löste KI-Boom aus
Der Start von ChatGPT im November 2022 hat einen beispiellosen KI-Boom ausgelöst. Seitdem hat ein internationales Wettrennen zwischen den Unternehmen begonnen, wer die KI-Möglichkeiten als Erstes gewinnbringend nutzen kann. Inzwischen zeigen sich bereits enorme Unterschiede in der „AI-Readiness“. Cisco hat dafür in 30 Ländern Unternehmen anhand der KI-Voraussetzungen „unter der Motorhaube“ bewertet – also deren Strategie, Infrastruktur, Datenhaltung, Governance, Fachpersonal und Unternehmenskultur mit Bezug auf KI untersucht.
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Über alle Ländergrenzen hinweg sagen fast alle Befragten (97 %), dass die Dringlichkeit für den Einsatz von KI-Technologien in ihrem Unternehmen in den letzten sechs Monaten zugenommen hat. Hier werden IT-Infrastruktur und Cybersicherheit als die Bereiche mit der höchsten Priorität genannt. Zu wenig Tempo hätte direkt negative Auswirkungen: 61 % glauben, dass sie maximal nur ein Jahr Zeit zur Implementierung einer KI-Strategie haben, ansonsten wird ihr Geschäft erheblich beeinträchtigt. Weltweit sind 84 % der Meinung, dass KI einen erheblichen Einfluss auf ihre Geschäftsabläufe haben wird. Doch 81 % sehen große Herausforderungen, KI mit ihren in Silos verteilten Daten zu nutzen.
„Alle Unternehmen weltweit wollen KI für ihre Geschäfte nutzen, aber es gibt ein großes Gefälle, inwieweit sie dazu auch in der Lage sind. In Deutschland gibt es einige Exzellenz-Cluster, aber in der Breite ist die Eintrittsschwelle zu hoch, um KI einzusetzen“, sagt Christian Korff, Mitglied der Geschäftsführung Cisco Deutschland und Leiter der Bundesfachkommission „Künstliche Intelligenz und Wertschöpfung 4.0“ des Wirtschaftsrats der CDU.
Deutsche Unternehmen sind in keiner KI-Kategorie führend – weder global noch in Europa
Die besten Werte erreichten deutsche Unternehmen noch im Bereich Strategie. 69 % von ihnen gehören hier zu den beiden fortgeschrittenen Kategorien Schrittmacher und Verfolger, global sind es 73 %. In Europa befindet sich Deutschland gleichfalls im Mittelfeld: Während in Schweden 86 % der Unternehmen zu diesen beiden Kategorien gehören, sind es in Italien 73 %, in Großbritannien und der Schweiz 71 %, in Spanien 66 %, Polen 64 %, in den Niederlanden 48 % und in Frankreich 30 %.
Deutschen Unternehmen ist bewusst, dass sie eine klare Strategie brauchen, um KI effektiv einzusetzen. 95 % der Unternehmen hierzulande besitzen diese bereits oder arbeiten daran. Allerdings sagt die Existenz einer Strategie noch nichts über ihre Qualität aus. Bei der Einführung von KI legen die Firmen hierzulande ihren Schwerpunkt vor allem auf die Steigerung von Produktivität und Effizienz (58 %), gefolgt von einer verbesserten Kundenerfahrung (53 %). Die Erschließung neuer Einnahmequellen rangiert dagegen auf dem letzten Platz (28 %). Ähnlich niedrig wird derzeit ebenfalls der KI-Einsatz für die Belegschaft priorisiert (29 %), wenngleich gerade Anwendungen wie Videokonferenzen wesentlich von künstlicher Intelligenz profitieren.
KI krempelt nicht nur die IT um
Vergleichsweise gut stehen deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich im Bereich der KI-Expertise ihrer Mitarbeitenden da (Kategorie Talente: 47 %). In Europa befindet sich nur Schweden mit 63 % vor Deutschland. Es folgen UK (45 %), Italien (44 %), Schweiz (43 %), Polen (40 %), die Niederlande und Frankreich (beide 35 %). Im globalen Schnitt gehören allerdings 53 % der Unternehmen zu den beiden fortgeschrittenen Kategorien.
Deutschland und KI: Bei Infrastruktur und Daten mangelhaft
Weniger gut aufgestellt für ihre „AI-Readiness“ sind deutsche Unternehmen in den Bereichen Infrastruktur und Daten. Bei der Infrastruktur gehören nur 34 % der deutschen Unternehmen zu den beiden fortgeschrittenen Kategorien, global sind es durchschnittlich 47 %. Ähnlich sieht es im Bereich Daten aus: Hier befinden sich nur 31 % der Firmen hierzulande in diesen Kategorien, weltweit 43 %. In beiden Bereichen liegen Großbritannien und Schweden klar vor Deutschland, Italien und Polen auf ähnlichem Niveau, die Niederlande, Frankreich, Spanien und die Schweiz deutlich dahinter.
„Die genutzte Infrastruktur bestimmt in hohem Maße die KI-Fähigkeiten eines Unternehmens, doch aktuell ist sie in Deutschland oft noch nicht bereit für einen hochskalierten Einsatz von künstlicher Intelligenz“, ergänzt Christian Korff. „Zwei Drittel der deutschen Unternehmen sagen, dass ihre Infrastruktur nur begrenzt skalierbar ist.“ Auch auf den deutlich steigenden Stromverbrauch durch KI (60 %) und zunehmende Gefahren der Cybersecurity sind sie nicht vollständig vorbereitet (35 %).“ Immerhin: Knapp ein Drittel (29 %) nimmt Bedrohungen ihrer Cybersicherheit im Zusammenhang mit KI und maschinellem Lernen wahr und weist ihnen einen hohen Stellenwert zu.