Die CD wird 40 Jahre alt – und ist noch in Gebrauch
Die Musikbranche wurde durch den Wechsel weg von analogen Tonträgern ordentlich umgepflügt. Im Musikmarkt brachte die Compact Disc den Durchbruch der digitalen Musik. Die ersten CDs wurden vor 40 Jahren in Hannover produziert. Mittlerweile dominieren Internetdienste den Musikmarkt.
Ein Laserstrahl tastet eine spiegelnde Scheibe nach digitalen Musikinformationen ab. Die Scheibenform der Compact Disc (CD) erinnerte noch an ihre Vorgängerin, die Schallplatte, doch technisch war es ein Neuanfang. Am 17 August 1982 startete die CD-Produktion im Polygram-Werk Hannover-Langenhagen. Der Aufstieg der Silberscheiben war stetig, aber nicht blitzartig. Die VDI nachrichten schreiben 1988: „Vielen Plattenproduzenten dämmert inzwischen, dass die Einführung der Compact Disc nicht über Nacht zum Ende der ‚schwarzen Scheiben‘ führt, sondern dass diese noch eine Weile beträchtliche Marktanteile behaupten werden.“
Und trotzdem hatte die silberne Scheibe vor 40 Jahren das Zeitalter der digitalen Musik begründet. Das bedeutete nicht nur sauberen Sound ohne das Rauschen einer Musikkassette oder das Knacken der Nadel in Schallplattenrillen, sondern auch die Umwandlung der Songs in Dateien mit Zahlenreihen aus Einsen und Nullen. Diese legte den Grundstein dafür, ganz auf physische Tonträger verzichten zu können. Denn ab da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Musik hauptsächlich übers Netz verbreitet wurde – wie heute mit Streaming-Diensten.
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CD bringt auch Diodenlaser voran
Auch auf technischer Seite bewegten die CD und ihre Diodenlaser ebenfalls einiges, wie den VDI nachrichten 1990 das VDI Technologiezentrum attestiert: „Die enorm gestiegene Nachfrage nach Diodenlasern durch den Compact-Disc-Markt (CD) und die neuen optischen Speichermedien, wo die He-Ne-Laser zunehmend durch Dioden verdrängt werden, versprechen weitere Schrittmacherdienste.“ Helium-Neon-Laser nutzen die beiden Edelgase zur Laserlichterzeugung und sind gegenüber Diodenlasern teurer und komplexer. Die CD lieferte also einer günstigeren Lasertechnik Vorschub.
CD bringt Multimedia-Inhalte ins Wohnzimmer
Und neben Musik spielten auch Multimedia-Inhalte auf Daten-CDs eine Rolle, wie die VDI nachrichten 1991 berichten: „Schließlich kann auch der private Konsument auf Multimedia zurückgreifen. Eine interaktive Compact Disc zaubert bewegte Bilder auf das heimische Fernsehgerät, wobei der Betrachter die zeitliche Folge, Ausschnitte oder Vergrößerungen selbst steuern kann.“
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Am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen entwickelte ein Team um Professor Karlheinz Brandenburg dann allerdings das Format MP3, einen der Sargnägel für die CD-Vorherrschaft. Damit ließen sich Musikdateien auf etwa ein Zehntel der CD-Größe reduzieren. Außerdem konnte jede oder jeder eine CD kopieren, denn außer dass das spezielle CD-Dateiformat konvertiert werden musste – den Vorgang nennt man „rippen“ –, gab es anders als etwa bei der DVD keine Hürden. Denn in der Spezifikation der CD war kein Kopierschutz vorgesehen.
Auch 2021 wird die CD noch immer millionenfach verkauft
Noch heute werden Musik-CDs verkauft, genau wie Schallplatten. Der iPod von Apple, der bekannteste MP3-Player und viel beschworene Nachfolger der CD, wird nicht mehr hergestellt. Das Streaming wurde zum neuen Heilsbringer der Musikindustrie. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz der Branche in Deutschland bis auf 1,96 Mrd €. Diese verteilen sich jedoch anders als früher. Annähernd 68 % davon brachte das Streaming ein, nur noch 3 % Kauf-Downloads. Die CD kam immerhin auf 16,3 %. Aus Langenhagen kommt sie allerdings nicht mehr: Das dortige CD-Werk schloss 2017. 2021 wurden im weltgrößten Musikmarkt, in den USA, aber immerhin noch 46,6 Mio. CDs verkauft. Ein Ende ist – wie bei der Schallplatte – noch immer nicht in Sicht.
mit Material von dpa