Gamer geben weniger Geld aus als im Vorjahr und sind gesellig
Wer Computerspiele spielt, vereinsamt? Eine Studie des Branchenverbandes Bitkom im Vorfeld der Spielemesse Gamescom, die morgen offiziell ihre Tore öffnet, belegt das Gegenteil.
Knapp neun von zehn Gamern und Gamerinnen (87 %) spielen zusammen mit anderen – 43 % regelmäßig. Zwei Drittel (67 %) spielen Games im Freundeskreis, mit der Familie oder anderen Bekannten zu Hause. 58 % spielen mit anderen Menschen im Netz. Dabei kennen 55 % ihre Onlinespielpartner und -partnerinnen, 54 % spielen online mit Unbekannten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 1100 Personen in Deutschland ab 16 Jahren.
Viele Gamer und Gamerinnen suchen laut Bitkom bewusst die Gesellschaft anderer. Rund die Hälfte (49 %) spielt Video- oder Computerspiele, um mit anderen Menschen Zeit zu verbringen – unter den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 59 %. Jede und jeder Zehnte (10 %) möchte beim Gaming auch neue Menschen kennenlernen.
Insgesamt sind die Gründe für Gaming vielfältig. Die meisten spielen, um Spaß zu haben (77 %). Zwei Drittel der Gamer und Gamerinnen (66 %) vertreiben sich mit digitalen Spielen die Zeit. 44 % suchen durch Gaming Ablenkung und 35 % Entspannung. Ein Viertel (25 %) möchte dadurch Erfolgserlebnisse haben und fast genauso viele (23 %) wollen so Aggressionen abbauen. Des Weiteren spielen 28 % Video- oder Computerspiele und hier insbesondere die Jüngeren zwischen 16 und 29 Jahren (35 %), um dabei Wissen zu erwerben.
Für die mentale Fitness – etwa zur Stärkung der Konzentrations- oder Reaktionsfähigkeit – spielen vor allem Ältere ab 65 Jahren (48 %). Insgesamt nutzt ein Viertel (26 %) Games, um mental fit zu bleiben. 14 % wollen durch Gaming ihre körperliche Fitness erhalten oder steigern.
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Mehr als 37 Mio. Menschen in Deutschland spielen Video- und Computerspiele
Seit Beginn der Coronapandemie ist die Zahl der Gamer und Gamerinnen noch einmal deutlich angestiegen. Während im Jahr 2019 rund vier von zehn Menschen in Deutschland (43 %) angaben, zumindest hin und wieder Video- oder Computerspiele zu spielen, ist es heute mit 54 % die Mehrheit der Gesellschaft – über 37 Mio. Menschen in Deutschland ab 16 Jahren. Frauen (54 %) und Männer (54 %) spielen gleichermaßen. Besonders stark ist die Zahl der Gamer und Gamerinnen zwischen 50 und 64 Jahren gewachsen: Spielten im vergangenen Jahr erst 40 % der Menschen in diesem Alter Games, sind es in diesem Jahr bereits 54 %. Unter den Älteren ab 65 Jahren spielen 18 %. Am beliebtesten sind Video- und Computerspiele bei 16- bis 29-Jährigen mit 88 %, gefolgt von den 30- bis 49-Jährigen mit 71 %.
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Neun von zehn Gamern unter 50 Jahren spielen auf dem Smartphone
Das Smartphone (83 %) bleibt das meistgenutzte Gaming-Gerät (2021: 84 %). Unter Gamer und Gamerinnen zwischen 16 und 49 Jahren spielen neun von zehn mobil auf dem Smartphone (89 %) und auch unter 50- bis 64-Jährigen (86 %) ist das Gerät besonders beliebt. Lediglich die Gruppe ab 65 Jahren (28 %) spielt nur selten auf Smartphones – hier wird der stationäre Desktop-PC (52 %) am häufigsten zum Spielen genutzt.
72 % geben Geld für Gaming aus
Nachdem zu Beginn der Coronapandemie viele Nutzerinnen und Nutzer erstmals für Games gezahlt haben, geht dieser Trend jetzt wieder leicht zurück – bleibt jedoch über dem Vor-Corona-Niveau. So geben mit 72 % etwas weniger Spielerinnen und Spieler Geld für Gaming aus als noch vor einem Jahr, als es 76 % waren. Mehr als ein Drittel (37 %) macht In-Game-Käufe und zahlt etwa für die persönliche Ausrüstung oder Grundstücke in einem Spiel. Fast genauso viele (34 %) geben Geld für den Onlinekauf oder den Download von Spielen aus.
Nur noch 9 % gehen zum niedergelassenen Händler, um Video- oder Computerspiele zu kaufen. Die Zahl der Spieleabos geht ebenfalls zurück: Vor einem Jahr hatten 58 % mindestens ein Gaming-Abo, in diesem Jahr ist es mit 51 % nur noch etwas mehr als die Hälfte der Gamer und Gamerinnen. Spielerinnen und Spieler, die Geld für Gaming ausgeben, greifen im Vergleich zum Vorjahr etwas weniger tief in die Taschen – im Schnitt zahlen sie 23 € pro Monat für Video- oder Computerspiele (2021: 26 €). 10 % geben weniger als 10 € monatlich aus, 9 % zahlen 50 € und mehr. Allerdings sind einige auch bereit, für ihr Lieblingsspiel Geld in ihre Hardware wie Konsole, PC oder Notebook zu stecken. So haben 16 % aller Gamer und Gamerinnen schon einmal neue Hardware gekauft, nur um ihr Lieblingsspiel spielen zu können.
Die Gamescom in Köln wird heute um 20 Uhr mit der „Opening Night Live“ eröffnet. Rund 2000 Zuschauer und Zuschauerinnen werden vor Ort sein. Millionen werden am PC das Event verfolgen. Morgen wird die Messe, die bis zum 28. August läuft, offiziell eröffnet. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der derzeit in Kanada ist, hat seine Teilnahme kurzfristig abgesagt, er sendet eine Videobotschaft.
Lesen Sie mehr zur Games-Branche und ihren Impulsen für andere Branchen im Fokus der kommenden VDI nachrichten (17/22). Die Ausgabe erscheint am Freitag, 26. 8. 2022.