Generative KI: Warum Unternehmen jetzt handeln müssen
Auf der diesjährigen EUKO stellt Julia Duwe, Partnerin bei Roland Berger, die Ergebnisse einer neuen Studie zu Transformationsprozessen durch generative KI vor. Ihre Botschaft ist klar: Unternehmen müssen jetzt handeln, um nicht den Anschluss zu verlieren. Die Studie beleuchtet Chancen und Herausforderungen für Führungskräfte und gibt konkrete Handlungsempfehlungen – von KI-Strategie über Infrastruktur bis hin zu Change Management.
Längst nicht alle Firmen beschäftigen sich bereits mit künstlicher Intelligenz (KI). Warum Unternehmen beim Einsatz von generativer KI nicht zögern sollten, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie.
„Wir haben hier es mit einer Entwicklung zu tun, die wird unsere Welt verändern, die wird einfach vorwärtsgehen“, ist Julia Duwe überzeugt. Darum dürfen Unternehmen beim Thema generative KI nicht zögern. Duwe ist Partnerin bei Roland Berger und forscht zusätzlich im Gebiet Ambidextrie in Führung und Organisation. Auf der interdisziplinären Jahreskonferenz der europäischen Forschungskooperation, kurz EUKO, stellte sie die neue Studie der Unternehmensberatung zum Thema Transformationsprozesse durch generative KI vor.
Die Geschäftsführungen müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen, betont Duwe: „Wenn ich’s nicht mache, machen es die anderen.“ Der Durchbruch generativer KI in den letzten Jahren stellt die Technologie der breiten Masse zur Verfügung. War früher der Einsatz künstlicher Intelligenz noch mit großen Hürden verbunden, sorgen nach Einschätzung der Expertin Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT oder Gemini heute für einen spielend leichten Einsatz von KI in Unternehmen.
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Im Rahmen der Untersuchung betrachtete Roland Berger diese Entwicklung und erarbeitete konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen. Dazu führten die Berater Interviews mit diversen Fachexperten durch. Neben Anbietern von LLMs nahmen auch einige Tech-Start-ups an diesen Interviews teil. Anschließend folgten Befragungen von über 100 Top-Managern aus verschiedenen Sektoren.
Was Unternehmen von KI erwarten
Eine Kernfrage drehte sich um die Chancen von generativer KI. So erwarten die Teilnehmer Qualitätsverbesserungen in den Bereichen Kundenbeziehung sowie Sales und Marketing. Gleiches gilt auch bei Forschung und Entwicklung sowie Qualitätskontrolle. Ähnliche Ergebnisse finden sich in der Automatisierung. In den Bereichen Vertrieb, Marketing und Kundenbeziehungen sehen 64 % der Befragten ein hohes Automatisierungspotenzial. Auf die Frage, wie weit die Transformationsprozesse fortgeschritten sind, antworteten nur 19 % der Führungskräfte, dass sie generative KI bereits gut in die eigenen Prozesse integriert haben. Hervorzuheben ist die Diskrepanz zwischen dem erwarteten Einfluss und dem tatsächlichen Fortschritt innerhalb der Firmen.
„Ich glaube, das Bewusstsein ist da, die Reise liegt vor uns und wir müssen sie in Angriff nehmen“, erläutert Duwe. Die Studie spiegele bei dieser Frage eindeutige Unterschiede zwischen verschiedenen Industrien wider. In klassischen Produktionsbetrieben geben lediglich 4 % an, die Technologie intensiv zu nutzen. Doch wie können Unternehmen die Mammutaufgabe bewältigen, generative KI in die eigenen Prozesse zu integrieren?
Laut Julia Duwe benötigen die Befragten vor allem Unterstützung in den Bereichen KI-Strategie, Infrastruktur und Change Management. Doch wie sollte der Transformationsprozess organanisiert werden? Hier rät Duwe: „Grundsätzlich ist aber zu empfehlen, dass Unternehmen eine zentrale Governance aufbauen und dann die verschiedenen Bereiche und Aktivitäten unterstützen und orchestrieren.“ Am besten sei es, wenn eine KI-Einheit direkt an das obere Management berichte. Dabei dürfe das Thema Infrastruktur und Datenmanagement keinesfalls unter den Tisch fallen. Es erfordert laut Duwe eine Kombination aus einer Top-Down- und Bottom-up-Strategie, um erfolgreich zu sein. Während das Management die Veränderung abwickele, müsse es laufend auf das Feedback der Anwender eingehen und entsprechend reagieren.
KI-Transformation im Unternehmen laufend begleiten
Damit ein so massiver Umbruch Erfolg haben könne, benötige es intensives Change Management. Zu Beginn müssen die Führungskräften ins Boot geholt werden. Zeitgleich zur Schulung des Managements empfiehlt Roland Berger ein großflächiges „Upskilling-Programm“ durchzusetzen. Hier sollte ständig in die Kommunikation gegangen werden, da es sich um eine laufend verändernde Technologie handelt, deren mögliches Potenzial rasant zunimmt. Die Untersuchung konnte zeigen, dass neue LLMs wie GPT 4 Turbo oder Gemini 1.5 Pro 2M bereits deutlich mehr Daten verarbeiten können als ihre Vorgänger.
Mehrtägige und einmalige Lehrgänge gehören laut der Wirtschaftswissenschaftlerin damit der Vergangenheit an. Stattdessen rät sie: „Im laufenden Alltag mache ich nebenbei noch ein Training mit. Das geht halt hier ’ne halbe Stunde, da mache ich noch was. Das muss eingewoben werden in den Alltag. Das ist ein ganz anderer Ansatz in das Thema Learning Journey.“ Ebenso wichtig ist es Stakeholdergruppen wie Betriebsräte proaktiv zu begleiten und auf ihre Ängste einzugehen.
Nicht zögern, aber KI-Mehrwert für das Unternehmen im Blick behalten
Eine Sache macht die erfahrene Unternehmensberaterin Julia Duwe immer wieder klar: Unternehmen dürfen beim Thema generative KI nicht zögern. Wer darauf warte, bis die Technologie irgendwann fertig sei, werde für immer warten. In dieser Zeit preschen andere bereits vor, probieren aus und sammeln wichtige Erfahrungen, betont Duwe.
Doch bei all der KI-Euphorie müssen Entscheidungsträger aufpassen, nicht das Wesentliche aus den Augen zu verlieren und sich folglich in Projekten zu verlieren. Stattdessen empfiehlt die Studie, sich bewusst zu machen, wo die Technologie einen konkreten Mehrwert bringen kann, und sich zunächst auf Geschäftsfelder mit hohem Potenzial zu konzentrieren, beispielsweise im Bereich der Kosteneinsparungen. Mit einer ausgefeilten Organisationsstruktur, gutem Change Management und klaren Zielen können Transformationsprozesse im Bereich generative KI erfolgreich umgesetzt werden, bringt die Unternehmensberatung auf den Punkt.