Corona treibt digitale Aufrüstung in Firmen 16. Nov 2020 Von Regine Bönsch Lesezeit: ca. 3 Minuten

Gewinner und Verlierer der Digitalisierung

In der deutschen Wirtschaft könnte die mit der Pandemie einhergehende verstärkte Digitalisierung auch zu einer Spaltung führen.


Foto: panthermedia.net/IgorTishenko

Die Digitalisierung hat in der deutschen Wirtschaft durch die Corona-Pandemie stark an Bedeutung gewonnen hat. Das attestiert eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Branchenverbands Bitkom unter 605 Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitern. Doch zugleich wurden bei vielen Unternehmen die Defizite der bisherigen Digitalisierungsbemühungen klar. Es bestehe die Gefahr einer weiteren Zunahme der digitalen Spaltung in der Wirtschaft, so heißt es beim IT-Verband.

„Die Corona-Pandemie ist eindeutig ein Digitalisierungstreiber für die deutsche Wirtschaft“, erklärte heute Morgen Bitkom-Präsident Achim Berg bei der Vorstellung der Studie. „Die gute Nachricht ist: Die Unternehmen wollen etwas tun und die Digitalisierung vorantreiben. Die schlechte Nachricht: Längst nicht alle sind dazu in der Lage.“

Mit Digitalisierung besser durch die Krise

Mehr als acht von zehn Unternehmen geben an, dass durch die Corona-Pandemie die Digitalisierung für das eigene Unternehmen an Bedeutung gewonnen hat. 86 % sagen dies für die gesamte Wirtschaft. Ein Rekordwert von 97 % der Unternehmen sieht im November die Digitalisierung vor allem als Chance für das eigene Unternehmen, im April lag der Wert mit 90 % noch deutlich darunter. 70 % glauben, dass Unternehmen, deren Geschäftsmodelle bereits digitalisiert sind, besser durch die aktuelle Krisenzeit kommen. Unternehmen könnten sich immunisieren, indem sie sich konsequent digital aufstellen, davon ist Berg überzeugt.

Grafik: Bitkom

Jedes dritte Unternehmen befürchtet Insolvenz

Doch die Pandemie hat auch die deutsche Wirtschaft hart getroffen. Zwei Drittel der befragten Firmen sind nach eigener Einschätzung bisher „sehr schlecht“ (40 %) oder „eher schlecht“ (29 %) durch die Pandemie gekommen. Nur 29 % sind mit Blick auf Corona hingegen „eher gut“ bis „sehr gut“ unterwegs. Beinahe zwei Drittel glauben, dass sie am Ende geschwächt dastehen. Rund jedes dritte Unternehmen hält es sogar für „eher wahrscheinlich“ (20 %) oder „sehr wahrscheinlich“ (12 %), dass es in direkter Folge der Corona-Pandemie Insolvenz anmelden muss.

Nur jeder Vierte sieht sich als Vorreiter

Manager sehen durch die verstärkte Beschäftigung mit der Digitalisierung im Zuge der Corona-Pandemie den Stand im eigenen Unternehmen kritisch. Nur jeder Vierte sieht sich als Vorreiter bei der Digitalisierung. Im April lag der Wert noch bei 36 %, 2019 sogar bei 39 %. Sie sind selbstkritischer geworden. Aktuell räumen 71 % ein, zu den Nachzüglern zu gehören – verglichen mit 60 % im April und 55 % vor einem Jahr. Gefragt nach einer Bewertung des Digitalisierungsstands auf einer Schulnotenskala, geben die Manager ihrem Unternehmen gerade einmal ein „befriedigend“ (3,4). Berg bleibt allerdings optimistisch: „Daraus darf jetzt aber auf keinen Fall Resignation folgen, wir müssen an die Arbeit gehen.“

Aus Bitkom-Sicht ist ermutigend, dass Corona die Digitalisierung in den Unternehmen voranbringen wird. 61 % erwarten ganz allgemein einen Innovationsschub. Etwas mehr als die Hälfte rechnet damit, dass die Corona-Pandemie die Digitalisierung im Unternehmen langfristig vorantreiben wird.

Angebote: Homeoffice und digitale Weiterbildung

Konkret ergreifen die Unternehmen in drei Bereichen Digitalisierungsmaßnahmen: bei der Technologie, bei Geschäftsprozessen und den Mitarbeitern. 75 % haben neue Software angeschafft oder planen dies, 70 % haben Hardware wie Laptops und Smartphones gekauft oder haben dies vor. Die Tendenz zum Homeoffice hat noch weitere Folgen. Satte 58 % haben eine digitale Infrastruktur wie VPN-Zugänge oder ein Intranet aufgebaut oder planen dies. Rund 80 % der Unternehmen nutzen seit März Videokonferenzen, digitale Kollaborationstools wie Microsoft Teams oder Slack statt persönlicher Treffen. Ebenso ist die Digitalisierung von Dokumenten und Signaturen en vogue.

Für ihre Mitarbeiter haben 70 % Homeoffice-Möglichkeiten eingeführt, 43 % bieten digitale Weiterbildung an. Mehr als ein Drittel setzt bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitern auf digitale Plattformern. „Alle befragten Unternehmen haben irgendetwas unternommen, um selbst digitaler zu werden“, erklärt Bitkom-Präsident Berg. „Erfolg entsteht aus einer Kombination von der Einführung neuer Technologien, der Digitalisierung der eigenen Prozesse und insbesondere der Qualifizierung der Mitarbeiter.“

Wichtigstes Ziel all dieser Maßnahmen ist der Studie zufolge, die Arbeitsfähigkeit des eigenen Unternehmens in der Krise sicherzustellen, doch fast jedes zweite Unternehmen plant auch, nachhaltig zu digitalisieren, um neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Hemmnisse: Geld und Fachkräfte

Die größten Hürden für die Unternehmen bei der Digitalisierung sind der Datenschutz (69 %), die Anforderungen an die technische Sicherheit (58 %) und fehlende Fachkräfte (55 %). Verglichen mit früheren Befragungen, werden deutlich häufiger fehlende finanzielle Mittel genannt. Das gilt aktuell für 43 %, im April waren es nur 25 %, 2019 sogar nur 20 %.

Achim Berg weiß aber auch: „Es besteht die Gefahr, dass der Digitalisierungsschub durch Corona zu einer noch tieferen Spaltung in der deutschen Wirtschaft führt. In Unternehmen, die weitgehend im Analogen verharren, und in Unternehmen, die bei der Digitalisierung mit Tempo vorangehen.“ Denn nicht alle kommen bei der verstärkten Digitalisierung mit. So geben zwar 43 % an, dass sich ihre Investitionen in die Digitalisierung seit Corona erhöht haben, bei 30 % sind die Investitionen aber gesunken.

Kooperationen und Leuchtturmprojekte vonnöten

Dafür geben die Befragten eine Vielzahl von Gründen an. Ganz oben stehen fehlende finanzielle Mittel durch die Folgen der Corona-Pandemie (66 %). Da die Existenz so manches Unternehmens gefährdet ist, wurden auch Projekte verschoben und andere Prioritäten gesetzt. Ebenfalls eine Mehrheit beklagt fehlende fachliche Expertise (54 %) und fehlende Zeit für Digitalisierungsmaßnahmen in der Pandemie (52 %).

„Die Politik hat in der Corona-Krise rasch gehandelt und eine Vielzahl von Hilfsmaßnahmen für die Unternehmen auf den Weg gebracht. Künftig sollten Mittel vor allem in Digitalisierungsprojekte investiert werden“, fordert Berg und setzt zugleich auf Kooperationen, den Austausch von Digitalisierungs-Know-how und viele sichtbare Leuchtturmprojekte.“

Ein Beitrag von:

Stellenangebote

DLG TestService GmbH

Prüfingenieur (m/w/d) Fahrzeugtechnik / QMB

Groß-Umstadt
GKS-Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt GmbH über dr. gawlitta (BDU)

Geschäftsführer (m/w/d) bei einem Unternehmen der Energiewirtschaft

Schweinfurt
Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen

Ingenieur/in (m/w/d), mit Schwerpunkt Tiefbau, für den Landesbau

Frankfurt (Oder) oder Potsdam
NORDEX GROUP

BOP (Balance of Plant) Electrical Engineer (m/w/d)

Hamburg
Hochschule Anhalt

Professur Medizintechnik

Köthen
Westfälische Hochschule

Professur Künstliche Intelligenz und Industrielle Automation (W2)

Gelsenkirchen
Leibniz Universität Hannover

Universitätsprofessur für Turbomaschinen und Fluid-Dynamik

Hannover
Fachhochschule Münster

Ingenieur*in (TGA) im Labor Gebäudetechnik (w/m/d)

Steinfurt
Hochschule Fulda

Professur (W2) Angewandte Biotechnologie insbes. Zellkulturtechnik

Fulda
Justus-Liebig-Universität Gießen

Ingenieur/in oder staatl. gepr. Techniker/in Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik oder Meister/in im Installateur- und Heizungsbauerhandwerk (m/w/d)

Gießen
Zur Jobbörse

Das könnte Sie auch interessieren

Empfehlungen des Verlags

Meistgelesen