Industrielle KI: „Wir haben das Zeug zur Weltspitze“
Die Mehrheit der Deutschen (60 %) wünscht sich laut Bosch einen vermehrten Einsatz von industrieller KI, wie etwa bei der Herstellung von Autos oder Flugzeugen.
Gerade beim KI-Einsatz im industriellen Umfeld, etwa in der Qualitätskontrolle, zur Verbesserung der Energieeffizienz oder der Effizienz in der Fertigung, sei das Fach- und Domänenwissen in Deutschland und Europa einzigartig, sagte Michael Bolle, Bosch-Geschäftsführer sowie Chief Digital Officer und Chief Technology Officer, am Dienstag bei der digitalen Vorstellung des „Bosch KI-Zukunftskompass“. „Deutschland und Europa haben in der industriellen KI das Zeug zur Weltspitze“, ist Bolle überzeugt. Laut dem KI-Zukunftskompass denkt eine Mehrheit der Deutschen (53 %), dass der Einsatz künstlicher Intelligenz für Unternehmen notwendig sei, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. 42 % der Befragten glauben, dass große Probleme, wie beispielsweise Krankheiten oder Klimawandel, durch künstliche Intelligenz besser gelöst werden können.
Der Zukunftskompass wurde von der Gesellschaft für Innovative Marktforschung mbH (GIM) im Auftrag von Bosch erstellt. 1000 Deutsche ab 18 Jahren wurden repräsentativ nach ihrer Haltung zur künstlichen Intelligenz befragt.
Vertrauen ist entscheidend: Klarer ethischer Rahmen notwendig
Während sich in der industriellen KI eine Mehrheit der Deutschen (60 %) – etwa bei der Herstellung von Autos, Flugzeugen oder in der Raumfahrt – einen stärkeren Einsatz von industrieller KI wünscht, sind in anderen Einsatzbereichen, etwa in der Krankenpflege oder bei der Anlageberatung, die Zustimmungsraten für den KI-Einsatz mit 40 % bzw. 31 % deutlich geringer. Auch bei juristischen Entscheidungen oder der Vorauswahl von Kandidaten für eine offene Stelle vertrauen die Deutschen einem Menschen deutlich mehr als einer Maschine. Deshalb brauche man laut Bolle klare, moralisch begründete Leitlinien nicht nur in Deutschland, sondern auf europäischer Ebene. „KI-Anwendungen werden sich nur dann durchsetzen, wenn Kunden und Anwender ihnen vertrauen.“ Bosch habe sich mit einem KI-Kodex schon Anfang des Jahres einen klaren ethischen Rahmen gesteckt, so der Technik- und Digitalchef des Unternehmens: „Wir haben uns klar verpflichtet, dass KI dem Menschen dienen soll und nicht umgekehrt. Der Mensch muss immer die Kontrolle über die KI behalten.“ So fordern auch 85 % der Befragten, dass der Mensch die letzte Instanz beim Einsatz von künstlicher Intelligenz sein müsse.
Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen
Unabhängig von der grundsätzlichen Einstellung gegenüber KI seien sich die Befragten über die Chancen und Risiken weitgehend einig. Zu den am häufigsten genannten Vorteilen gehören Stichworte wie „Effizienz“, „Fortschritt“ und „bessere (Arbeits-) Ergebnisse“, während Begriffe wie „Überwachung“, „Gefühllosigkeit“ oder „fehlender Datenschutz“ die Negativskala anführen.
„Der Bosch KI-Zukunftskompass zeigt, dass wir noch mehr über künstliche Intelligenz sprechen müssen“, so Michael Bolle: „Kunden und Anwender müssen nachvollziehen können, auf welchen Grundlagen eine KI bestimmte Entscheidungen trifft.“ Das sei ein Diskurs, der auf gesellschaftlicher, und nicht allein auf wirtschaftlicher Ebene zu führen sei.
Diskussionen auf Faktenbasis
Der „Bosch KI-Zukunftskompass“ zeige zudem: Je ausgeprägter die Kenntnisse im Bereich KI, desto höher ihre Akzeptanz in der Bevölkerung. So bewerten 81 % aller Befragten, die sich selbst als technologieaffin einschätzen und nach eigenem Dafürhalten über fundiertes Wissen in dem Bereich verfügen, Künstliche Intelligenz als grundsätzlich positiv. In der Gruppe derjenigen, die sich selbst als wenig techniknah und eher uninformiert einschätzen, liegt die Zustimmung bei lediglich 27 %.
„Chancen und Risiken jeder KI müssen offen und faktenbasiert diskutiert werden“, so Bolle. Für einen konstruktiven und vorurteilsfreien Austausch sei dabei eine verbesserte Vermittlung der Funktionsweise von Künstlicher Intelligenz notwendig. „KI muss auf den Lehrplan der Schulen“, sagte Bolle, „zumindest als freiwilliges Zusatzangebot.“