Studie von eco und Arthur D. Little 30. Apr 2020 Von Jens D. Billerbeck Lesezeit: ca. 3 Minuten

„Internetwirtschaft hält den Laden am Laufen“

Die Perspektiven der Internetwirtschaft bis 2025 sollte das Beratungsunternehmen Arthur D. Little im Auftrag des eco – Verband der Internetwirtschaft untersuchen. Vorab wurden jetzt Ergebnisse veröffentlicht, die sich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie beschäftigen.


Foto: PantherMedia / Elnur_

Wenn es eine positive Botschaft in Corona-Zeiten gibt, lautet die für Alexander Rabe: „Die Bedeutung des Internets für die Gesamtwirtschaft ist spätestens jetzt jedem klar geworden.“ Der Geschäftsführer des eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. stellte heute Vorabinformationen aus der Studie „Internetwirtschaft 2020-2025“ vor, die der eco alle fünf Jahre mit der Unternehmensberatung Arthur D. Little erstellt. Rabe begrüßte, dass es relativ schnell gelungen sei, aus der noch nicht fertigen Studie Erkenntnisse zum Einfluss der Corona-Pandemie auf die Internetwirtschaft abzuleiten.

Wichtigste Erkenntnis: Durch die Covid-19-Pandemie wird auch das bisherige Wachstum der Internetbranche in Deutschland gebremst. Dieser Negativeffekt werde aber voraussichtlich bis Ende 2022 komplett kompensiert werden können, meinte Lars Riegel, Partner bei Arthur D. Little, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass die Krise einen sogenannten V-Verlauf nehme, die Wirtschaft also nach dem schnellen Absturz ebenso schnell wieder weitestgehend hochgefahren werde.

Minus von 1,2 % statt Wachstum um 10 %

Während die aktuelle Coronakrise laut Prognosen verschiedener Institute zu einem Wirtschaftseinbruch von ca. 5 % führt, prognostiziert Riegel für die Internetwirtschaft – von digitalen Infrastrukturen bis hin zur Applikationsebene in Anwenderbranchen – lediglich einen realen Wachstumsrückgang von 1,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts zuvor prognostizierter 10 % Wachstum sei dies aber dennoch ein „herber Rückschlag“.

Doch insgesamt werde die Internetwirtschaft trotz dieses Rückgangs bis 2025 um durchschnittlich bis zu 9,5 % pro Jahr über alle Branchensegmente hinweg zulegen, ist Riegel überzeugt. In diese Berechnung fließt die Wertschöpfung der Internetwirtschaft aus den Anwender­industrien wie Industrial IoT, Automotive, Smart Industries und vielen anderen mit ein.

Digitalisierungsschub in vielen Branchen

„Wir erleben aktuell, wie die Coronakrise trotz partieller Einbrüche in einzelnen Branchensegmenten insgesamt zu einem Digitalisierungsschub in vielen Bereichen der Internetwirtschaft führt“, sagte eco-Vorstandsvorsitzender Oliver Süme. Dies werde sich mittelfristig positiv auf viele Branchensegmente auswirken. Besonders beim Ausbau digitaler Infrastrukturen und der Implementierung digitaler Geschäftsmodelle erwarte man Katalysatoreffekte, so Süme weiter. Es zeige sich gerade in dieser Krise, dass die Branche eine strategische Stütze der Gesamtwirtschaft sei. Die deutsche Wirtschaft könne sich auch in Krisenzeiten darauf verlassen, dass die digitalen Infrastrukturen funktionieren. Die Branche habe wesentlichen Anteil daran, „dass der Laden noch läuft“.

Im Detail stellt die Studie für die meisten Segmente gegenläufige Effekte fest, die sowohl negativ als auch positiv auf die Geschäftsentwicklung wirken. Laut Riegel ergeben sich in Summe aber Muster, die dazu führen, dass sich viele Bereiche von dem kurzfristig negativen Schock rasch erholen werden – nur wenige Bereiche der Internetwirtschaft werden dauerhaft negativ von der Krise beeinträchtigt. Besonders nachhaltig profitieren werden Angebote in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Pub­lishing sowie Public Cloud Services.

Schnelle Lösungen sind nicht unbedingt gute Lösungen

Was Corona in den vergangenen Wochen konkret bedeutete, erläuterte Jens Weller, Geschäftsführer des Cloud-Anbieters Toplink, der sich auf die Bereitstellung digitaler Arbeitsplätze spezialisiert hat. Er beobachtete neben signifikanten Zuwächsen bei der Zahl der digitalen Arbeitsplätze einen Anstieg der gleichzeitigen Datennutzung in den letzten Wochen um 300 %. Es sei eine große Herausforderung gewesen, das überhaupt technisch zu gewährleisten. In dem derzeit starken Trend zum Homeoffice sieht er aber auch eine Gefahr: „Gefragt sind jetzt schnell funktionierende Lösungen. Aber das sind oft nicht die Lösungen, die mittel- oder langfristig zielführend sind.“

Einen „Kaltstart in Sachen Digitalisierung“ sieht auch Thomas Jarzombek in der Entwicklung der vergangenen Wochen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete ist Beauftragter des Bundeswirtschaftsministeriums für die Digitale Wirtschaft und Start-ups. Er findet das im Prinzip gut. Keiner frage jetzt mehr, ob man Digitalisierung brauche. Diese Entwicklung sei in einigen Bereichen, wie z. B. der Bildung, überfällig gewesen. „E-Learning ist schon lange überfällig und es ist gut, dass das jetzt kommt.“ Er warnt aber davor, um des Tempos willen jetzt blauäugig auf die Angebote der US-amerikanischen Plattformen aufzuspringen. Es brauche auch hier deutsche und europäische Lösungen. Jarzombek wirbt dafür, auch die lebhafte Start-up-Szene in diese Entwicklungen einzubeziehen.

Deutsche Start-up-Szene stärker einbinden

Das sieht auch eco-Vorstand Süme so: „Gerade jetzt müssen in Deutschland Anbieter digitaler Technologien und Services aus dem KMU-Umfeld besondere Beachtung seitens der Politik erhalten, denn klar ist, dass die großen Player der Internetwirtschaft dank der Skalierbarkeit ihrer Geschäftsmodelle aktuell besonders von den Krisenanforderungen profitieren können.“ Da heiße es für den Mittelstand, seine Stärken selbstbewusst auszuspielen und auf Nähe und Verlässlichkeit zu setzen. „Für die Anwenderbranchen gilt zudem ganz grundsätzlich: Die Zeit der Technikskepsis ist vorbei. Digitalisierung ist überlebenswichtig für jedes Unternehmen und Geschäftsmodell – diese Erkenntnis muss in allen Branchen jetzt zur Richtschnur sämtlichen unternehmerischen Handelns werden“, so Süme weiter.

Der eco-Verband und Arthur D. Little untersuchen seit 2008 regelmäßig gemeinsam die Entwicklungen der Internetwirtschaft in Deutschland. Die vorherige Studie aus dem Jahr 2015 hat die Größe des Wachstums der Internetwirtschaft im Jahr 2019 mit einer Genauigkeit von 95,5 % vorhergesagt.

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