iPhone, die intuitive Revolution
Der Juni 2007, vor 15 Jahren, war für die Technik-Geeks der Welt die Zeit des Wartens auf das iPhone, Apples intuitiv bedienbares Handy.
Den Terminus „Smartphone“ gab es im Juni 2007 noch nicht, den begründete erst ein einziges Gerät: das iPhone. Und zahlreiche Nachfolger sowie noch mehr Nachahmer folgten. Anfang Juni verkündete Apple in einem Werbespot, der Verkauf des iPhones, das Steve Jobs kurz nach der Jahreswende 2006/2007 auf der MacWorld vorgestellt hatte, würde am Freitag, dem 29. Juni 2007, starten.
„In den USA gab es erwartungsgemäß am Erstverkaufstag einen Massenansturm auf Apples iPhone. Schon Tage zuvor hatten sich die iPhone-Fans mit Matten und Liegestühlen vor den Apple- und AT&T-Geschäften eingefunden. Am Apple-Flaggschiff-Laden an der New Yorker Fifth Avenue quartierte sich der Rentner Greg Packer bereits am Montagmorgen um 4:00 Uhr ein. Und so war er der Glückliche, an den am Freitag pünktlich um 18:00 Uhr Ortszeit die ersten iPhones verkauft wurden“, schrieb unser damaliger New-York-Korrespondent Harald Weiss.
Erschwerend hinzu kam: Die iPhones gab es nur bei Apple und den AT&T-Stores. Sonst nirgends. Zwei Jahre Exklusivvertrieb hatte sich AT&T in den USA gesichert. Dafür bekamen die iPhone-Fans ihr neues Gerät gleich aktiviert. Das iPhone kostete damals in den USA je nach Speicherplatz 400 $ oder 600 $. Apple-Chef und Technik-Visionär Steve Jobs sprach damals anlässlich des Verkaufsstarts „von einer neuen Ära im Mobilfunkmarkt und prophezeite dem Touchscreen-Modell einen weltweiten Siegeszug“.
Das iPhone hat sich bis heute gegen alle Nachahmer durchgesetzt
Dabei war schon damals das iPhone nicht allein. Schneller als die Kalifornier hatten andere ihre Entwicklungen platziert. „Bereits Ende Juni kommt in Europa ein dem iPhone sehr ähnliches Gerät auf den Markt: das ,Touchʻ von Microsoft (450 €). Das Touch ist kleiner als das iPhone, wiegt nur 112 g inklusive Batterie und verfügt über 1 GByte RAM. Während das iPhone eher für das Entertainment gedacht ist, liegt der Schwerpunkt des Touch auf Business-Funktionen wie E-Mails und Internet“, berichteten wir Anfang Juni 2007. Und einen Monat später war klar: Das Feld der Konkurrenz wächst schnell. Samsung hatte angekündigt ein Handy vorstellen zu wollen, „das ähnlich wie Apples iPhone, der HTC-Touch oder das LG Prada per Touchscreen gesteuert wird“. Samsung SGH-P520 hieß das iPhone-Pendant der ersten Stunde, es sollte über einen großen Touchscreen und zwei Sensortasten verfügen, und: „Das Handy soll im Rahmen der diesjährigen IFA vorgestellt werden.“
Was das iPhone bis heute von der Konkurrenz abhebt?
Mancher schiebt den Erfolg das auf eine kluge Marketingstrategie, andere bemühen den Mythos Apple, wieder andere auf den Communityeffekt der Marke. Es lohnt sich in jedem Fall, unseren Bericht von der damaligen Vorstellung auf der MacWorld am 9. Januar 2007 noch einmal zu lesen.
Im Vergleich zu heutigen Modellen waren die Features des Geräts mickrig: Es verfügte u. a. über ein 3,5-Zoll-Display und eine 2-Megapixel-Kamera. Der Akku hielt sechs Stunden und es konnte über Edge (also 2G) mit „satten“ (so die damalige Beschreibung) Datenraten von 150 kbit/s bis 200 kbit/s funken.
Doch das iPhone Classic, wie es auch genannt wird, war damals, als es Steve Jobs vorstellte, wirklich eine Revolution und seiner Konkurrenz weit voraus: Der Apple-Gründer verwirklichte nämlich in dem Gerät eine Vision, die er schon Anfang der 2000er-Jahre hatte. Auf dem Bildschirm sollte man wie auf einer Tastatur tippen können. Multitouch war geboren. Knöpfe wurden fast überflüssig, die Bedienung noch intuitiver.
Das erste iPhone machte eine Technik massentauglich, die noch heute die Bedienung von Smartphones dominiert. 300 Patente und Geschmacksmuster sollen während der Entwicklung des iPhone angemeldet worden sein. Im November 2007 kam das iPhone schließlich auch in Deutschland auf den Markt. Hier wurde das Smartphone ausschließlich über die Telekom, die wiederum Apple an den Umsätzen beteiligte, angeboten. Der Preis für das erste iPhone in Deutschland: 399 €.
Der Markenname „iPhone“ war 2007 nicht mehr neu
Das iPhone hatte Vorläufer, meist leicht anders geschrieben – andere Geräte und Dienste, die meisten davon dürften heute vergessen sein. 1995 machte ein israelisches Unternehmen namens Vocaltec mit der Software „Iphone“ auf sich aufmerksam: Mit ihrer Hilfe konnten Nutzerinnen und Nutzer von Windowsrechnern per Internet telefonieren. Allerdings ging das nur, wenn die andere Person ebenfalls online war. Vorherige Verabredung war angesagt.
Wir berichteten 1996 von einer Ferndiagnose per Telefon der Robert Bosch GmbH: „Iphone“. Damit böte Bosch den Nutzern der Robotersteuerungen IQ 140 und IQ 150 ein Dienstleistungspaket zur Ferndiagnose an. Das „Paket“ bestand aus Modem, Software und PC. Im Bedarfsfall sollte es über das Telefonnetz eine Kommunikationsverbindung zur Kundenbetreuung herstellen, um Anwendungsprogramme zwischen den beiden Arbeitsplätzen austauschen zu können.
2004 zur IT-Messe CeBIT stand unter anderem im Fokus, dass damals alle großen Internet-Serviceprovider mit günstigen Tarifen der DSL-Technik nun zum Durchbruch auf dem Massenmarkt verhelfen wollten. Mit neuen Breitbandservices wollten sich Provider wie auch Spezialnbieter profilieren. Freenet nannte sein Angebot damals „iPhone“. Zum Telefonieren benötigte man ein Headset und wählte sich über die Tastatur mittels kostenloser iPhone-Software ein. Kosten: ins deutsche Handynetz pro Minute 19 Cent, ins Festnetz deutschlandweit 1 Cent. Anrufe bei anderen Freenet-Kunden, die iPhone einsetzen, waren kostenlos.