Rechenzentren in Deutschland versechsfachen Energieeffizienz
Wegen der Digitalisierung wächst die Zahl der Rechenzentren in Deutschland weiter, so der Branchenverband Bitkom. Parallel ist zwar der Strombedarf um 60 % gestiegen, die Energieeffizienz hat sich aber auch versechsfacht.
„Deutsche Rechenzentren wachsen weiter und werden effizienter“, das sind die Kernaussagen einer Studie des Digitalverbands Bitkom, die dieser jetzt vorgestellt hat. Dabei sind Rechenzentren global auf Wachstumskurs. 85,6 Mio. Server (2015: 59,8 Mio. Server) hätten 2022 weltweit in den Rechenfarmen gestanden, der Großteil davon in den USA und China. „Der Anteil Deutschlands am weltweiten Serverbestand hat sich im gleichen Zeitraum von 3,5 % auf 3 % leicht reduziert“, heißt es in einer Mitteilung. Dabei stehe der Großteil der Serverfarmen in Deutschland in Berlin und vor allem im Gebiet Frankfurt/Main mit dem DE-CIX als Europas größtem Netzwerkknoten. Knapp ein Drittel der deutschen Rechenzentrumskapazitäten befinde sich dort, im Vergleich mit den anderen Topstandorten in Europa wachse Frankfurt aktuell am schnellsten, so der Bitkom.
Internet: Umstellung am Knotenpunkt DE-CIX im laufenden Betrieb
Nach Angaben der Studie „Rechenzentren in Deutschland: Aktuelle Marktentwicklungen – Update 2023“, die vom Borderstep Institut durchgeführt wurde, stieg die IT-Anschlussleistung in den letzten zehn Jahren (2012 bis 2022) um 90 %. Parallel dazu stieg der Strombedarf von 11 TWh auf 18 TWh – das entspreche etwa 0,55 % am Gesamtenergieverbrauch in Deutschland, so der Bitkom. Wie sich das weiterentwickle, sei schwierig vorherzusagen. Bei einem linearen Wachstum würden 2023 rund 27 TWh benötigt, allerdings, so der Verband: „Im Falle eines extremen Wachstum der Kapazitäten könnte sich der Energiebedarf auf bis zu 34 TWh pro Jahr belaufen.“ Die Rechenleistung sei unter anderem durch die stetige Weiterentwicklung von Hard- und Software deutlich stärker gestiegen als der Bedarf an Energie: Die Effizienz der Rechenzentren hat sich in den vergangenen Jahren dadurch insgesamt versechsfacht.
Rechenzentren in Deutschland setzen auf Energieeffizienz und Ökostrom
Doch der größte Teil des verbrauchten Stroms stammt laut Studie bereits heute aus erneuerbaren Energien. Basierend auf Befragungen von Rechenzentrumsbetreibern, verfüge mindestens die Hälfte der größeren kommerziellen Rechenzentren in Deutschland über Ökostrom-Verträge. Sie kommen damit auch politischen Vorgaben nach: Nach den Plänen der Bundesregierung sollen alle deutschen Rechenzentren ab 2024 zu 50 % und ab 2027 komplett mit Ökostrom betrieben werden.
Gas sparen: Heizen mit Abwärme von Rechenzentren
Die Nutzung von Abwärme ist nach Angaben des Bitkom für die Branche ein wichtiger Hebel für mehr Klimaschutz: 70 % der Betreiber und Experten halten die Möglichkeit, Abwärme zu nutzen, in Zukunft für ein wichtiges Kriterium bei der Standortwahl. 67 % bewerten es überdies grundsätzlich als richtig, dass Rechenzentren ihre Abwärme künftig zur Weiternutzung anbieten müssen.
Nachhaltigkeit durch grüne Elektronik
Vor allem die zunehmende Nutzung von Cloud-Anwendungen treibt das Wachstum im Rechenzentrumssektor in Deutschland laut Bitkom an. Die Kapazitäten von Cloud-Rechenzentren haben sich in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt: von 470 MW (2017) auf 880 MW (2022). Aktuell machten Cloud-Rechenzentren 38 % des Marktes aus. Auch der Edge-Rechenzentrumsmarkt komme langsam in Schwung, bewegt sich mit 101 MW Anschlussleistung im Jahr 2022 allerdings noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Insgesamt gebe es in Deutschland derzeit 3000 Rechenzentren mit mehr als 40 kW IT-Anschlussleistung und mindestens zehn Server-Racks. Hinzu kämen ca. 47 000 kleinere IT-Installationen.