Urlaub im Metaverse
Jeder fünfte Deutsche findet Gefallen am virtuellen Reisen. Benötigen Urlauber künftig die Virtual-Reality- statt der Taucherbrille?
Können Sie sich vorstellen, den Liegestuhl im Wohnzimmer aufzuklappen, sich die VR-Brille samt Kopfhörer aufzusetzen und den lieben langen Tag am virtuellen Strand zu verbringen, wo das Möwengeschrei vom Band kommt und die Brandung auf dem Bildschirm flimmert?
Immerhin jeder fünfte Deutsche kann das. Unter den Jüngeren (bis 29 Jahre) glaubt sogar jeder Vierte, dass Reisen künftig im Metaverse unternommen werden, wie eine Umfrage des IT-Verbands Bitkom ergab. Für Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder ist das „reiseähnliche Erlebnis“ allerdings eher ein Aktivurlaub. „Im Metaverse können wir die Welt neu entdecken und Erfahrungen machen, die in der Realität nicht möglich wären. Virtuelle Ausflüge in die Tiefsee oder in lange vergangene Zeiten sind genauso möglich wie gemeinsame Aktivitäten mit Freundinnen und Freunden, die an anderen Orten leben“, schwärmt er. Digital würden zudem schwer erreichbare oder unerreichbare Orte zugänglich gemacht oder potenzielle Urlaubsziele könnten vorab virtuell erkundet werden. Schließlich seien digitale Geräte und das Internet schon jetzt für die allermeisten „fester Bestandteil ihres Urlaubs“.
Umfrageteilnehmer prognostizieren Reisebüros das Aus
Der Aufbruch ins Digitale wird auch die Reiseindustrie verändern, glauben die Umfrageteilnehmer. 65 % vermuten, dass klassische Reisebüros aussterben werden. Nur ein Viertel (26 %) der Unter-29-Jährigen nimmt noch die Beratung der geschulten Reiseverkehrskauffrau in Anspruch. Die übrigen buchen lieber online – und orientieren sich bei ihrer Reiseplanung an der Schwarmintelligenz.
Vorsicht – auch Daten gehen im Urlaub auf Reise
Zwei Drittel (67 %) derjenigen, die Unterkünfte online buchen, lesen vor der Buchung in der Regel die Onlinebewertungen anderer Reisender. 82 % nehmen von einer Buchung Abstand, wenn sie auf negative Berichte stoßen. Und das, obwohl eine überwiegenden Mehrzahl (73 %) gewahr ist, dass viele dieser Bewertungen gefälscht sein könnten. Entsprechend warnt Bitkom-Chef Rohleder: „Onlinebewertungen sind eine ausschlaggebende Entscheidungsgrundlage. Aber es gilt: Mehr ist nicht gleich besser. Gibt es auffällig viele positive Bewertungen – vielleicht sogar innerhalb kurzer Zeit und im ähnlichen Wortlaut verfasst –, kann das ein Indiz für falsche Bewertungen sein.“
Mit künstlicher Intelligenz gegen Hass im Netz
Neben den Erfahrungen anderer Reisender, die eine Unterkunft bereits besucht haben, wollen Verbraucherinnen und Verbraucher auch wissen, wie es vor Ort aussieht. Entsprechend sind gute Bilder ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Wahl einer passenden Unterkunft – 86 % buchen nicht, wenn sie keine aussagekräftigen Fotos gezeigt bekommen.
In Zukunft werden Urlauber womöglich ihr Hotelzimmer im Metaverse begutachten können, ehe sie es buchen. Oder probeweise den simulierten Strand entlang spazieren, an den sie sich legen werden. Die Sandkörner zwischen den Zehen müssen sie sich allerdings auf absehbare Zeit noch dazu denken.