Energieeffizienz 03. Nov 2023 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Wie Rechenzentren grüner werden können – zwei Beispiele

Wie Rechenzentren zum Klimaschutz beitragen können, zeigen aktuell eine Plattform für Abwärmenutzung und die Ökobilanzierung von Software.

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Der Energiebedarf von Rechenzentren weltweit wächst. Damit das nicht zulasten der CO2-Emissionen geht, braucht es Hilfen für die Praxis, zum Beispiel eine Plattform für die Abwärmenutzung oder ein Maß dafür, wie nachhaltig die Software ist, die cloudbasiert über die Rechenzentren zur Verfügung gestellt wird.
Foto: PantherMedia / Benis Arapovic

Ohne Informationstechnik läuft kaum etwas – und IT braucht Rechenzentren. Die aber benötigen viel Energie, und damit sind die IT und ihre Rechenzentren weltweit ein wichtiger Faktor in Sachen Treibhausgasemissionen. Lagen die Schätzungen, wie viel IT zu den globalen CO2-Emissionen beiträgt, vor gut zehn Jahren bei geschätzten 2 %, so kommt McKinsey in einer Studie inzwischen auf ca. 4 % – mit steigender Tendenz. Neue Gewohnheiten wie Streaming und der Einsatz künstlicher Intelligenz treiben die Nutzungsraten. Kunden und Betreiber von Rechenzentren versuchen sich mit Ökostrom zu versorgen, aber das ist nur ein Teil der Lösung, um Rechenzentren energieeffizienter und klimafreundlicher zu betreiben. Das zeigen zwei Beispiele aus der Praxis.

Streaming und KI: Was wir über Energieverbrauch und CO2-Emissionen wissen

So startet am heutigen 3. November 2023 das „Matching Tool“, ein Dienst, der Rechenzentren, die Abwärme zur Verfügung stellen können, mit Nutzerinnen und Nutzern klimaneutraler Wärme zusammenbringen soll. Bytes2Heat heißt das Konsortium, das das Angebot und die Plattform bereitstellt und schon andere Dienste rund um die Abwärmenutzung aus Rechenzentren anbietet. Konkret tragen sich Rechenzentren mit Kenndaten wie Abwärmetemperaturen, IT-Anschlussleistung und Betriebsstunden ebenso ein wie die Wärmeabnehmer. Dargestellt wird alles auf einer Karte. Hinzu kommen andere „Stakeholder“, wie es in einer Mitteilung heißt.

Beispiel 1: Wie sich Abwärme aus Rechenzentren besser nutzen lässt

Hintergrund für das Angebot ist das kürzlich verabschiedete Energieeffizienzgesetz, das die Abwärmenutzung aus Rechenzentren vorsieht. Bytes2Heat will die Anbieter von Abwärme und potenzielle Abnehmer zusammenbringen. „Oft wissen sie nichts voneinander, auch wenn sie sich in direkter Nachbarschaft befinden. Was die eine Seite zur Kühlung loswerden will, kann der anderen Seite klimafreundliche Heizwärme liefern. Auch in Landwirtschaft und Industrie kann Abwärme wiederverwendet werden. Mit dem Matching Tool vereinfachen wir diesen Findungsprozess als erste Anlaufstelle zum schnellen Abwärme-Matching“, erklärt Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff).

Rechenzentren in Deutschland versechsfachen Energieeffizienz

Betreiber großer Rechenzentren haben Bytes2Heat zufolge bereits angekündigt, ihre Standorte im Matching Tool einzutragen: „Die Suche nach geeigneten Abnehmern für die Abwärme unserer Rechenzentren ist eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg unserer Abwärmenutzungsprojekte“, sagt Günter Eggers, Director Public bei NTT Global Data Centers EMEA. Leider sei die Suche nach geeigneten Projektpartnern bisher langwierig und schwierig. Doch dürfte aus Sicherheitsbedenken nicht jedes Rechenzentrum gerne auf einer Landkarte identifizierbar sein. Hinter Bytes2Heat stecken neben der Deneff der Kölner Energieversorger und -berater Empact sowie zwei Institute der Universität Stuttgart, das Institut für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung (IER) und das Institut für Volkswirtschaftslehre und Recht (IVR).

Beispiel 2: Wie klimafreundlich ist die Software, die Rechenzentren hosten?

Einen ganz anderen Ansatz fährt Lufthansa Industry Solutions (LHIND) mit einem neuen Dienst, der die Ökobilanz von Software ermittelt, im Branchensprech „Software Life Cycle Assessment“ (SLCA). Die Kranich-Tochter macht IT-Beratung und Systemintegration. Welche Software auch in Rechenzentren für die Kundschaft arbeitet, das entscheidet nachher auch über deren CO2-Fußabdruck. Diesen zu ermitteln und zu minimieren, stellt viele Unternehmen inzwischen vor Herausforderungen. „Dies gewinnt auch vor dem Hintergrund strengerer Umweltauflagen an Bedeutung, da die Kosten für Emissionsrechte voraussichtlich weiter steigen werden“, erklärt Moritz Röder, Associate Director Supply Chain Management & Sustainability bei LHIND.

Studie: Digitalisierung spart 163 Megatonnen CO2

Um einen entsprechenden Dienst anbieten zu können, hat LHIND die Lösung im Rahmen einer Studie getestet. Für die SLCA wurden die potenziellen Klimawirkungen im Zusammenhang mit der Entwicklung, Installation, Nutzung und Deinstallation von einer in der Cloud betriebenen Individualsoftware ermittelt. Hierzu gehört auch der gesamte Lebensweg der benötigten Hardware. Wobei Cloud nichts anderes heißt, als dass die Unternehmenssoftware in einem Rechenzentrum gehostet wird.

Die Dekra überprüfte die Studie und bestätigte, dass gemäß ISO 14040 und ISO 14044 die Umweltauswirkungen korrekt ermittelt worden sind. LHIND nutzt nach eigenen Angaben eine dedizierte Messumgebung, in der die geprüfte Software unter verschiedenen Bedingungen auf ihren Stromverbrauch hin untersucht wird. Die verwendeten Standardnutzungsszenarien seien praxisnah und spiegelten die tatsächliche Nutzung der Software wider.

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