Amazon öffnet Logistikzentren für Besucher
Der Onlinehandel boomt. Einblicke in die Versandlogistik sind aus Pandemiegründen kaum möglich. Das möchte Amazon jetzt ändern.
Kaum eine Branche profitiert derzeit so sehr von der Corona-Pandemie wie der Onlineversandhandel. Das reicht so weit, dass manche Politiker zum Jahreswechsel bereits Zusatzsteuern für Onlinekonzerne forderten, um den stationären Handel zu unterstützen. Unabhängig davon sind die Prozesse im Lager auch technisch interessant. Am 25. Februar waren diese Thema des „Fokus: Bewegung im Lager“. Jetzt möchte der Versandhändler Amazon Besuchern wieder Einblicke in seine Logistikzentren geben. Vor Beginn der Pandemie hatten laut Amazon alleine im Jahr 2019 über 20 000 Menschen am Besucherprogramm der deutschen Logistikzentren teilgenommen. Zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll das ab 22. März zumindest mit Onlineführungen wieder möglich sein.
Wie passiert im Lager?
„Wir sehen seit der Pandemie spezielle Zeiten und insbesondere mit dem Lockdown kommt vielen Einzelhändlern in Deutschland – einschließlich Amazon – die wichtige Rolle zu, Waren für Menschen im ganzen Land nach Hause zu liefern“, sagt Thorsten Schwindhammer, Unternehmenssprecher von Amazon, auf Anfrage der VDI nachrichten. Insgesamt umfasst das deutsche Logistiknetzwerk des Handelskonzerns aktuell 15 große Logistikzentren, sieben Sortierzentren und über 40 Auslieferzentren. Über 16 000 fest angestellte Mitarbeiter arbeiten dort. Deren Gesundheit ist mitentscheidend, dass kurze Lieferzeiten eingehalten werden können.
Den größten Raum beanspruchen die Logistikzentren. Dort wird die Ware angenommen, eingelagert, kommissioniert, verpackt und von Lieferpartnern abgeholt. Dabei geht es sowohl um Ware, die Käufer direkt von Amazon erwerben, als auch um Ware von Händlern, die den Service von Amazon nutzen. In den Sortierzentren kommen Pakete aus den umliegenden Logistikzentren an, sie werden sortiert und für die letzte Meile zu den Verteilzentren der Lieferunternehmen gebracht. Die Anlieferung der Pakete aus den Logistik- und Sortierzentren erfolgt dort vor allem nachts. Mit der Sortierung werden bereits die Routen für die Auslieferung berechnet und später an den lokalen Lieferdienst übergeben.
Technik unterstützt Menschen
Aktuell nutzt Amazon in vier deutschen Logistikzentren Transportroboter, an den Standorten in Winsen (Luhe), Frankenthal, Mönchengladbach und Oelde. Zwei weitere solcher Standorte in Achim bei Bremen und Gera sollen in diesem Jahr hinzukommen.
Zum Einsatz kommen dort jeweils Hunderte solcher Eigenentwicklungen von Amazon Robotics. Sie fahren unter Regalelemente, heben diese an und transportieren sie zum nächsten Ziel. „Durch das Prinzip ‚Ware zum Beschäftigten‘ entfallen Laufwege und die Arbeit wird angenehmer“, begründet Schwindhammer den Robotereinsatz. Die Roboter bewegen Zehntausende verfahrbare Regale zu den Beschäftigten in der Warenein- und auslagerung. Die Grundtätigkeiten wie das Einlagern und Kommissionieren sind aber an allen Standorten gleich.
„Die Transportroboter versetzen uns in die Lage, Aufträge schneller zu bearbeiten und Pakete so früher für die Auslieferung an unsere Kunden bereitzustellen. Dadurch können wir der wachsenden Nachfrage, die wir in ganz Europa registrieren, besser gerecht werden“, erklärt der Amazon-Sprecher. Gleichzeitig werde der Platz in Logistikzentren durch die Automatisierung effizienter genutzt.
Die Roboter fahren mit einer Geschwindigkeit von etwa 5,5 km/h. Ein Roboter, wie er beispielsweise in Frankenthal zum Einsatz kommt, wiegt etwa 145 kg und kann mit 340 kg mehr als das Doppelte seines eigenen Gewichts transportieren.
Virtuelle Touren
Einblick gibt Amazon nun in die Logistikzentren an den Standorten Frankenthal, Leipzig, Rheinberg und Winsen (Luhe). Hier wird auf verschiedene Besonderheiten der Logistik eingegangen. Über eine Chatfunktion können die Gäste zudem Fragen stellen, die von der Tourleitung beantwortet werden. Die virtuellen Besuchertouren finden montags, dienstags, donnerstags sowie freitags – jeweils vormittags und nachmittags statt und dauern etwa eine Stunde. Nach der Anmeldung über die Amazon-Homepage bekommen die Gäste einen Link zugeschickt, der ihnen den Zugang via PC, Tablet oder Smartphone ermöglicht.