Auf dem Weg zum menschenleeren Lagerhaus
Beflügelt vom E-Commerce wächst die Nachfrage nach Materialfluss- und Fördertechniken. Deren wichtigste Bestandteile: Sensorik und Software.
Corona geht auch an Intralogistikern nicht spurlos vorbei. Laut VDMA mussten die deutschen Hersteller von Materialfluss- und Fördertechniken ihr Produktionsvolumen im vergangenen Jahr um 10 % reduzieren. Verantwortlich waren Auftragsrückgänge, Kurzarbeit, Materialengpässe und unterbrochene Lieferketten. Die Zukunft sieht für die Intralogistik schon wieder besser aus: Der VDMA erwartet für das laufende Jahr ein Plus von 8 %. Zum Vergleich: Dem Maschinenbau insgesamt traut der Branchenverband nur ein Wachstum von 4 % zu.
Treiber der schnellen Erholung ist der Onlinehandel. Er sorgt dafür, dass Logistikimmobilien wie Pilze aus dem Boden schießen: Das Neubauvolumen stieg 2020 um 8 %. Zeitgleich facht er die Nachfrage nach hochautomatisierten Intralogistiklösungen an.
Sensoren und Software treiben die Autonomie im Lager
Ein Beispiel ist die Inventurdrohne InventAIRy XL vom Kasseler Unternehmen Doks Innovation (siehe Foto). Sie fliegt nachts vollautonom durch Lagerhallen und dokumentiert den Bestand. Selbstfahrende Gabelstapler sorgen derweil für Nachschub an Waren. Und um etwaige Abgänge kümmern sich Roboter, die alle Bestellungen aus den Regalen zusammensuchen und zur Packstation bringen.
Wesentliche Voraussetzung für dieses autonome Treiben sind vielseitige Sensoren und ihr Zusammenspiel mit ausgefeilten Softwarelösungen. Denn zunehmend nutzen autonome Fahrzeuge in der Logistik nun Konturdaten aus Lidarsystemen. Die haben sie meist ohnehin an Bord, um Kollisionen mit Menschen und anderen Objekten zu vermeiden. Damit erstellen sie Umgebungskarten, die ihnen eine präzise Navigation erlauben.
Kommunikationstechnik rückt in den Fokus
Immer mehr verlagert sich die Funktion dadurch in die Software. Auch die Kommunikationstechnik rückt dabei stärker in den Fokus. Schwierig wird es aber weiterhin dann, wenn Lagerbetreiber Daten aus Fahrzeugen unterschiedlicher Hersteller in einem System bündeln wollen. Das will nun ein Konsortium aus Industrieunternehmen, IT-Spezialisten und Forschungseinrichtungen mit dem herstellerneutralen Ortungssystem Omlox ändern. Per Nahfunkkommunikation sollen Objekte im Lager damit jederzeit kabellos identifiziert und in einer gemeinsamen Karte verortet werden können.
Den Fokus „Bewegung im Lager“ lesen Sie im aktuellen E-Paper der VDI nachrichten mit diesen Themen:
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