Aus dem Ruder gelaufen: Containerstau auf der Nordsee
Auf der Nordsee stauen sich derzeit mehr als 100 große Frachtschiffe vor dem Nadelöhr in den Häfen und im Hinterlandverkehr.
Wer am Abend mit dem Schiff von Helgoland kommend die Elbmündung ansteuert, schwimmt durch ein Lichtermeer. Zwischen der Insel und Cuxhaven ankern Dutzende hell beleuchtete Frachtschiffe. Allein vor Hamburg dümpeln knapp 20 Containerschiffe im Stau. Mehr als 80 weitere Containerfrachter, Tanker und Mehrzweckschiffe liegen vor Bremerhaven sowie vor den Häfen von Antwerpen, Rotterdam und Felixstowe. „Etwa 2 % des weltweiten Transportvolumens stehen in der Deutschen Bucht still, die wartenden Schiffe haben eine Kapazität von insgesamt 200 000 Standardcontainern“, sagt Vincent Stamer, Seeverkehrsexperte am Kiel Institut für Weltwirtschaft.
Die Staus vor den Häfen begannen schon vor zwei Jahren durch Corona
Mit dem Stau hat eine Entwicklung Europa erreicht, die vor zwei Jahren mit temporären Schließungen von Containerterminals durch die Coronapandemie in China begann.
Zuletzt nahm die Situation im Mai 2022 erneut an Dramatik zu, als der weltgrößte Hafen Schanghai vorübergehend geschlossen wurde. Derzeit müssen große Containerfrachter bis zu zwei Wochen, manchmal sogar 20 Tage vor Hamburg und Bremerhaven auf die Abfertigung warten. „Die Coronapandemie, Witterungseinflüsse, Bauarbeiten im Schienen- und Straßenverkehr und schließlich der Krieg in der Ukraine mit den daraus resultierenden Sanktionen gegen Russland – all dies wirkt sich massiv auf die globalen Lieferketten aus“, sagt die Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) Angela Titzrath.
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