Logistik 11. Nov 2020 Von Patrick Schroeder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Container: Ein Quader als Säule des Welthandels

Die Zahl der weltweit eingesetzten Seecontainer wächst rasant. Zusammengestellt ergäben sie aktuell eine Kette, die 94-mal um die Erde reicht.


Foto: PantherMedia / Andrii Mykhailov

Anfang des 20. Jahrhunderts sah der Transport anders aus als heute. Arbeiter mussten an Umschlagplätzen – etwa an Häfen – tausende Kartons, Paletten, Kisten, Säcke und Fässer umladen. Eine zeitintensive und anstrengende Arbeit. Zu uneffektiv, dachte sich der US-Amerikaner Malcom P. McLean. Viel einfacher wäre es, Waren in Containern umzuschlagen. Gesagt, getan. McLean gründete die Reederei Sea-Land Corporation, ließ Öltanker so umbauen, dass sie an Deck Stahlboxen laden können, und schickte am 26. April 1956 die Ideal X als weltweit erstes Containerschiff mit 58 Containern an Bord von Newark (New Jersey) nach Houston (Texas).

Treffen der Containerriesen in Hamburg: Die CMA CGM Alexander von Humboldt (li.) fasst 16 020 TEU-Container, die CSCL Venus 13 300. Foto: HHM/Peter Glaubitt

Eine Idee, der während des Vietnamkriegs der Durchbruch gelang, als McLean das US-Militär versorgte. Was folgte, war nicht weniger als eine logistische Revolution des Welthandels. Denn erstmals war es möglich, dass Waren in genormten Containern – die auf Schiffen, Lkw und Zügen Platz finden – ohne Umladung eine Transportkette über Land und Wasser durchlaufen. Die Transportkosten reduzierten sich um ein Vielfaches, sodass Verbraucher seitdem Produktvielfalt auch aus weit entfernten Ländern zu günstigen Preisen genießen.

Die Größen sind genormt

Damit die Transportkette funktioniert, müssen Container genormt sein. Hier kommt die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) ins Spiel, welche Vorgaben zu Maßen, Halterungen und Stapelbarkeit in der ISO-Norm 668 festlegt. Zu den bekanntesten ISO-Containern zählt die Twenty-foot Equivalent Unit (TEU) – eine 20 Fuß (6,096 m) lange, 2,4 m breite, 2,59 m hohe und 2300 kg schwere Stahlbox, die in einem Frachtraum von 33 m3 eine Zuladung von 21,7 t erlaubt.

Reicht dieser Platz nicht aus, weichen Logistiker auf die Forty-foot Equivalent Unit (FEU) aus. Der große Bruder der TEU ist 12,19 m lang, 2,4 m breit und 2,59 m hoch, wiegt 3900 kg und erlaubt eine Zuladung von 26,5 t in einem 67,6 m3 großen Raum. Genügend Platz für rund 10 000 Jeanshosen.

Manche Güter benötigen Spezialcontainer

Für Lebensmittel existieren Kühlcontainer mit integrierter Kälteanlage, für Flüssigkeiten Tankcontainer und für Pkw spezielle Autocontainer.

So effektiv ISO-Container sind, ihr Aufbau ist vergleichsweise simpel. In einem ersten Schritt schweißen Arbeiter ein Grundgerüst aus stabilen Stahlteilen. An den Ecken befinden sich corner-castings, genormte Stahlgusseckbeschläge, die in sogenannte Twistlocks einrasten – das sind Schlösser, welche die Container untereinander und mit dem Boden von Schiffen, Lkw und Bahnwaggons verbinden.

Rippen erhöhen die Stabilität

Weiter geht es mit den Seitenwänden. Hier kommt meistens Trapezstahlblech zum Einsatz. Eingearbeitete Rippen erhöhen die Stabilität und Belastbarkeit. Anschließend ziehen die Arbeiter am Boden Streben in Längsrichtung ein. Darauf liegt der Containerboden, der in der Regel aus Sperrholzplatten aus tropischen Harthölzern besteht. Nach der Montage von Containerdach und Türen folgt abschließend eine Schutzlackierung. Die durchschnittliche Lebensdauer der Seecontainer liegt bei rund zwölf Jahren. Je nach Zustand und Ausbau kosten die Stahlboxen zwischen 2000 € und 10 000 €.

Der Siegeszug der Seecontainer scheint unaufhaltsam. Seit 2000 hat sich der Umschlag in den Häfen der Welt laut Hafen Hamburg Marketing von jährlich 200 Mio. Standardcontainern (TEU) auf 620 Mio. mehr als verdreifacht. Aneinandergereiht würden die Stahlboxen eine Kette bilden, die 94-mal um die Erde läuft.

Jeder Container hat eine eigene Nummer

Entsprechend wichtig ist es, den Überblick zu behalten. Hier kommt ein Kennzeichnungssystem zum Einsatz, welches das Bureau of International Containers (BIC) mit Sitz in Paris verantwortet. Jede Stahlbox erhält dort eine Identifikationsnummer für beide Stirnfronten. Sie besteht aus vier Großbuchstaben, dem sogenannten Präfix, das den Eigentümer ausgibt. HLXU verweist beispielsweise auf die deutsche Containerreederei Hapag-Lloyd. Es folgen eine sechsstellige Seriennummer und eine Kontrollnummer.

Nicht nur die Anzahl der Container steigt. Auch die Containerschiffe werden immer gigantischer. Die Schiffe der zweiten Generation der Tripple-E-Klasse der dänischen Reederei Maersk zählen zu den größten ihrer Art. Sie haben eine Kapazität von rund 20 500 TEU. Die G-Klasse der Handelsgesellschaft Orient Overseas Container Line (OOCL) aus Hongkong hat sogar Platz für 21 100 TEU, die Schiffe Megamax-24 der Mediterranean Shipping Company (MSC) für knapp 23 800 TEU.

Und der König der Frachtschiffe? Das ist aktuell die Ever Ace aus Taiwan. Sie fasst 23 992 TEU.

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