Für das Klima: Ära der Nachtpostflüge endet nach 62 Jahren
Bis zuletzt wurden Briefe in Deutschland auch mit dem Flugzeug befördert. Nun ist das Kapitel „Briefflug“ nach 62 Jahren zu Ende. Künftig befördert die Post Inlandsbriefe nur noch auf dem Landweg.
Nach mehr als sechs Jahrzehnten hat die Deutsche Post das Kapitel der innerdeutschen Briefbeförderung geschlossen. In den frühen Morgenstunden des Donnerstags (28. März) hob das letzte Flugzeug von Berlin in Richtung Stuttgart ab und markierte damit das Ende einer Ära. Diesem Abschiedsflug waren fast zeitgleich Starts in Hannover, München und Stuttgart vorausgegangen, so dass insgesamt sechs reine Briefmaschinen ihre letzte Reise antraten. Diese letzte Sendung umfasste rund 1,5 Mio. Briefe mit einem Gesamtgewicht von 53 t – ein Volumen, das rund 3 % des täglichen Briefvolumens in Deutschland entspricht.
Ökonomische und ökologische Gründe
Die Entscheidung, auf die Sonderpostflüge zu verzichten, hat sowohl ökonomische als auch ökologische Gründe. Durch die Verlagerung des Transports auf den Landweg erwartet die Post eine deutliche Reduzierung der CO2-Emissionen um mehr als 80 % pro Brief – ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Klimabilanz. Jahrzehntelang waren diese Flüge aus rechtlichen Gründen zur Einhaltung der Zustellfristen unumgänglich. Eine anstehende Reform der gesetzlichen Rahmenbedingungen macht diese schnellen Transportwege jedoch überflüssig.
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Die Tradition der Nachtpostflüge begann im September 1961 und erreichte Mitte der 1990er-Jahre mit durchschnittlich 430 t Fracht in 45 Flügen pro Nacht ihren Höhepunkt. Seither hat die zunehmende Digitalisierung zu einem stetigen Rückgang der Briefkommunikation geführt. Dies spiegelt sich in einer sinkenden Nachfrage und einer schrittweisen Reduzierung der Briefflüge wider. Zuletzt waren es noch 30 Nachtpostflüge pro Woche.
Gesetzesänderung sorgt für neue Ausgangslage
Wie bereits erwähnt, ändert sich die Gesetzeslage für die Briefzustellung. Bislang war es gesetzlich vorgeschrieben, dass die Post mindestens 80 % aller Briefe bereits am nächsten Werktag zustellen musste. So kam die Deutsche Post nicht um Nachtflüge herum. Durch Anpassung des Postgesetzes nimmt die Regierung jedoch das Tempo raus. Künftig müssen 95 % der Standardbriefe am dritten Werktag zugestellt sein, 99 % am vierten.
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Was für die Umwelt gut ist, ist für Eurowings und Tuifly ein Schlag ins Kontor. Bisher hatte die Deutsche Post Flugzeuge der beiden Airlines gechartert. Damit ist jetzt Schluss. Im Auftrag der Deutschen Post flog Eurowings mit Airbus A320 nachts Post zwischen Berlin und Stuttgart. Tuifly bediente die Strecken zwischen Hannover und Stuttgart sowie München mit Boeing 737. (Mit Material der dpa)