Sicherheit in der Intralogistik 19. Jan 2023 Von Stefan Asche Lesezeit: ca. 2 Minuten

Weniger Unfälle mit Gabelstaplern und anderen Flurförderzeugen

In Lagerhallen herrscht viel Verkehr. Gabelstapler und Hubwagen flitzen durch enge Gänge. Dabei kommt es – zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen zum Trotz – immer wieder zu Unfällen. Forschende von Fraunhofer, BASF und der Kinotex Sensor GmbH haben neue Gegenmaßnahmen entwickelt.

Eine kurze Unachtsamkeit - und schon ist der Fuß in Gefahr. Ziel von BASF, Kinotex Sensor GmbH und Fraunhofer IWS war es deshalb, eine Sicherheitstechnik in die Fahrzeuge zu integrieren, die Mitarbeitende noch besser schützen kann.
Foto: Daniel Viol/Fraunhofer IWS

Mit speziell entwickelten optischen Sensoren will das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Oberflächentechnologien und Optische Messtechnik (AZOM) innerbetriebliche Transportunfälle mit Flurförderzeugen zukünftig reduzieren. Auftraggeber BASF stellte dafür zwei Gabelhubwagen zur Verfügung. Hintergrund: „In unseren Betrieben und Lagerhallen am Standort Ludwigshafen sind täglich hunderte Flurförderfahrzeuge im Einsatz. Unser Interesse ist es, eine Sicherheitstechnik in die Fahrzeuge zu integrieren, die unsere Mitarbeitenden noch besser schützen kann“, so Christian Fischmann, Betriebsleiter Fahrzeugtechnik bei BASF SE in Ludwigshafen. Peter Hartmann, Leiter des Fraunhofer-Anwendungszentrums, konkretisiert: „Unser System dient dazu, den Nutzer vor Quetschungen vor allem im Fußbereich zu schützen. Dafür entwickelte unser Team einen speziellen Näherungssensor. Dieser erkennt, wenn sich der Bediener zu nah im Gefahrenbereich vor dem Fahrzeug befindet und bremst dieses ab.“

Kombination von Laserpulsen und Sensorik

Ein speziell entwickelter Näherungssensor erkennt, wenn sich der Bedienende zu nah im Gefahrenbereich vor dem Fahrzeug befindet und bremst dieses ab. Auch lässt sich ein kurzes Zurücksetzen des Fahrzeugs initiieren.Foto: Daniel Viol/Fraunhofer IWS

Durch die Aussendung von Laserpulsen mit definierten Längen und Abständen zueinander entsteht bei deren Reflektion an Hindernissen eine Entfernungsinformation. Als besondere Neuerung kombiniert das entwickelte System die Information aus mehreren Raumrichtungen und überwacht kontinuierlich ein fächerförmiges Areal um die Flurförderzeuge. In Kooperation mit der Kinotex Sensor GmbH wird dazu das Signal eines zweiten optischen Sensors, der auf Druck reagiert, mit der Entfernungsinformation verarbeitet. Dieser Sensor besteht aus Faserschaum und zwei integrierten Glasfasern. Faser 1 fungiert als Lichthinleiter, Faser 2 als -rückleiter. Wird nun eine Kraft auf den Schaum ausgeübt, verändert sich die Intensität des Lichtstrahls. Abhängig davon stoppt das Fahrzeug und fährt ein Stück zurück. Der Bediener wird dadurch vor Quetschungen geschützt. Dass der Gabelhubwagen reversierend auf einen Annäherungssensor reagiert, ist ein Alleinstellungsmerkmal der neuen Sicherheitstechnik.

Hersteller zeigen bereits Interesse

Die Sensorleiste soll so modifiziert werden, dass sie an alle gängigen Flurförderzeuge angebaut werden kann. Foto: Fraunhofer IWS

BASF stellte die Prototypen bereits auf Fachtagungen und Messen aus. Das Interesse von Nutzern und Herstellern sei groß gewesen. „Die Technik kann bei nahezu allen Transportfahrzeugen eingesetzt werden. Insbesondere ist sie für autonom fahrende Transportfahrzeuge interessant“, berichtet Christopher Taudt. Der Gruppenleiter für Oberflächenmesstechnik im Fraunhofer AZOM arbeitet daher mit seinem Team weiter an der Optimierung der Sicherheitstechnik. Unter anderem ist geplant, die Sensoren in eine Art nachrüstbare Sensorleiste zu integrieren, anstatt sie fest im Fahrzeug einzubauen. „Damit könnte jeder Fahrzeugtyp unterschiedlicher Hersteller nachgerüstet werden“, so Taudt.

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Neues System schließt Sicherheitslücke

Prellungen, Quetschungen oder Knochenbrüche sind laut einer Statistik der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung DGVU die häufigsten Verletzungen durch Gabelhubwagen oder Gabelstapler. Diese fahren bis zu 7 km/h schnell und wiegen ohne Zuladung teilweise über 500 kg. Bisher gibt es für diese Fahrzeuge nach Angaben der Forschenden keine Sicherheitstechnik, die vor Unfällen im Fußbereich schützen kann. Hier schließe das System eine Sicherheitslücke.

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