Autonome Busse lockten Tausende Frankfurter
Auf einem Klinikgelände in Wiesbaden, am Frankfurter Mainufer oder bald am Schloss Eberbach. An verschiedenen Orten in Hessen werden selbstfahrende Minibusse getestet. Die Macher zeigen sich zufrieden – und sehen viele Entwicklungsmöglichkeiten im öffentlichen Verkehr.
Mehr als 25 000 Fahrgäste haben in den letzten acht Monaten die autonomen Minibusse am Frankfurter Mainkai genutzt. „Es gibt weltweit kein anderes Testfeld, in dem in so kurzer Zeit so viele Fahrgäste befördert wurden“, sagt der Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), Knut Ringat.Und: „Die ersten Erfahrungen, die wir gesammelt haben, waren durchweg positiv.“ Insgesamt hätten die beiden selbstfahrenden kleinen Busse des Projekts Easy über 6600 km auf der 700 m langen Strecke zurückgelegt.
Projekt zieht aufs Schloss
Nun zieht das Projekt weiter: Das Ende des Frankfurter Kapitels ist zugleich der Beginn eines neuen Kapitels. „In den kommenden drei Jahren planen wir viele weitere Tests mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen“, erklärt Ringat. „Der nächste Versuch startet im Spätsommer auf dem Gelände des wunderschönen Klosters Eberbach im Rheingau.“
Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling ist ebenfalls zufrieden. „Die hohe Akzeptanz durch die Frankfurterinnen und Frankfurter zeigt, dass die Zeit reif ist für neue Verkehrsangebote. Sie weiterzuentwickeln, kann ein Beitrag zur dringend gebotenen Verkehrswende werden.“
Die zwei Testfahrzeuge, die am Frankfurter Mainufer zum Einsatz kamen, bieten jeweils sechs Sitzplätze. Sie fahren völlig selbstständig mit einer Geschwindigkeit von bis zu 15 km/h. Ein Operator, der im Notfall jederzeit eingreifen kann, ist immer mit an Bord. Nach der Fahrt konnten alle Passagiere ihre Eindrücke mittels Onlinefragebogen bewerten.
Sicher trotz der Radfahrer und E-Scooter
Die Busse hätten die Testphase ohne Probleme gemeistert, und dass trotz der Fußgänger, Radfahrer oder E-Scooter-Fahrer, die am Mainkai unterwegs gewesen seien. „Die meisten Menschen sind aus Neugier zugestiegen“, sagt Tom Reinhold, Geschäftsführer der städtischen Nahverkehrsgesellschaft TraffiQ. „Laut der begleitenden Umfrage der Frankfurter University of Applied Sciences berichten ganze 93 %, dass sie sich während der Fahrt sehr sicher gefühlt haben. 94 % würden sogar ohne Operator mitfahren.“
„Unsere Werkstatt und ihre Mitarbeiter haben bei der Betreuung dieser Fahrzeuge viel über deren Technik gelernt, was wir auch für den Betrieb unserer U- und Straßenbahnen nutzen können“, so Michael Rüffer, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF). Die Hessen sehen sich nach der abgeschlossenen Testphase außerdem in der Lage, auch in Zukunft Verkehr mit autonomen Fahrzeugen in der Main-Metropole zu betreiben. Rüffer weiter: „Wir konnten an prominenter Stelle in Frankfurt zeigen, welche Innovationskraft im öffentlichen Verkehr steckt und welche Entwicklungschancen sich hier für uns und unsere Fahrgäste auftun.“
Vier autonome Busse für Tests
Um eigene Erfahrungen mit dem Betrieb autonomer Fahrzeuge sammeln zu können, verfügt der RMV über vier Fahrzeuge – jeweils zwei der Hersteller Easymile und Navya. Bisherige Teststationen waren der Frankfurter Mainkai, die Messe „Hypermotion“ in Frankfurt und das Gelände der Helios-Kliniken in Wiesbaden.
Als Nächstes starten zwei Fahrzeuge für einen sechsmonatigen Versuch auf dem Gelände des Klosters Eberbach nahe Eltville im Rheingau. „Wir möchten mehr darüber herausfinden, inwiefern autonome Fahrzeuge für die touristische Nutzung interessant sein können“, sagt Martin Blach, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kloster Eberbach.