Bundesverband E-Mobilität kritisiert Masterplan Ladeinfrastruktur des Bundes
Der Masterplan Ladeinfrastruktur der Bundesregierung sei zu sehr auf das Automobil fixiert bemängelt der Bundesverband E-Mobilität (BEM). Es fehle an Konzepten für Leichtfahrzeuge und Last-Mile-Logistik sowie für den Wasser- und Luftverkehr.
Vor der heute hybrid ab 12:30 Uhr stattfindenden Konferenz des Bundesverkehrsministeriums zur Ladeinfrastruktur (LIS) hat der Bundesverband E-Mobilität (BEM) seine Erwartungen an eine gelingende Überarbeitung des Masterplans Ladeinfrastruktur deutlich reduziert. BEM-Vorstand und Arbeitsgruppenleiter Markus Emmert sagte am Mittwoch in Berlin: „Der vorgelegte Entwurf ist Beleg anhaltender Automobilfixierung und klammert am leitungsgebundenen Netzverbraucher, mit dem kein Sprung in der Mobilitätswende möglich ist.“
Öffentliche Ladeinfrastruktur auf dem Prüfstand
Gastgeber der Ladeinfrastrukturkonferenz ist Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr (BMDV), mehr als 1300 Teilnehmende sind zur Ladeinfrastrukturkonferenz angemeldet. Schwerpunktthemen sind unter anderem „Überregionales Laden“, „Laden innerorts“ und „Lkw-Laden“. Mit der Konferenz soll nach Aussage des BMDV die zentrale Bedeutung des Aufbaus einer flächendeckenden, bedarfsgerechten und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur im gesamten Bundesgebiet für den Erfolg der batterieelektrischen Mobilität und für das Erreichen der verkehrs- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung hervorgehoben werden. Fokus liegt dabei auf Herausforderungen und Lösungen für ein erfolgreiches Gesamtsystem Ladeinfrastruktur auf kommunaler, überregionaler und europäischer Ebene.
Kritik am Masterplan Ladeinfrastruktur: zu sehr am Automobil orientiert. Konzepte für Luft- und Wasserverkehr fehlen
Der Bundesverband E-Mobilität (BEM) kritisiert, dass der Masterplan – anders als erwartet – kein Gesamtkonzept für alle E-Fahrzeuge, sondern lediglich für Automobile liefere. Es fehle an Ladeinfrastrukturkonzepten für Leichtfahrzeuge und Last-Mile-Logistik sowie für den Wasser- und Luftverkehr. Vorsitzender Emmert: „Wie soll die Bevölkerung denn umsteigen und die Städte entlasten, wenn es keine geeignete Ladeinfrastruktur gibt?“
E-Mobilität: Mehr Tempo für Ladeinfrastruktur
Weitere Kritik des BEM: Der Masterplan sei jenseits der Vorgaben der EU zu der Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) erstellt worden, die verschiedene Quoten für die Nutzung der Elektromobilität vorsieht. Durch diesen Tunnelblick treiben laut BEM die Verantwortlichen derzeit einen nationalen Alleingang voran.
Bidirektionales Laden im Masterplan Ladeinfrastruktur weiterhin kein Thema
Harsche Kritik auch an der Nichtbeachtung des bidirektionalen Ladens: „Damit verbleibt das Bundesverkehrsministerium im Denken alter Ressourcenverschwendung und lässt die Technologien der neuen Mobilität und der erneuerbaren Energien ungenutzt“, so Emmert. Bidirektionales Laden bedeutet das Laden in zwei Richtungen. Ein Elektroauto, das an der Ladesäule oder an der Wallbox hängt, entnimmt dem Netz Strom. Es kann ihn aber auch zurückspeisen, beispielsweise in das Stromnetz oder an den Haushalt.
Ladesäulen können laut BEM mithilfe des bidirektionalen Ladens einen wichtigen Beitrag für die Energiewende leisten und zur Energiesicherheit beitragen, weil sie dann als flexible Lasten beim Ausgleich der fluktuierenden Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom helfen könnten. Dazu müssten aber zahlreiche rechtliche und regulatorische Hürden abgebaut werden, was bislang weder geschehen ist noch in Angriff genommen wurde, kritisiert Emmert. Der überarbeitete Masterplan Ladeinfrastruktur soll in diesem Sommer verabschiedet werden. Ein Neubefassung ist frühestens 2025 möglich.