VERKEHR 31. Mai 2018 Christoph Böckmann Lesezeit: ca. 3 Minuten

Der Stau kostet uns Milliarden

Immer länger stehen die Deutschen im Stau. Baustellen, die Urbanisierung und das Bevölkerungswachstum sind schuld.

Die roten Flecken stehen für lange Stauzeiten. Sie liegen auf der Karte nicht durch Zufall dort, wo die europäischen Großstädte sitzen.
Foto: TomTom

Sie sind Grund für Groll und Frust vieler Pendler, Geschäftsreisender und Urlauber – die Ansammlung roter Rücklichter. Signalisieren sie doch: „Ätsch, jetzt darfste stehen.“ Oder kurz: Stau. Dabei rauben verstopfte Straßen nicht nur Zeit und Nerven, sie belasten auch die Volkswirtschaft.

Der ADAC hat vergangenes Jahr rund 723 000 Staus in Deutschland verzeichnet und das allein auf den Autobahnen. Das sind 4 % mehr als 2016. Dabei mussten die Autofahrer nicht nur öfter vom Gas, auch bei den Staukilometern gab es einen neuen Rekord. Sie summierten sich auf 1,4 Mio. km. Das entsprich einem Plus von 5 %. Im Schnitt bildete sich damit jeden Tag eine Blechlawine von knapp 4000 km. Entscheidend für die Fahrer ist dabei nicht die Länge des Staus, sondern wie lange dieser erhalten bleibt bzw. wie viel Zeit man verliert. Und diese Zahl ist noch deutlich stärker gestiegen als die Staukilometer. Satte 457 000 Stunden standen Verkehrsteilnehmer auf deutschen Autobahnen 2017 im Stau – 9 % mehr als im Vorjahr.

Aber auch in den Städten der Bundesrepublik geht es für Autofahrer meist nur zäh vorwärts, besonders während der Rushhour. Mit 51 Staustunden pro Fahrer und einer Staurate von 16 % ist München die staureichste Stadt Deutschlands. Das hat das US-Unternehmen Inrix Research in einer Studie errechnet. Münchens Stauproblem ist laut dieser innerhalb der Stadt am stärksten. Hier liegen die Durchschnittsgeschwindigkeiten im Stau bei nur 8 km/h bis 9 km/h – während und außerhalb der Stoßzeiten.

Die Staustunden kosten nicht nur Zeit. Im Durchschnitt kosten Staus jeden deutschen Autofahrer pro Jahr 1770 €. Werden die Staukosten landesweit aufaddiert, ergibt sich eine Summe von mehr als 80 Mrd. € allein für das vergangene Jahr, so die Verkehrsexperten von Inrix. Die Kosten der Staus setzen sich aus zwei Komponenten zusammen: direkte und indirekte Kosten. Die direkten Kosten trägt der Autofahrer durch Nutzung der Straßen im Stau, diese beinhalten den Wert bzw. die Opportunitätskosten der Zeit, die er im Stau verschwendet. Dazu kommen die Kosten für den Kraftstoffmehrverbrauch und die gesamtgesellschaftlichen Kosten für die Emissionen seines Fahrzeugs. Die indirekten Kosten tragen die Haushalte in Form höherer Preise für Waren und Dienstleistungen, die Unternehmen aufgrund von Staus verlangen. Nach Bereinigung um Wechselkurse und Lebenskosten tragen die Deutschen höhere Durchschnittskosten pro Fahrer als die Bürger der USA oder Großbritanniens.

Neben der kontinuierlichen Urbanisierung sind das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum die Ursachen für überlastete Straßen der Städte, stellt die Inrix-Studie fest. Auch der ADAC sieht in der Zunahme der Kfz-Fahrleistung von 1,3 % eine Ursache. Ebenso würden Baustellen einen großen Teil zu den Wartezeiten beitragen. „Von den 2200 km Autobahn, die bis 2015 hätten ausgebaut werden sollen, konnte bislang nur etwas mehr als die Hälfte realisiert werden“, bemängelt der Automobilclub.

Weltweit werden sich die Autofahrer auf weiter steigende Wartezeiten einstellen müssen, so die momentan vorherrschende Expertenmeinung: „Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf 9,7 Mrd. ansteigen, 70 % dieser Menschen werden in Städten leben. In der Folge wird sich der Personenverkehr auf Straße und Schiene mehr als verdoppeln; der Straßen- und Schienengüterverkehr wird sich mehr als verdreifachen“, argumentieren die Stauforscher von Inrix.

Sie gehen davon aus, dass der Anteil an Privatfahrzeugen in Entwicklungsländern rasch steigen und in den entwickelten Volkswirtschaften nur geringfügig sinken wird. Dadurch werde die Fahrleistung, das heißt die Strecke, die Menschen im Auto zurücklegen, in den entwickelten Ländern langsamer zunehmen als in den Jahren zuvor. Die Fahrleistung pro Person könnte in deutschen Städten sogar stagnieren oder leicht zurückgehen. Allerdings verweist die Studie darauf, dass angesichts der steigenden Einwohnerzahlen der Städte und der entsprechend höheren Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen die Fahrleistung im Güterverkehr weiter zunehmen werde.

Für Deutschland könnte sich die Situation allein aufgrund seiner geografischen Lage verschärfen. Viele Güter aus Süd- und Osteuropa werden auf Straßen durch Deutschland zu deutschen Häfen wie Hamburg oder zu anderen europäischen Häfen, z. B. Antwerpen, transportiert. Steigen die Weltbevölkerung und der Welthandel an, könnten Autofahrer hierzulande das besonders stark zu spüren bekommen.

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