Die schweren E-Bikes kommen
Lange belächelt, kommen vollwertige, hochmotorisierte Motorräder mit Elektroantrieb in Mode. Immer mehr Hersteller widmen sich den Bikes, die mit bärenstarkem, linearen Drehmoment und teils ähnlichen Reichweiten wie die der Verbrenner punkten können.
Das Biest
Spektakuläres Design: Der britische Motorradhersteller Arc Vehicle Ltd. präsentiert das Elektromotorrad Arc Vector. Spektakulär ist seine Leistung: 103 kW und ein Drehmoment von 397 Nm katapultieren die Maschine in 3,2 s von null auf 100 km/h. Bei 200 km/h endet der Vortrieb. Ausgefallen ist auch das Fahrwerk: Das Vorderrad wird von einer Carbonschwinge mit Achsschenkellenkung getragen, hinten befindet sich eine Bananenschwinge, ebenfalls aus Carbon – wie auch die Räder. Die Reichweite liege in der Stadt bei 320 km, ausgefahren auf dem Land bei rund 200 km. Nach 40 min soll der Akku wieder aufgeladen sein. Der stolze Preis: 103 000 €.
Der Kraftprotz
Zu den derzeit leistungsstärksten Elektromotorrädern zählt sicherlich das Energica Eva Ribelle des italienischen Herstellers Energica. Der Antrieb der Eva Ribelle leistet 126 kW, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 240 km/h. Bis zu 400 km Reichweite ist laut Hersteller im Stadtverkehr möglich, bis zu 200 km auf der Autobahn. Die Eva Ribelle bietet ein lineares Drehmoment von 215 Nm, die 21,5-kWh-Lithium-Ionen-Batterie lässt sich per Gleichstrom-Schnellladesystem schnell wieder füllen. Das Power-Bike verwandelt sich mittels Seitenkoffern, Windschutzscheibe und Tankrucksack in einen Langstrecken-Sporttourer. Der Preis: rund 25 000 €.
Die Kultige
Seit vielen Jahrzehnten genießen Motorräder von Harley-Davidson Kultstatus. Als einer der ersten traditionellen Hersteller bringen die Amerikaner mit der Livewire ein vollwertiges E-Motorrad auf die Straße. 78 kW leistet der E-Antrieb, 116 Nm beträgt das Drehmoment. Der gerade mal 15,5 kWh große Akku reicht für gut 150 km, Harley gibt für entspanntes Langstreckenfahren 250 km an. Dafür lässt er sich per Schnelllader in 40 min auf 80 % aufladen, nach einer Stunde ist er zu 100 % gefüllt. Die Beschleunigung von null auf 100 km/h absolviert die 250 kg schwere Livewire in 3,0 s, der Vortrieb endet bei 177 km/h. Die Preisliste beginnt bei rund 33 000 €.
Die Bergziege
Drehmoment in allen Lagen, ohne schalten zu müssen – E-Antriebe sind geradezu prädestiniert für Ausflüge in schwieriges Gelände: so wie bei der KTM Freeride E-XC. Das Fahrwerk bietet bis zu 260 mm Federweg, der Verbundrahmen besteht aus Chrom-Molybdän-Stahl. Ihr bürstenloser Synchronmotor leistet 18 kW, das Drehmoment beträgt 42 Nm. In etwas mehr als einer Stunde soll der 3,9-kWh-Akku vollständig aufgeladen sein. Tests haben ergeben, dass im Gelände damit gut anderthalb Stunden Fahrspaß möglich sind. Eine Straßenzulassung besitzt die fahrfertig gut 100 kg schwere Freeride E-XC leider nicht. Der Preis: 11 200 €.
Die Extravagante
Nicht nur das Styling, auch die Eckdaten der Novus One beeindrucken in vielerlei Hinsicht: 30-kW-Hinterradnaben-Elektromotor bei nur 80 kg Gewicht, 200 Nm Drehmoment, von null auf 50 km/h in 2,0 s – und ein Preis von 35 000 €. Die 4,8 kWh große, fest verbaute Lithium-Ionen-Batterie soll eine Reichweite im Stadtverkehr von rund 130 km ermöglichen, eine 80 %-Ladung soll in 30 min möglich sein. Die Höchstgeschwindigkeit gibt der Hersteller aus Braunschweig mit 130 km/h an. Die Auslieferung soll ab Oktober 2022 erfolgen.
Der Pionier
Seit nunmehr 15 Jahren ist der amerikanische Hersteller Zero auf elektrische Motorräder spezialisiert. Die Zero SR/S ist ein Sporttourer mit Vollverkleidung, 81 kW starkem E-Antrieb und fünf Fahrmodi. Das Drehmoment beträgt 190 Nm, bei der Kapazität der Akkus hat der Kunde die Wahl zwischen 14,4 kWh, 15,6 kWh und 17,3 kWh. Je nach Gusto sind damit laut Hersteller bis zu 365 km Reichweite möglich, nach bestenfalls einer Stunde sei der Akku wieder auf 95 % geladen. Die 235 kg (Leergewicht) schwere und 200 km/h schnelle Zero SR/S benötigt für den Zwischenspurt von 50 km/h auf 120 km/h 4,2 s. Der Preis: rund 22 000 €.