Innovationen unter und über Wasser
Die „boot 2023“ ist nicht nur für Sportlerinnen und Sportler ein Eldorado, auch die Herzen von Technikenthusiasten schlagen auf der Messe höher, die noch bis zum Wochenende dauert. Ein Trend: Die Produktpalette wird immer grüner.
Mit Eiswürfeln auf hoher See
Solarzellen bekommen auf dem Wasser wachsende Bedeutung für die Versorgung mit Strom. Die inzwischen erreichte Leistungsfähigkeit der Photovoltaikanlagen vergrößert die Anwendungsmöglichkeiten. Neben einer Serie optimierter Lithium-Ionen-Stromspeicher mit einer Kapazität zwischen 2 kWh und 15 kWh sowie den passenden tragbaren Solarpanels präsentiert der chinesische Batteriehersteller Ecoflow die passende Anwendung: ein transportabler Kühlschrank mit Eisbereiter. Das nach Firmenangaben weltweit erste Gerät dieser Art kann mit einer 298-Wh-Batterie bis zu 24 Stunden lang betrieben werden.
Mit der Sonne segeln
Wenn Lasse Hochfeldt den E-Motor seines Boots einschaltet, zieht er am Mast eine auffällige Konstruktion auf. Jeweils fünf Solarmodule hängen daran übereinander, lassen sich über ein Leinensystem auf die Sonne ausrichten und liefern den Strom für den Motor. Mittlerweile haben Hochfeldt und sein Studienkollegen Malte Näthke die Flin solar GmbH gegründet und präsentieren auf der „boot“ neben dem FlinSail für den Mast drei Varianten: für das Segelfall, den Heckkorb und die Reling. Die Stromquellen liefern pro Panel 200 Wh bis 600 Wh pro Tag an elektrischer Energie.
Aus Flachsfasern und alten Plastikflaschen
Der Bremer Bootsbaumeister Friedrich J. Deimann hat mit seinem Unternehmen Greenboats aus der Not eine Tugend gemacht. Deimann zeigt auf der „boot“ einen 8,20 m langen Daysailer, für dessen Rumpf und Deck er ein Sandwichkonstrukt aus Flachsfasern, recycelten Plastikflaschen sowie pflanzenbasierten Epoxidharzen verbaut. Das offene Boot Flax 27 verdrängt 1,35 t und lässt sich sportlich segeln. Die künftigen Eigner können sich sichtbar zu Nachhaltigkeit bekennen: Das Deck ist mit Kork beschichtet; in einer mit glasklarem Harz gefertigten Rumpfversion ist der Sandwichkern aus Flachsfasern zu erkennen.
Alles im Blick
Mit dem Radarsystem Cyclone hat der britische Hersteller Raymarine die Möglichkeit für den schnellen Überblick geschaffen. Auch bei schlechten Wetterbedingungen und hohen Geschwindigkeiten ermöglicht es der offene Schlitzstrahler mit 60 Umdrehungen/min, bis zu 100 verschiedene Objekte im Blick zu behalten. Dass das System speziell für hohe Geschwindigkeiten und starken Wind geschaffen wurde, ist an seiner Stromlinienform zu erkennen. Dank einer besonderen Einstellung kann das Radar weit entfernte Vogelschwärme erkennen, die auf Fischschwärme unter der Wasseroberfläche hindeuten.
Kontrastreiche Ansichten
Die Zeiten, in denen Angler im Trüben fischten, sollen dank moderner Elektronik vorbei sein. Der Navigationsspezialist Garmin stellt auf der „boot“ die neue Kartenplotterserie Echomap UHD2 vor, die Kartenmaterial mit hochauflösenden Echolotaufnahmen kombiniert. Für den Touchscreen verspricht der Hersteller kontrastreiche Ansichten, die zwischen Fischen und Bodenstrukturen unterscheiden. Das Echolot reicht etwa 60 m tief unter die Wasseroberfläche. Auf den Detailkarten lassen sich Bodenstrukturen auf bis zu 0,5 m Abstand der Tiefenlinien herauszoomen. Zu den Karten kann die Mitgliedschaft in der „ActiveCaptain-Community“ gebucht werden, in der ortskundige Nutzerinnen und Nutzer Tipps preisgeben.
Sicher und nicht sperrig
Bei der Wahl der Rettungsweste standen Jollen- und Foilsegler sowie Kite-Surfer bislang zwischen der Entscheidung, den Bewegungsspielraum zu behalten oder im Falle eines schweren Sturzes auf eine ohnmachtssichere Auftriebshilfe zu vertrauen. Der deutsche Hersteller Secumar hat in der Weste Furio beides miteinander kombiniert. Äußerlich ist der Hybrid eine klassische dünne Unterstützung mit 50 N (Newton) Auftrieb. Zusätzlich zu der Feststoffweste können Sportlerinnen und Sportler von Hand einen vollwertigen aufblasbaren Schwimmkörper mit 110 N Auftrieb aktivieren. So soll die volle Bewegungsfreiheit erhalten bleiben. Der Rückenprotektor ist zum Schutz der Wirbelsäule bei Stürzen verstärkt ausgelegt.