Michelin: Deutsches Reifenwerk wird zum Innovationszentrum
Die Transformation der Autoindustrie macht manche Produktion völlig unrentabel; Michelin etwa bemerkt das schmerzlich bei der Reifenherstellung kleiner Zollgrößen in Europa. Statt auf Werkschließungen setzen die Franzosen auf Innovationen für die Mobilität der Zukunft, nicht zuletzt für deren Ingenieure.
Welche Reifengröße wohl das aktuelle Auto hat, das die Lesenden dieser Zeilen fahren? Maria Röttger jedenfalls ist sich ziemlich sicher: Falls der Besitzer nicht gerade ein Faible für Youngtimer hat, werden es wohl mehr als 16 Zoll sein. Die Chefin der Michelin-Region Nordeuropa muss solche statistischen Durchschnittsgrößen schließlich kennen. Mit den Folgen hat sie in den vergangenen Jahren ja auch schwer zu kämpfen gehabt. Auch im Michelin-Werk in Hallstadt bei Bamberg.
Bei Neuwagen werden Reifen immer größer
„Die Reifen bei Neuwagen werden seit Jahren immer größer – und die Elektromobilität hat diesen Prozess noch einmal beschleunigt“, sagt die Managerin. Der erste Golf etwa begnügte sich noch mit Pneus zwischen 13 Zoll und maximal 16 Zoll. Inzwischen geht es inzwischen erst bei 15 Zoll los – und bis in die Größenordnung von 20 Zoll. Fast die Hälfte des Marktes sind zudem längst SUV (Sport Utility Vehicles), deren Bereifung noch voluminöser ist. Mehr Gewicht, größere Ausmaße und auch das coolere Aussehen sind die Gründe für den Trend.
Die oft mehrere Tonnen schweren Stromer brauchen ohnehin größere Reifendurchmesser. Standorte mit dem Schwerpunkt auf kleinere Reifen haben darum zumindest in Hochlohnländern keine Zukunft mehr. In Schottland und Franken musste Michelin in den vergangenen Jahren gleich zwei davon schließen.
Neue Chancen für alte Reifenwerke
Statt Abbruch ist aber nun ausgerechnet dort Aufbruch angesagt. Denn die Transformation der mobilen Welt bietet den Unternehmen eine Menge Chancen: autonomes Fahren, vernetzte Mobilität und emissionsfreie Antriebe schaffen neue Geschäftsfelder – und digitale smarte Fertigung hebt Effizienzpotenziale. Zumindest für alle, die den Platz, das Geld und Know-how haben, solche Zukunftsfelder zu erschließen. Genau hier setzt die Strategie von Michelin an.
„Nach 50 Jahren Fertigung wollten wir hier nicht einfach zumachen“, so Röttger.
Der Umbruch hat begonnen
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