Neue Flugtreibstoffe sorgen für hochfliegende Tankträume
Ob die Luftfahrtindustrie ihre Klimaziele erreicht, hängt davon ab, wie schnell Alternativen zum fossilen Kerosin bereitstehen. Allerdings ist das nicht die einzige entscheidende Frage.
Die Klimaziele der weltweiten Luftfahrtbranche sind nicht die ehrgeizigsten. Nach Angaben der internationalen Luftfahrtorganisation Icao soll bis 2050 der CO2-Ausstoß gegenüber dem Referenzjahr 2005 halbiert werden. Außerdem soll der Passagierverkehr nach 2020 nur noch klimaneutral wachsen.
Das dürfte zu wenig sein. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat berechnet, dass diese Maßnahmen „sehr wahrscheinlich nicht genügen, um das 1,5-Grad-Ziel von Paris ausreichend zu unterstützen“.
SAF: Die große Hoffnung auf technologischer Seite
Falls doch, dann nur aus einem Grund: Sustainable Aviation Fuels (SAF, dt.: nicht-fossile Flugtreibstoffe). Sie sind die große Hoffnung auf technologischer Seite. Flugversuche mit biobasierten SAF haben gezeigt, dass die Nicht-CO2-Klimaeffekte eines Flugzeugs – zum Beispiel Kondensstreifenbildung durch Rußpartikel – sich pauschal halbieren. Das ist bedeutsam, denn diese lange vernachlässigten Effekte machen nach aktuellem Forschungsstand annähernd zwei Drittel der Klimawirkung eines Flugzeugs aus.
Luftfahrtforschende wie der DLR-Triebwerksexperte Manfred Aigner gehen davon aus, dass sich mit strombasierten SAF, also synthetisierten, maßgeschneiderten Kohlenwasserstoffen auf Basis von grünem Wasserstoff, die Nicht-CO2-Effekte fast gänzlich beseitigen lassen.
Das Problem ist nur: Zwar bauen immer mehr Konzerne – auch aus der Petrochemie – die Produktionskapazitäten aus. Doch, so Aigner: „Es gibt da ein kleines Skalierungsproblem“. Es dauert also, bis genügend SAF verfügbar ist. Die reine Substitution fossilen Kerosins durch SAF dürfte deshalb nicht ausreichen. Der zuverlässigste Weg, die Klimawirkung der Luftfahrt zu mindern, ist: weniger fliegen.
Den Fokus „Sustainable Aviation Fuels“ lesen Sie im aktuellen E-Paper der VDI nachrichten mit diesen Themen.
„Es kann keinen anderen Weg geben“
Luftfahrt: Mit Kohlenwasserstoffen aus nicht-fossilen Quellen lässt sich das heutige Flugaufkommen bewältigen, sagt der Triebwerksforscher Manfred Aigner. Gespräch über Skalierungsprobleme und Tricks in der Brennkammer.
Spiel mit Wahrscheinlichkeiten
Kommentar: Die drei Wörter Sustainable Aviation Fuels werden in der Luftfahrt oft wie ein Zauberspruch verwendet. Wer ihn aufsagt, verwandelt Treibhausgase in Feenstaub. Das Problem ist nur: Zauberei gibt es nicht. In der Luftfahrt nicht und ebenso wenig in der Atmosphärenphysik.
Grün im Tank
Chemie: Start-ups wie klassische Petrochemie engagieren sich gleichermaßen, um in Zukunft Kerosin auf Basis von Biomasse oder grünem Wasserstoff liefern zu können.