Neue Klassik auf zwei Rädern
Digital vernetzt, elektrisch, futuristisch – doch gerade diese modernen Zeiten haben bei vielen Bikern zu einer Sehnsucht nach dem Kraftrad im klassischen Gewand entfacht.
Der Bayern-Boxer
Dieses Retro-Bike lässt die Muskeln spielen. Die Bayerischen Motorenwerke zaubern aus dem öl-/luftgekühlten 1171er-Boxer ihrer R NineT auch mit Euro-5-Diät noch 80 kW bei 7250 Touren und 116 Nm bei 6000 min-1. Erst vor zwei Jahren hat BMW die Modelle umfangreich überarbeitet. LED-Licht, ABS Pro, Tempomat und Fahrmodi machen die Ausfahrt entspannt. Besonders seidig fährt es sich, weil störende Schläge von unten souverän abgefedert werden. Ein Federbein mit wegabhängiger Dämpfung machts möglich. Die bayerische Urgewalt hat natürlich ihren Preis: ab 17 050 €.
Die Lässige
Das Hubraumplus der 1100 Pro gegenüber der 800-Version bringt die ganze Souveränität der Ducati Scrambler auf die kurvenreiche Straße. Mit dem stattlichen Desmodue-Motor entfalten sich die 63 kW aus dem luftgekühlten Euro 5-Twin bei 7500 Touren und 88 Nm bei 4750 min-1 einfach locker-lässig-italienisch. Künftig fährt übrigens auch ein Ride-by-Wire-Drosselklappenmanagement mit; das ist die technische Grundlage für die Einführung einer Traktionskontrolle, der die Fahrmodi „Road“ und „Wet“ und die Installation eines Quickshifters (Gangwechsel ohne Kuppeln) ermöglicht. Der Preis: ab 10 590 €.
Der Zwergdackel
Mehr als 40 Jahre war der kleine Freund der Mobilität fast ganz aus dem europäischen Straßenbild verschwunden. Dann hatte Honda ein Einsehen. Jetzt darf die Honda ST125 Dax – von den Fans liebevoll „Zwergdackel“ getauft – mit einem Einzylinder-Viertakter seine 124 cm3 wieder durch die Citys und zum nächsten Badesee wieseln lassen. Seine klassische Botschaft: Zwei Meterchen Wendekreis sind im angestammten Revier weit wichtiger als 6,6 kW bei 6750 min-1 und ein maximales Drehmoment von 11 Nm bei 5500 min-1. Und bei etwas mehr als 100 kg ist das kleine Leichtgewicht auch schnell mal zu zweit in den SUV-Kofferraum gehoben. Der Preis: ab 5080 €.
Die sanfte Kraft
Es ist ein traditionsreiches Stück Japan, das Kawasaki mit der Z900RS anbietet. Der Reihenvierzylinder mit 948 cm3 Hubraum lässt 82 kW bei 8500 Touren und 99 Nm bei 6500 min-1 auf die Straße los – aber ganz entspannt. Denn Nockenwellen mit kleineren Ventilöffnungswinkeln, geringerer Verdichtung und mehr Schwungmasse verleihen der Kawa trotz Leistungseinbuße mehr Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich und sorgen für klassische Laufkultur. Sanft geht es auch beim Schalten zu: Eine spezielle Anti-Hopping-Kupplung verhindert ein Stempeln des Hinterrads beim harten Einkuppeln. Der Preis: ab 12 095 €.
Der britische Inder
Der Weg ist das Ziel; also gemach: Bei 127 km/h hat die Tachonadel der Scram 411 von Royal Enfield bereits ihr Maximum erreicht. So wird das Bikerleben „made in India“ so richtig entschleunigt. Aus einem Einzylinder-Viertakter mit 411 cm3 muss ja auch nicht mehr herausgepresst werden als zarte 18 kW bei 6500 min-1 und ein gemütlich-maximales Drehmoment von 32 Nm bei 4250 min-1. Der Vorteil davon: Bei zurückhaltender Fahrweise ist der Normwert von 3,2 l/100 km realistisch. Bleibt also Zeit, um sich an der rundum geschichtsträchtigen Gestalt dieses Bikes zu erfreuen. Sowie am Preis: Denn schon ab 5290 € geht es ganz gelassen in den Sonnenuntergang.
Englischer Landadel
Wer ein echter Klassikfan ist, der wird oft eine Triumph in die engere Wahl nehmen. Schließlich steht die Marke besonders für diesen Stil. Bestes Beispiel ist die Scrambler 1200 mit ihrem robusten Auftritt, hochgelegtem Auspuff und gebieterisch breitem Lenker. Wer es noch einen Tick rustikaler mag, der bekommt neben der straßenorientierten XC die 1200er auch als wahren Hochsitz: Die XE hat satte 250 mm Federweg vorn und hinten. LED-Lichter und TFT-Display, USB-Lader, beheizte Griffe und Cruise Control zeigen aber moderne Stärken. Der Paralleltwin leistet 66 kW bei 7250 min-1 und bietet ein maximales Drehmoment von 110 Nm. Der Preis: ab 14 645 €.