Paketzustellung per Straßenbahn reduziert CO2-Emissionen
Pakete per Straßenbahn an Verteilzentren auf der Strecke liefern, ab wo dann Kuriere auf Elektrorädern das Paket auf der letzten Meile zum Empfänger bringen – ein solches Pilotprojekt wurde jetzt in Frankfurt offenbar erfolgreich beendet. Die Betreiber sprechen von CO2-Einsparungen von mehr als 50 % und einer Entlastung des urbanen Verkehrs.
Die Fakten: Die operative Phase des Forschungsprojekts „LastMileTram RheinMain V“ der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Kooperation mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main GmbH (VGF) und Amazon Logistics sei erfolgreich abgeschlossen worden. Der Realbetrieb veranschaulichte nach Angaben der Beteiligten das Potenzial einer Güterstraßenbahn – kombiniert mit E-Transportern und elektrischen Lastenrädern – für die Paketzustellung in urbanen Ballungsräumen.
Während der vierwöchigen Pilotphase konnte die Gütertram laut Betreibern nachweislich zur Entlastung des städtischen Verkehrs beitragen und die CO2-Belastung durch eine lokale emissionsfreie Zustellung signifikant reduzieren. Die endgültige Bewertung, ob die zuvor mit einem digitalen Zwilling berechneten CO2-Einsparungen von knapp über 56 % tatsächlich erreicht wurden, erfolge nach der vollständigen Projektauswertung bis Ende 2024.
Pilotprojekt Frankfurt soll bundesweites Vorbild sein
„Dieses Projekt kann nicht nur in Hessen, sondern auch bundesweit Vorbild für eine emissionsarme Logistik sein“, betont Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum. „Mit der Gütertram bieten wir einen innovativen Ansatz, um die Paketdienste in Teilen zu substituieren, damit den Verkehr in der Stadt zu entlasten und die Umwelt zu schonen“, ergänzt Stadtrat Wolfgang Siefert, Mobilitätsdezernent der Stadt Frankfurt. „Pro Liefertag konnten mit der LastMileTram 26,8 kg CO2 lokal eingespart werden, im Gesamtprozess waren es 56,8 %. Und die Lärmbelastung war um 35 dB bis 32 dB geringer.“
Projektleiter und Präsident der Frankfurt UAS, Kai-Oliver Schocke, ergänzt: „Besonders spannend ist, wie sich Effizienz und Nachhaltigkeit durch die Kooperation unterschiedlicher Verkehrsträger steigern lassen.“ Projektbeteiligter Amazon sieht durchaus auch eigene Ziele: „Wir wollen bis 2040 in allen Geschäftsbereichen CO2-neutral zu sein. Wir investieren, experimentieren und innovieren weiterhin in diesem Bereich und freuen uns, die Ergebnisse dieses Projekts gemeinsam mit der VGF und der Frankfurt UAS zu bewerten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen“, führt Andre Lütgeharm, Regional Director Operations Amazon Logistics, aus.
Dreistufiger Logistikeinsatz erwies sich als erfolgreich
Der Einsatz der Gütertram als Teil eines dreistufigen Transportprozesses hat sich in der Pilotphase offenbar als effizient erwiesen. Die Anlieferung der Pakete an die Gütertram erfolgte mit E-Transportern, die Gütertram beförderte die Pakete dann in die Frankfurter Innenstadt. Elektrische Lastenräder übernahmen die Pakete an den Innenstadt-Haltestellen Zoo und Gutleut und fuhren diese an die Haustüren der Empfänger und Empfängerinnen. Die Gütertram des Typs „P-Wagen“ kann mit geringfügigen Umbaumaßnahmen derzeit maximal 600 Pakete mit einer Fahrt transportieren.
Im Zuge des Pilotprojekts wurden mit einer Tram pro Tag im Schnitt 4,8 Lastenradtouren mit durchschnittlich 67 Paketen je Lastenradtour beliefert. Die Tram wurde aufgrund des Pilotstatus unterhalb der Maximalkapazität beladen. Auch die Lastenräder wurden bewusst nicht mit 100 % ausgelastet. Pro Tour wurden die Pakete über eine Strecke von 22,4 km transportiert. Die beiden Innenstadt-Haltestellen wurden vom Kooperationspartner VGF für das Projekt gewählt, die Lastenrad-Streckenauswahl erfolgte anhand des Liefergebiets direkt um die Tram-Haltestellen. Die Umladezeiten von der Tram in das Lastenrad waren sogar 4 min geringer als ursprünglich geplant. Der gesamte Prozess verlief nahezu emissionsfrei, was die ökologischen Vorteile im Vergleich zu konventionellen Zustellmethoden deutlich macht.
Digitaler Zwilling in der Logistik erfolgreich umgesetzt
Das gesamte System – bestehend aus E-Transportern, Gütertram und elektrischen Lastenrädern – arbeitete stabil ohne nennenswerte Störungen. Besonders positiv fiel die Tatsache ins Gewicht, dass die zuvor im digitalen Zwilling simulierten Abläufe im Realbetrieb umgesetzt werden konnten. Obwohl die endgültige Auswertung der CO2-Einsparungen noch aussteht, deuten die ersten Daten wohl darauf hin, dass der Ansatz deutliche Effizienzvorteile und eine signifikante Reduzierung der Emissionen biete. Der Einsatz multimodaler Konzepte, insbesondere die Integration von E-Transportern, Güterstraßenbahnen und E-Lastenrädern, zeige ein erhebliches Potenzial für eine nachhaltigere Logistik mit einer geringeren Belastung der Straßen.
Wartezeiten in der Logistik können noch verkürzt werden
Obwohl die Testphase erfolgreich verlief, zeigten sich auch Verbesserungsmöglichkeiten. Insbesondere die Wartezeiten bei der Entladung der Tram und der Beladung der Lastenräder bieten noch Optimierungspotenzial. Hier kann bei einem Regelfahrplan die Wartezeit noch verkürzt werden. Zudem werde geprüft, inwieweit das System auch für den Transport sperriger Güter geeignet sei. Eine weitere Erkenntnis sei, dass die Einrichtung von zentralen City Hubs für künftige Projekte und eine breitere Nutzung noch intensiver untersucht werden sollte.
Ein Modell für weitere Städte?
Das Konzept von LastMileTram könnte in Zukunft auch in anderen Städten Anwendung finden. Die ersten Ergebnisse böten laut Betreiber eine solide Grundlage für die Weiterentwicklung des Modells. Der Einsatz von elektrischen Lastenrädern und E-Transportern in Kombination mit der Tram zeige, dass ein lokal emissionsfreies Liefernetzwerk im urbanen Raum möglich sei.