Internationaler Vergleich 14. Feb 2020 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 4 Minuten

Ranking E-Mobilität: Deutschland sackt ab

Niederlande, Norwegen und Großbritannien sind Spitze, wenn es um Elektromobilität in Europa geht, so ein Ranking des Fuhrparkdienstleisters Leaseplan. Deutschland verliert Boden, ist aber spitze beim Schnellladenetz. Dessen Ausbau wird weiter vorangetrieben.

Auf der Messe E-World verkündeten am Dienstag, 11. Februar 2020, Eon und VW eine Kooperation und den Marktstart für das neue Schnellladesystem E.ON Booster: E.ON Vorstandsmittglied Karsten Wildberger (links) und Thomas Schmall, CEO Volkswagen Group Components.
Foto: innogy SE

Die Nordländer sind schon seit Längerem Spitze in Europa, wenn es darum geht, wie die einzelnen Länder auf die kommende Elektromobilität vorbereitet sind. Die Niederlande, Norwegen und Großbritannien führen daher auch das Ranking „EV Readiness Index“ des niederländischen Fuhrparkdienstleisters Leaseplan an, dass dieser regelmäßig herausgibt.

Deutschland landet im gestern herausgegebenen aktuellen „EV Readiness Index“ gleichauf mit Finnland auf Platz sieben im oberen Drittel. Beim letzten Vergleich vor einem Jahr landete Deutschland noch vor Großbritannien auf Platz sechs. Der aktuelle Index basiert auf den 2019er-Zahlen und auf vier Faktoren, die eine Gesamtwertung für jedes Land ergeben: Elektrofahrzeug-Markt (inklusive Plug-in-Hybride), Ladeinfrastruktur, staatliche Anreize und dem eigenen Wissen von Leaseplan über Elektromobilität in den einzelnen Ländern.

Elektromobilität kommt in fast allen Ländern Europas voran

Fast alle Länder im Index haben sich laut Leaseplan im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Dies deute auf „eine erhöhte Bereitschaft für Elektromobilität in ganz Europa hin, auch wenn die einzelnen Länder diese Verbesserungen unterschiedlich schnell umsetzen“. Diese insgesamt höhere Bereitschaft sei auf die bessere Verfügbarkeit einer öffentlichen Ladeinfrastruktur zurückzuführen. „Europaweit gab es einen Anstieg der öffentlichen Ladestationen um 73 %“, so die Fuhrparkspezilisten

„Die politischen Entscheidungsträger müssen handeln und auch weiterhin in die öffentliche Ladeinfrastruktur investieren und Anreize für die Einführung von Elektrofahrzeugen schaffen, bis die Elektrifizierung für alle Autofahrer zur Selbstverständlichkeit wird“, so Roland Meyer, Geschäftsführer von Leaseplan Deutschland. Denn das im Ausland stärkere Engagement hatte eben zur Folge, dass Deutschland um einen Punkt nach unten gerutscht ist.

Deutschland spitze beim Schnellladenetz für E-Autos

Mit insgesamt 5040 Ladepunkten im Vergleich zu den anderen Ländern hat Deutschland allerdings bei den Schnelllademöglichkeiten in den verglichenen 22 europäischen Ländern ganz deutlich die Nase vorn. Und deutsche Unternehmen arbeiten weiter intensiv daran, dass das so bleibt,

So stellten der Essener Energieversorger Eon und der Wolfsburger Volkswagen-Konzern am Dienstag im Rahmen der Energie-Branchenleitmesse E-World in Essen eine neue, flexible Ultra-Schnellladestation für Elektrofahrzeuge vor. Dort ist das Batteriesystem integriert, und, so die beiden Unternehmen, es werde so möglich, Ultraschnellladesäulen ohne Tiefbau oder Netzanschluss nahezu überall und zu deutlich günstigeren Kosten zu installieren.

Elektromobilität: Schnellladen schneller überall möglich machen

Die neue Technologie mache den Weg frei, eine größere Anzahl von Ultra-Schnellladesäulen dort aufzustellen, wo sie tatsächlich gebraucht würden. In der zweiten Jahreshälfte will Eon die neuen Ladesäulen an sechs Autobahntankstellen intensiv testen und anschließend unter dem Namen „E.ON Drive Booster“ zuerst im deutschen Markt einführen. Zielgruppe seien vor allem Stadtwerke, Kommunen, Tankstellen und Raststätten, die Nachfrage sei vorhanden, hieß es in Essen.

Installiert werden sollen die Säulen nach dem Prinzip Plug-and-play: hinstellen, anschließen, online konfigurieren. Laden ließen sich zwei E-Autos mit bis zu 150 kW Leistung in nur rund 15 min; das ergebe rund 200 km an Reichweite. Möglich seien für die Ladesäulen Stromnetzanbindungen von 16 A bis 63 A. Eon werde diese Schnelllader nur mit Grünstrom betreiben, hieß es.

Mehr Förderung für E-Autos in Europa führte zu mehr E-Autos

Auch die vorteilhaftere Besteuerung für Halter von Elektroautos habe sich in vielen Ländern positiv ausgewirkt, so Leaseplan. Im Durchschnitt zahlten Halter von Elektrofahrzeugen 40 % weniger Steuern als Halter von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. In vier Märkten (Österreich, Griechenland, Irland und Großbritannien) sind Elektrofahrzeuge komplett von der Kfz-Steuer befreit.

In Europa stieg die Zahl der Zulassungen von Elektroautos im Durchschnitt um etwa 60 %, so dass inzwischen 5,7 % aller neu zugelassenen Fahrzeuge in Europa elektrisch sind. Die Länder mit dem höchsten Anstieg sind Luxemburg (+154 %), Irland (+127 %) und die Niederlande (+120 %).

Für mehr E-Autos braucht man eine bessere Einbindung ins Stromnetz

E-Autos sollen im Rahmen der Energiewende Treibhausgas-Emissionen senken, sie werden aber auch zu mehr Stromverbrauch im Mobilitätssektor führen. Ganz konkret sollen sie daher die Stromnetze, die diesen Strom bereitstellen, nicht belasten, nein, sie sollen vielmehr „netzdienlich“ sein, so der Fachbegriff. Sie sollen als flexible Energiespeicher und Stromverbraucher Last- und Erzeugungsspitzen in einem Stromnetz durch Anpassung der Ladeleistung mindern.

Nur können das Elektroautos heute noch nicht, denn sie müssen dafür nicht nur Strom tanken können, sondern auch abgeben: Bidirektionales Laden ist angesagt. Dass und wie das geht, hat zum Beispiel Audi mit dem e-tron schon vor gut anderthalb Jahren bewiesen.

E-Mobilität braucht nahtlose Kommunikation

Eine neue Qualität erhält diese Möglichkeit durch den bevorstehenden Rollout von digitalen, smarten Stromzählern in Deutschland, den sogenannten Smart Metern. Auf der E-World zeigte das EEBUS-Konsortium, dass sich ein Audi e-tron über das Smart-Meter-Gateway (SMGW) und das Energiemanagementsystem eines modernen Wohnhauses in das Gesamtsystem einbinden lässt. EEBUS ist eine auf Standards und Normen basierte Kommunikationsschnittstelle für Energiemanagement im Internet der Dinge.

„Die Einbindung der Ladeinfrastruktur durch EEBUS über das Smart-Meter-Gateway zeigt, wohin die Reise geht“, sagt Ruwen Konzelmann, Leiter der Business Unit Smart Energy bei der Theben AG, einem Hersteller von Smart-Meter-Gateways. Zwischen dem SMGW, dem Energiemanagementsystem und den Geräten wie Ladestation und Wärmepumpe kommt die EEBUS-Kommunikation inzwischen als Standard zum Einsatz.

Das netzdienliche Verhalten eines E-Autos geschieht dabei nicht direkt in Kommunikation mit dem Stromnetzbetreiber. Zentrale Einheit im Haus ist das Energiemanagementsystem. Es verwaltet die flexiblen Verbraucher eines intelligenten, vernetzten Hauses im Rahmen der Vorgaben. Die Kommunikation nach außen läuft dann über das Smart-Meter-Gateway.

„EV Readiness Index“ von Leaseplan

  • Der „EV Readiness Index“ soll zeigen, wie gut die Länder Europas auf die Elektromobilität vorbereitet sind.
  • Verglichen werden 22 Staaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien und Ungarn.
Foto: Leaseplan

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