Grüne Logistik 13. Okt 2022 Von Wolfgang Heumer Lesezeit: ca. 5 Minuten

Schifffahrt fordert mehr klimafreundliche Kraftstoffe

Die Schifffahrt will klimaneutral werden und setzt dabei unter anderem auf klimafreundliche Treibstoffe. Eine Studie zeigt jedoch: Es mangelt an diesen alternativen Kraftstoffen und auch an der Infrastruktur zum Betanken der Schiffe.

Weltweit werden jährlich 270 Mio. t Diesel und Schweröl in Schiffsmotoren verbrannt und verursachen etwa 3 % der globalen Treibhausgas-Emissionen. Bereits 2030 sollen 5 % der in der Schifffahrt verwendeten Kraftstoffe klimaneutral sein, verlangt die International Maritime Organization (IMO). Experten zweifeln daran, ob diese Mengen erreicht werden können.
Foto: Wolfgang Heumer

Energieträger der Zukunft auf Schiffen

Die International Maritime Organization (IMO) hat die Reeder weltweit auf Kurs Klimaneutralität gebracht. Bis 2050 soll der CO2-Ausstoß von Frachtern, Fähren und Kreuzlinern auf null gebracht werden. Zusammen mit den in Europa drohenden Emissionsabgaben zeigt das Wirkung. Gut 20 % der bereits heute weltweit bestellten 5000 Schiffe werden mit zumindest klimafreundlicheren Antriebssystemen als den klassischen Diesel- oder Schwerölmotoren ausgestattet. Bis 2030 sollen zudem 5 % der in der Schifffahrt pro Jahr verwendeten 270 Mio. t Treibstoff kohlenstofffrei sein.

Synthetisches Erdgas für eine sauberere Schifffahrt

Doch „saubereren“ Schiffen droht eine Untiefe: In ihrer sechsten Zukunftsstudie „Maritime Forecast to 2050“ warnt die norwegische Klassifikationsgesellschaft DNV vor einem Mangel an Produktions- und Distributionskapazitäten für klimaneutrale Kraftstoffe. „Bis 2030 werden voraussichtlich weitere 2000 Schiffe pro Jahr in Auftrag gegeben, doch beim Treibstoff gibt es immer noch keinen Königsweg“, beklagt der DNV-Vorstandsmitglied Knut Ørbeck-Nilssen, der das maritime Geschäft verantwortet. Um die Lücke zu schließen, müssten laut DNV bereits jetzt jährlich bis zu 90 Mrd. $ in Produktionsanlagen und Distributionssysteme investiert werden.

Klimafreundliche Kraftstoffe läuten Paradigmenwechsel in der Schifffahrt ein

Die Technik für klimafreundliche Schiffsantriebe wächst heran, wie dieser Sechs-Zylinder-Wasserstoffmotor des Herstellers Anglo Belgian Corporation (ABC) auf der Schiffbaumesse SMM zeigt. Doch „grüne“ Treibstoffe werden auch auf lange Sicht Mangelware sein, warnt die Klassifikationsgesellschaft DNV. Foto: Wolfgang Heumer

Den Paradigmenwechsel in der Schifffahrt von umweltschädlichen auf saubere Treibstoffe vergleichen viele Branchenexperten mit dem Umstieg vom Segel auf die Dampfmaschine. Gemessen an der in der Bruttoraumzahl ausgedrückten Schiffsgröße fahren derzeit laut DNV 5,5 % der Weltflotte mit alternativen Antriebssystemen. In Schiffseinheiten ausgedrückt, nutzen aber gerade einmal 1349 von weltweit etwa 110 000 Berufsschiffen jeder Größe andere Treibstoffe als Schweröl oder Diesel. 923 Einheiten fahren mit dem Flüssigerdgas LNG (Liquefied Natural Gas), 396 überwiegend kleinere Schiffe wie Kurzstreckenfähren beziehen ihren Energie aus Batterie- oder Hybridsystemen.

EU will Aus für den Verbrennungsmotor 2035

In den Auftragsbüchern der Werften geht es schon deutlich grüner zu. Von den weltweit in Produktion befindlichen 4967 Schiffen sollen DNV zufolge 1046 alternative Antriebskonzepte erhalten; erstmals sind drei Schiffe mit reinem Wasserstoffantrieb dabei. Die Küstenschifffahrt, in der mit den ersten LNG-Schiffen das Umdenken zu mehr Umweltfreundlichkeit begann, ist laut DNV-Studie wieder die treibende Kraft für einen Wandel: „Im Kurzstreckenverkehr ist der klare Trend zur Elektrifizierung von Fähren zu erkennen; einige schauen aber auch auf Wasserstoff und Brennstoffzellen.“

Mit klimafreundlichen Kraftstoffen Emissionsgrenzwerte der Schifffahrt erfüllen

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