Klimaschutz 26. Jul 2022 Von Wolfgang Heumer Lesezeit: ca. 4 Minuten

Synthetisches Erdgas für eine sauberere Schifffahrt

Die Schifffahrt soll ihre CO2-Emissionen bis 2030 um 40 % reduzieren. Doch es mangelt an kohlenstofffreiem Treibstoff. Synthetisches Erdgas könnte eine Lösung sein.

Das Containerschiff „Elbblue“ gilt als Hoffnungsträger. Als erstes kommerzielles Schiff weltweit nutzt es als Treibstoff jetzt synthetisches Erdgas (SNG), hergestellt aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid.
Foto: MAN Energy Soltutions

Seit 2011 trägt das Containerschiff „Elbblue“ regelmäßig Ladung zwischen Rotterdam und dem Baltikum hin und her. Mittlerweile gilt der 153 m lange Frachter zusätzlich als Hoffnungsträger. Als erstes kommerzielles Schiff weltweit nutzt das 2017 mit einem Dual-Fuel-Motor für den Betrieb mit Flüssiggas (LNG) aufgerüstete Schiff jetzt synthetisches Erdgas (SNG) aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid als Treibstoff.

„LNG, Biogas und SNG sind verlässliche Treibstoffalternativen, wenn die Schifffahrt weltweit ab 2023 ihre CO2-Emissionen reduzieren muss“, sagt Christian Hoepfner, Geschäftsführer der Hamburger Wessels Marine GmbH, der das Projekt Elbblue seit der Umrüstung des Schiffes auf LNG-Antrieb begleitet. Flankierend haben der Verband Schiffbau und Meerestechnik (VSM) und die maritime Sektion des VDMA jetzt einen Fahrplan für den künftigen Einsatz synthetischer und klimaneutraler Kraftstoffe vorgelegt. In dem Papier zeigen beide Verbände Optimismus: „Wir halten es für realistisch, dass bis 2045 der innereuropäische Schiffsverkehr klimaneutral gestellt werden kann.“

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Synthetisches Erdgas ist sinnvollste Alternative zu fossilen Brennstoffen

Nach dem Willen der internationalen Schifffahrtsorganisation IMO sollen 2023 erste Schritte unternommen werden, den Anteil der Schifffahrt an den weltweiten CO2-Emissionen – derzeit etwa 3 % – zu reduzieren. Jedes Fracht- und Passagierschiff muss dann einen spezifischen Energieeffizienzindex erfüllen, sonst muss beispielsweise die Motorleistung reduziert werden. Als wirkungsvollste Maßnahme gilt der Einsatz kohlenstofffreier oder -armer Treibstoffe.

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Die weltgrößte Reederei, Maersk, will künftig Methanol verwenden; ihr französischer Mitbewerber CMA CGM setzt auf Biogas; andere Reedereien denken an Wasserstoff, der in Ammoniak als Träger gebunden ist. „Methanol und Ammoniak gibt derzeit aber weder als ,grünen‘ Treibstoff, noch sind sie in den ausreichenden Mengen überall verfügbar“, begründet Hoepfner seine Überzeugung, dass synthetisches Erdgas die derzeit sinnvollste Alternative zu fossilen Brennstoffen ist.

Beimischung von synthetischem Erdgas reduziert CO2-Emissionen der Schifffahrt um 64 %

Das Containerschiff Elbblue im Nord-Ost-See-Kanal. Foto: mauritius images / Martin Witte / Alamy

Bereits mit verflüssigtem Erdgas (LNG) ließen sich die CO2-Emissionen aus dem Schiffsbetrieb reduzieren, versichert der Motorenhersteller und -entwickler MAN Energy Solutions. 2017 hatte MAN die damalige „WES Amelie“ und heutige „Elbblue“ gemeinsam mit dem früheren Eigner, der Reederei Wessels, von Schweröl (englisch: Heavy-Fuel-Oil, kurz HFO) auf Dual-Fuel-Betrieb mit LNG umrüsten lassen. „Im Vergleich zur HFO-Engine reduzierte sich der CO2-Ausstoß um 33 %“, berichtet MAN-Manager Marcel Lodder. Allerdings verbesserte sich die Treibhausgasbilanz nur um 7 %.

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