Kahlschlag bei Volkswagen: Schwer vermittelbar
Die hohen Bezüge des VW-Managements sorgen besonders in diesen Zeiten für Unmut, in denen große Teile der hiesigen Belegschaft um ihren Job bangen müssen, kommentiert VDI nachrichten-Redakteur Peter Kellerhoff.
Der Volkswagen-Konzern will Werke schließen, Tarifverträge wurden gekündigt, Arbeitsplätze in fünfstelliger Höhe sollen abgebaut werden. Milliardensummen sollen gespart werden. Ja, VW hat ein Problem. Der volle Fokus auf die Elektromobilität trifft auf schwache Nachfrage. Zudem läuft es bei VWs Softwaretochter Cariad, die die Softwarearchitektur für den gesamten Konzern entwickeln soll, nicht rund. Weil sich dadurch Modellanläufe verzögerten, wurde kurzerhand ein Joint Venture mit dem Tesla-Konkurrent Rivian eingegangen, um die Software zu entwickeln. Kostenpunkt: 5 Mrd. €. Nachdem laut Financial Times zuvor bereits fast 12 Mrd. € in Cariad versenkt wurden. Das allein sind rund 17 Mrd. € – und damit ein Vielfaches dessen, was VW im kommenden Jahr sparen will – unter anderem durch Werkschließungen und den Abbau von Beschäftigten.
Die VW-Belegschaft muss Fehler im Management ausbaden
Nun könnte man von Managementfehlern sprechen. Menschen machen Fehler, klar. Aber ausbaden dürfen Managementfehler nicht die Manager, sondern die Arbeitnehmer. Manager fallen oft sehr weich, wenn sie gehen müssen. Bei VW vielleicht sogar besonders weich. So hat das Onlinemagazin „Business Insider“ vermeldet, dass Matthias Müller nach drei Jahren als CEO neben einer Abfindung von 17,8 Mio. € eine VW-Rente in Höhe von 2700 € bekommt – pro Tag wohlgemerkt, gut 80.000 € pro Monat.
Auch Nachfolger Herbert Diess musste nach vier Jahren im Amt gehen. Sein goldener Handschlag: 12,8 Mio. € Abfindung und, da sein Vorstandsgehalt bis Oktober 2025 weiterläuft, noch mal etwa 30 Mio. € oben drauf.
Üppige Bezüge selbst für die Verantwortlichen zu Zeiten des Dieselskandals
Selbst „Mr. Dieselskandal“ Martin Winterkorn darf sich immer noch über 1,33 Mio. €/Jahr bzw. 110.000 € Rente pro Monat freuen. Und Christine Hohmann-Dennhardt mutmaßlich über eine Abfindung von bis zu 15 Mio. € sowie eine monatliche Betriebsrente in Höhe von 8000 €, als sie 2017 nach nur 13 Monaten „in gegenseitigem Einvernehmen“ gegangen ist.
Für all die aberwitzigen Abfindungssummen hat VW offenbar mehr als genug Geld. Genau die Manager, die dafür Verantwortung trugen, dass die Karre nun im Dreck steckt, bekommen nach ihrem Rauswurf von VW den Allerwertesten vergoldet – sogar lebenslang. Genau das ist den VW-Arbeitnehmern, die jetzt um ihre Existenzen bangen, schwer vermittelbar.