Weltgrößter Ladepark auf der Schwäbischen Alb
Dass Deutschland in Sachen Elektromobilität einmal an der Weltspitze liegen würde, scheint unwahrscheinlich. Ist aber so. Nicht generell, aber mit einem Ladepark. Und der liegt ausgerechnet auf der Schwäbischen Alb.
Der größte Ladepark der Welt – den gibt es nicht in Shenzhen, sondern am baden-württembergischen Bahnhof Merklingen auf der Schwäbischen Alb. Hier können bis zu 259 Elektroautos gleichzeitig laden.
Doch die Fahrerinnen und Fahrer müssen sich Zeit lassen – es geht nur mit 11 kW, was dann immerhin Ladezeiten bis acht Stunden bedingen kann. Da aber die Akkus nie ganz leer sind, sind sie durchschnittlich schon nach vier Stunden wieder voll. Außerdem muss auch nicht unbedingt täglich geladen werden. Und 100 % ist nur vor langen Fahrten sinnvoll. Ansonsten ist der Bereich zwischen 20 % und 80 % der akkufreundlichste.
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Wer ein Elektroauto mit einphasiger AC-Ladetechnik fährt, braucht länger, muss mit der dreifachen Zeit rechnen. Aber auch das schadet nicht, denn das Konzept des Ladeparks ist auf lange Ladezeiten ausgelegt – schließlich läuft alles unter der Überschrift: „Park and Ride“. Besser wäre freilich „Charge and Ride“. Wer nicht chargen will oder kann, kann zumindest parken. Die Ladeweile wird in der Regel am Arbeitsplatz oder mit einem Ausflug verbracht. Nach Slow Food nun Slow Charge! Betreiber und Initiator des Ladeparks ist der Zweckverband Region Schwäbische Alb.
„Die 259 Ladepunkte haben eine Typ-2-Steckdose – und daher benötigt man zum Laden ein eigenes Kabel“, so Christian Dittmann, Leiter Betrieb Ladeinfrastruktur des Ladestationsbetreibers Albwerk zu den VDI nachrichten. Bezahlt werden kann unter anderem mit diversen Ladekarten, aber auch mit Kredit- und Debitkarten sowie Google Pay und Apple Pay an zentralen Terminals. PnC, Plug and Charge, bzw. Autocharge ist noch nicht implementiert, gibt es doch kaum Fahrzeuge, die das schon können.
Attraktive Infrastruktur für Elektromobilität
Die Ladeenergie kommt größtenteils von den vor Ort gebauten Photovoltaik-Dachflächenanlagen mit einer Gesamtleistung von ca. 875 kW Nennleistung, gerechnet wird mit einer Jahresleistung von ca. 900 000 kWh, überschüssiger Strom geht ins Netz. Das Projekt ist vor allem durch Mittel des Landes Baden-Württemberg finanziert.
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Die Anlage steht an der ICE-Neubaustrecke zwischen Ulm und Wendlingen, wo derzeit für Stuttgart und Tübingen noch umgestiegen werden muss. Diese Strecke macht neben der Autobahn A8 zwischen Stuttgart und München die Attraktivität des Ladeparks aus. Mit 200 km/h wird derzeit im neuen IRE 200 (Interregio Express) von Merklingen zumindest der Endbahnhof Ulm in 10 min erreicht, nach Stuttgart soll es ab Dezember 2025 in 28 min gehen.
„Infrastruktur schafft Nachfrage“, so der Landrat des Alb-Donau-Kreises, Heiner Scheffold, laut SWR bei der Eröffnung Ende Oktober 2023, denn nur so gelänge auch der Umstieg auf Elektromobilität. Geplant ist auch ein Vermietprojekt für Elektroautos und -fahrräder, um das Ganze touristisch attraktiv zu machen nach dem Motto: „Merklingen elektrisiert“.
Ladepark für Elektromobilität: China ist zweitplatziert
Der Slogan könnte auch umgeändert werden in „Shenzhen elektrisiert“. Denn dort haben Shenzhen Shell and BYD Electric Vehicle 2,5 km vom Shenzhener Airport drei Monate zuvor den damals weltgrößten Ladepark mit 258 öffentlichen – Achtung – Schnellladepunkten eröffnet. Der wird durch ein Joint Venture von Shell und BYD betrieben. Gegen die Ladeweile gibt es Verkaufsstände und ein Café. Die auf dem Dach der Station installierten Solarpaneele sollen etwa 300 000 kWh im Jahr erzeugen. Übrigens – Shell verfügt nach eigenen Angaben weltweit über mehr als 40 000 öffentliche Ladepunkte.