Elektromobilität 13. Feb 2020 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Optimierter Stromeinsatz für Elektroautoflotte

Wie man dabei den Strombezug und den Energieeinsatz für einen E-Auto-Fuhrpark am besten gestaltet, das haben Deutsche Post und SAP im Forschungsprojekt TRADE EV gemeinsam mit dem Energiemarktspezialisten e2m ermittelt.


Foto: StreetScooter

Einen ganzen Fuhrpark auf Elektromobilität zu trimmen, ist kein Pappenstiel. An ausgesuchten Standorten haben Deutsche Post und SAP Elektrofahrzeuge, Gebäude, stationäre Speicher und regenerative Erzeugungsanlagen wie Solarstromanlagen gebündelt und via Informationstechnik an das virtuelle Kraftwerk von Energy2market (e2m) angeschlossen. Dann hat e2m Modelle zur Optimierung der Strombeschaffung und Vermarktung von Flexibilitäten an den Energiemärkten erarbeitet.

„Darüber hinaus hatten diese Maßnahmen einen positiven Effekt auf die TCO(Total Cost of Ownership)-Berechnung von batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen“, heißt es von den Projektpartnern zum Abschluss des Forschungsprojekts, dessen Ergebnisse im Rahmen der Energiebranchenmesse E-World in Essen vorgestellt wurden. Nach Angabe von e2m-Entwicklungsleiter Kai Becker ließen sich bezogen auf den reinen Einkaufspreis des Stroms – ohne Steuern und Abgaben – zwischen 30 % und 60 % einsparen.

Fünf Modellstandorte der Deutschen Post für Elektromobilität

Die Deutsche Post hat nach Angaben des Projektleiters Jörg Friedrichs einen eigenen Fuhrpark von 40 000 Fahrzeugen. Davon seien mehr als 11 000 inzwischen Streetscooter-Varianten, also elektrifiziert, man habe 15 000 Ladepunkte aufgebaut. Erprobt hat die Deutsche Post den optimierten Ausbau für die Elektromobilität im Rahmen des Projekts an fünf Pilotstandorten: Aachen, Düren, Hachenburg, Leonberg und Wachtberg.

Zwei dieser Standorte seien mit Photovoltaikanlagen ausgestattet worden, um die optimale Nutzung von lokal erzeugtem Strom testen und bewerten zu können. Alle Standorte erhielten stationäre Speicher. Kenndaten: jeweils eine Leistung von 100 kW und eine Kapazität von 120 kWh.

Vernetzung ist wichtig bei Elektro-Fahrzeugflotten

Mit im Boot bei der Deutschen Post war das Tochterunternehmen Streetscooter, das die Elektroautoflotte stellte. Über eine Leitwarte vernetzt die Firma die Stützpunkte der Deutschen Post. Gebäude, Energieerzeuger und -speicher sowie die E-Auto-Flotte bilden nach außen eine einzige Energiezelle. Durch die Vernetzung über die Streetscooter-Leitwarte kann auf lokaler Ebene ein Microgrid entstehen. Auf diese Weise lässt sich, so die Projektpartner, „die Elektrifizierungsrate der Fahrzeugflotten an netzschwachen Standorten erhöhen“.

Elektroautos, Stromspeicher, Stromerzeugung – „Das ist schon ein recht komplexer Standort“, erklärt e2m-Projketleiter Becker. Die Energiemarktspezialisten aus Leipzig als typische Industriekunden erwarten in Zukunft genau diese Szenarien.

Standorte fit für E-Mobilität zu machen, ist komplex

„Es ist nicht so leicht, Standorte zu elektrifizieren“, erklärt Deutsche-Post-Manager Friedrichs. Es gelte, sich jeweils die Immobilien genau anzusehen. Oft müsse der Hausanschluss ertüchtigt werden. Falls es nicht möglich sei, mindestens fünf bis sechs Elektrofahrzeuge zu betreiben, lohne sich das nicht. Im Projekt TRADE EV waren 150 Streetscooter Work L und XL eingebunden. Diese Fahrzeuge stehen, wenn der Logistikstandort für die Elektromobilität ertüchtigt ist, dann oft für einen signifikanten Anteil am Gesamtstromverbrauch des Standortes.

Doch der Stromverbrauch geht nicht nur ins Geld durch die Menge des verbrauchten Stroms. Wichtig ist die Netzbegrenzung – es können nicht alle Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden. Wollte man das ermöglichen, wären die Investitionskosten noch höher. Gesucht ist ein intelligentes Lademanagement. Hierzu bauten Streetscooter und e2m eine eigene Schnittstelle zwischen der Leitwarte beim Fahrzeughersteller und dem virtuellen Kraftwerk des Energiedienstleisters auf. E2m ermittelte nun täglich preisoptimierte Beladungsfahrpläne, die die Streetscooter-Leitwarte dann an die Flotte verteilte.

Ganz am Ende bei dem komplexen Projekt ist die deutsche Post daher noch nicht. Sie will laut Friedrichs das Projekt kostenneutral bis zum Jahresende verlängern, um verlässliche Messergebnisse zu erhalten.

Elektromobilität wird für größeren Einzelhandel ab 2025 zur Pflicht

Der Logistiker Deutsche Post ist aber nur ein Beispiel dafür, dass Unternehmen sich intensiv Gedanken machen, wie Elektromobilität in großem Stil implementiert werden kann. Als einer der wichtigsten Schlüsselbranchen gilt hierfür der Einzelhandel mit seinen Stellplätzen. Auch hier müssen Standorte, die ursprünglich nicht für die voraussichtlich benötigten Strommengen ausgerüstet sind, ertüchtigt, umgebaut oder neu errichtet werden.

Um dem deutschen Einzelhandel eine Richtschnur für Elektromobilität an die Hand zu geben, haben gestern das EHI Retail Institute und das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) einen Leitfaden für den Aufbau von Ladeinfrastruktur im Einzelhandel veröffentlicht. Hintergrund: „Nach der EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie muss der Handel ab März 2020 für seine neuen und grundlegend sanierten Handelsgebäude mit mehr als zehn Stellplätzen mindestens einen Ladepunkt einrichten“, sagt Laura Fleischmann, Projektleiterin E-Mobilität beim EHI Retail Institute. Ab 2025 seien dann auch Bestandsgebäude mit mehr als 20 Stellplätzen zum Aufbau von Ladepunkten verpflichtet.

Leitfaden Elektromobilität für Handel

Expertinnen und Experten rechnen bis 2030 mit rund 10 Mio. Elektrofahrzeugen in Deutschland, die mit Energie versorgt werden sollen. Dazu bedarf es mehr Lademöglichkeiten für die E-Fahrzeuge im Alltag. Vor diesem Hintergrund soll der Leitfaden „Elektromobilität im Handel 2020 – Orientierungshilfe für den Aufbau von Ladeinfrastruktur“ einen ganzheitlichen Einblick in die notwendigen Prozesse geben: von der Entscheidungsfindung der Unternehmensstrategie und der Zielsetzung des Angebots an Ladeinfrastruktur bis zur Bedarfs- und Standortanalyse. Außerdem erläutern die Autorinnen und Autoren, welche Technik unter bestimmten Voraussetzungen geeignet ist und auf welche baulichen Anforderungen beachtet werden müssen.

„Der Aufbau einer öffentlich nutzbaren Ladeinfrastruktur ist ein neues Handlungsfeld für den Einzelhandel. Zahlreiche Bestimmungen müssen eingehalten werden und die Bereitstellung von regenerativem Strom stellt je nach Szenario eine Herausforderung dar“, erklärt Steffen Braun, Leiter des Forschungsbereichs Stadtsystem-Gestaltung am Fraunhofer IAO. „Aber wenn nur jeder fünfte Einzelhandel einen Ladepunkt errichtet, hätten wir schnell mehr als 100 000 Ladepunkte im Land – ein Riesenpotenzial.“

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