Aus der Forschung in die Praxis – App erkennt Echtheit von Geldscheinen
Ob ein Geldschein echt oder gefälscht ist, lässt sich jetzt auch schnell mit dem Smartphone testen. Eine entsprechende App wurde diese Woche auf einer Fachkonferenz in Wien präsentiert.
Eingearbeitete Sicherheitsfäden, Mikroschriften, Hologramme und fühlbare Reliefs gehören zu den Sicherheitsmerkmalen heutiger Geldscheine in Europa. Sie machen Fälschern das Leben immer schwerer. Sie erfordern bei der Prüfung aber auch einen geschulten Blick und einen guten Tastsinn. Eine App, die diese Woche auf der „Optical and Digital Document Security Conference“ in Wien gezeigt wurde, kann das vereinfachen. Die Softwarelösung für Smartphones sowie Forschungsergebnisse zur Qualitätssicherung und Authentifizierung von Geldscheinen konnten dort live getestet werden.
Industrienahe Forschung führte zum Ziel
Die App mit dem Namen ValiCash hat der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer Banknote Solutions in Kooperation mit dem Institut für industrielle Informationstechnik an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe entwickelt. Im Rahmen der Kooperation entstand mit der coverno ein gemeinsames Unternehmen für die maschinelle Lesbarkeit von Druckverfahren wie Intaglio. Das ist ein Stahlstichverfahren für den Druck von Banknoten, bei dem die Tinte im Gegensatz zum Reliefdruck über Vertiefungen in der Druckplatte auf das Papier übertragen wird. Der Druck hebt sich damit fühlbar vom Papier ab.
Tiefdruck- und andere Spezialdruckverfahren werden seit langer Zeit bei der Herstellung von Banknoten und Hochsicherheitsdokumenten eingesetzt. Am Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) in Lemgo haben die Forschenden deshalb zunächst ein Verfahren entwickelt, um Stahlstich- und andere Druckverfahren mit Methoden der Bildverarbeitung zu bewerten und Banknoten zuverlässig zu authentifizieren. „Im Forschungsprojekt ‚Sound of Intaglio‘ konnten wir erfolgreich zeigen, dass der gut fühl- und sichtbare Stahlstichdruck auch mit Methoden der Bildverarbeitung und Mustererkennung eindeutig bewertet werden kann und damit zu einem maschinenlesbaren Sicherheitsmerkmal geworden ist“, erklärt Volker Lohweg. Der Professor ist Projektleiter und Institutsleiter am inIT. Das Bilderkennungsverfahren wurde kontinuierlich weiterentwickelt und ist nun auch Grundlage für die App.
Fokus auf Druckverfahren erlaubt breite Anwendung
Wie die patentierte Bilderkennungslösung „Sound of Intaglio“ analysiert nun auch die App ValiCash ein Druckverfahren, das bereits für die Herstellung fast aller Banknoten verwendet wird. Für die Zentralbanken bedeutet das, dass sie keine neuen oder zusätzlichen Sicherheitsmerkmale anwenden müssen. Sie können die Technologie sowohl auf bereits im Umlauf befindliche Banknoten als auch auf andere hochsichere Druckerzeugnisse anwenden, etwa Steuermarken, Produktschutzetiketten oder Geburtsurkunden.
„Die App nutzt Bildverarbeitung und Mustererkennung, um festzustellen, ob die Echtheit einer Banknote fragwürdig ist. Das funktioniert bereits mit einer durchschnittlichen Smartphonekamera“, erklärt Lohweg. Die Smartphonelösung könne damit zum Beispiel für Menschen mit Sehbehinderungen eine große Hilfe sein. Eine erste Forschungsversion der App hatten die Forschenden aus Lemgo bereits 2012 auf der Optical Document Security Conference in San Francisco vorgestellt. Inzwischen wurde das Verfahren weiterentwickelt, sodass es auf einer breiten Palette von Smartphones eingesetzt werden kann.
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Julian Schubert, der ehemalige Geschäftsführer der coverno erklärt: „Bei der Vorstellung eines Prototyps denkt man oft, dass das System marktreif und voll funktionsfähig ist. Aber gerade im Bereich der Hochsicherheitsanwendungen ist das ist nur die halbe Wahrheit.“ Der heutige Leiter des Bereichs Data, Vision and Authentication Solutions bei Koenig & Bauer sagt: „Es wurde viel Arbeit in die Industrialisierung der Prototypen gesteckt, um sie robust und zuverlässig zu machen.“ Heute gehört ValiCash zum Portfolio des Druckmaschinenherstellers und steht kostenlos im App-Store von Apple zur Verfügung.