Bakterien produzieren Schuhe aus Leder
Rinder sind dank neuer Methode des Imperial College London als Lieferanten bald nicht mehr nötig.
Forscher des Imperial College London haben ein neues selbstfärbendes lederidentisches Material entwickelt. Als Produzent hierfür kommt das Bakterium Komagataeibacter rhaeticus zum Einsatz, in das die Wissenschaftler nicht nur die Gene für die Lederproduktion, sondern auch Erbmasse zur Aktivierung von Farbpigmenten eingeschmuggelt haben. „Die Erfindung einer neuen, schnelleren Methode zur Herstellung nachhaltiger, selbstfärbender Lederalternativen ist ein großer Erfolg für die synthetische Biologie und die nachhaltige Mode“, sagt Projektleiter Tom Ellis.
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Bakterienzellulose ist von Natur aus vegan. Ihr Wachstum erfordert nur einen winzigen Bruchteil der Kohlenstoffemissionen, des Wasserverbrauchs, der Landnutzung und des Zeitaufwands, die bei der Haltung von Kühen anfallen, deren Leder sonst genutzt wird. Ellis‘ Team arbeitete mit Designern zusammen, um den Schaft eines Schuhs, also dessen oberen Teil, zu züchten, indem sie bakterielle Zellulose in einem maßgeschneiderten, schaftförmigen Gefäß wachsen ließen.
Veganes Leder färbt sich automatisch
Nach 14 Tagen rüttelten die Forscher den mikrobiell hergestellten Schaft bei einer Temperatur von 30 °C zwei Tage lang sanft durch, um die Produktion von schwarzen Pigmenten durch die Bakterien zu aktivieren, sodass sich das Material von innen heraus färbte. Die Forscher stellten auch eine schwarze Brieftasche her, indem sie zwei flache Zelluloselederstücke züchteten, die sie auf die gewünschte Größe zuschnitten und miteinander vernähten.
Genmanipulierte Bakterienkolonien reagieren auf blaues Licht
Einige Bakterienkolonien haben die Fachleute mit anderen Genen manipuliert, sodass die fertigen Lederstücke andere Farben als Schwarz annahmen, wenn sie mit blauem Licht beschienen wurden. Fällt dieses Licht nicht flächig auf das Material, lassen sich auch farbige Logos erzeugen. „Unsere Technik funktioniert in einem ausreichend großen Maßstab, um reale Produkte herzustellen“, sagt der Bioingenieur Kenneth Walker. Das auf innovative mikrobielle Zelluloseprodukte spezialisierte Unternehmen Modern Synthesis will die Technik nun als erstes Unternehmen nutzen.