Bundeswehr: Marine startet in den MV Werften in Warnemünde
Die Deutsche Marine hat wieder eine eigene Werft und will dort die Instandsetzung der Flotte beschleunigen. Am Montag hat der Betrieb in Warnemünde seine Arbeit aufgenommen
Als die Fregatte „Brandenburg“ 2019 mit einem Schaden am Antriebsstrang kurzfristig ins Dock musste, stand die Marine vor einem Problem. Der einzige eigene Reparaturbetrieb im Arsenal Wilhelmshaven war mit routinemäßigen Arbeiten an der „grauen Flotte“ langfristig ausgebucht. Um auf eine zivile Werft auszuweichen, wäre ein langwieriger Ausschreibungs- und Vergabeprozess erforderlich gewesen. Erst nach vier Monaten konnte die Reparatur begonnen werden, die eigentlich nur zwei Wochen gedauert hätte.
Solche Probleme soll es künftig nicht mehr geben. Die schwimmenden Landesverteidiger haben an diesem Montag (1. August) mit dem Großdock und dem Betriebsgelände der insolventen MV Werften in Rostock-Warnemünde eine eigene Werft bekommen. In nur knapp drei Wochen zwischen der Unterschrift unter dem Kaufvertrag und dem Betriebsbeginn wurden die ersten 47 der insgesamt rund 500 geplanten „Dienstposten“ ausgeschrieben und besetzt. „Für unsere Verhältnisse ist das Lichtgeschwindigkeit“, staunten langjährige Angehörige der Marine.
Bundeswehr revidiert Sparkurs für Marine-Werften von vor zehn Jahren
Mit dem Kauf der früheren Warnow-Werft für rund 87 Mio. € revidiert das Bundesverteidigungsministerium eine Entscheidung von 2012. Bis dahin verfügte die Marine über jeweils einen Reparaturstandort in Wilhelmshaven und Kiel mit einer kleinen Außenstelle in Rostock.
Zulieferer von Schiffsausrüstung schwimmen auf Erfolgswelle
„Zwei Standorte sind nicht wirtschaftlich“, entschied der damalige Minister Thomas de Maizière und konzentrierte die Instandsetzung auf Wilhelmshaven. Zeitweise hatte sein Ministerium sogar überlegt, Reparatur und Wartung ganz an Privatfirmen abzugeben.
Mit den jetzt neu geschaffenen Dienstposten bekommt die Marine an der Warnow-Mündung zwei Drittel der seinerzeit von de Maizière in Kiel und Wilhelmshaven gestrichenen Stellen zurück.
In den MV Werften in Warnemünde fokussiert Marine auf schiffbauliche Arbeiten
Am neuen Standort sollen vor allem die rein schiffbaulichen Arbeiten an den Kriegsschiffen vorgenommen werden, wissen Marine-Insider über das noch nicht veröffentlichte Reparaturkonzept des Ministeriums. Wilhelmshaven und das dort vorhandene Dock bleiben demnach der „Allround-Standort“. Im Rest des Marinearsenals, das nach der 2012er-Reform in Kiel verblieben ist, soll ein großer Teil der elektronischen Komponenten der Kriegsschiffe gewartet und instandgesetzt werden.
Das Ende des Schulschiffs „Deutschland“
Diese Aufteilung wird durch die komplexe Ausrüstung der Korvetten, Fregatten und Minenjagdboote erforderlich. Die Komplexität wiederum gilt als wesentliche Ursache, dass die Pflege der Flotte so zeitaufwendig ist. „Zu Beginn der Wartung werden die elektronischen Systeme ausgebaut und dann unabhängig vom Schiff bearbeitet; nach der Dockung müssen sie wieder eingebaut werden; dann geht das Schiff zunächst in die Erprobung und schließlich in die Ausbildung der Besatzung an den neu installierten Geräten“, beschreibt ein Kundiger den Prozess. Selbst ohne Staus vor dem Dock können Monate vergehen, bis das Schiff in den Dienst zurückkehrt.
In Warnemünde hoffen die rund 2000 ehemaligen Beschäftigten der MV Werften auf einen neuen Job bei der Bundeswehr
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