Die Krux mit der Fertigungstiefe
Volkswagen hat ein Problem mit der Rendite. So machte der Gewinn im Jahr 2014 – also das Jahr vor dem Dieselskandal – gerade einmal 2,5 % des Umsatzes aus.
Zum Vergleich: Konkurrent Toyota kam im selben Zeitraum auf eine Rendite von 8,6 %. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht das Hauptproblem darin, dass VW viel zu viel selbst produziere: „Kein Autobauer hat eine so hohe Fertigungstiefe wie VW.“ Das führe nicht nur zu höheren Kosten, sondern mache VW auch inflexibler als die Konkurrenz. VW stellt u. a. Getriebe, Achsen und auch Sitze her. Teile also, die andere Hersteller sich von Dritten liefern lassen.
Günstiger für Volkswagen wäre es daher, sich dem allgemeinen Trend anzupassen und mehr Komponenten zuzukaufen: Lag die Fertigungstiefe aller deutschen Automobilhersteller im Jahr 1990 noch bei einem Drittel, ist sie im Jahr 2015 auf rund 20 % geschrumpft. Die Vorteile auf Unternehmerseite: weniger Kosten und Kapazitätsbündelung zum Beispiel in Forschung und Entwicklung, flexibles Reagieren auf Nachfrageänderung, geringere Lohnkosten.
Während eine niedrige Eigenfertigungsquote weniger Kapital bindet, steigert eine hohe die Wertschöpfung. Zu den Nachteilen einer geringen Fertigungstiefe gehören jedoch auch tief greifende Einschnitte in bestehende Strukturen, der Verlust von Know-how sowie qualifiziertem Personal und möglicherweise Abhängigkeiten von wenigen Anbietern.
Auf Arbeitnehmerseite sind die Folgen einer geringen Fertigungstiefe ebenfalls zu spüren. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Auslagern von Entwicklung und Fertigung ganzer Autokomponenten an Zulieferer nicht nur mit dem Verlust von gut ausgebildeten Arbeitskräften einhergeht. Viele Zulieferer lassen auch kostengünstiger im Ausland produzieren, ganze Teile der Wertschöpfung wandern aus Deutschland ab.