Energieeffizienz wird für viele Unternehmen zum wichtigsten Mittel
Während es wenig überraschend ist, dass Energieeffizienz für Unternehmen in den vergangenen Monaten nochmals an Bedeutung gewonnen hat, erscheint eine andere Erkenntnis des aktuellen Index alarmierend.
Fenster zu, Türen schließen, Licht ausmachen oder nachts den PC runterfahren: Das hört sich unbedeutend an – kann aber die Energiekosten senken. Was für private Haushalte gilt, gilt für von hohen Energiekosten betroffene Unternehmen umso mehr. Alexander Sauer, Leiter des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart, ergänzt einen wichtigen Punkt, der ihm und seinem Team in Betrieben aufgefallen ist: „Kaputte Fenster sollten vor dem Winter noch repariert werden.“ Denn auch dies würde man in diversen Fabriken finden, wenn man mal mit offenen Augen durch die Hallen gehe, betonte er während der Vorstellung des neuesten Energieeffizienz-Indexes seines Instituts in dieser Woche.
Vor den Zeiten der explodierenden Energiepreise erschien dies bisher eher nebensächlich. Heute wird an allen Stellschrauben gedreht, um jede Kilowattstunde einzusparen oder sie besser zu nutzen. Sauer hebt hervor: „Unternehmen können auch einfache Dinge realisieren, für die kein Förderantrag notwendig ist.“ Doch längst nicht jedem Betrieb sei dies bewusst. Die stärkere Sensibilisierung und eine bessere Vermittlung von Informationen sind Ziel des EEP und dessen Partner wie der Dena und der Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff). „Das Wissen rund um Energieeffizienz ist vorhanden. Es muss nur in die Unternehmen gebracht werden“, ist Tatjana Ruhl von der Deneff überzeugt.
Aktueller Energieeffizienz-Index: Unternehmen schenken der Energie mehr Aufmerksamkeit
Bereits seit 2013 befragt das EEP zweimal im Jahr Unternehmen unterschiedlichster Größe und aus unterschiedlichsten Branchen, welche Bedeutung sie der Energieeffizienz beimessen, was sie bereits realisieren, welche Pläne sie haben und was sie in Zukunft erwarten. Damit wollen sie aufzeigen, wohin die Reise geht, welche Möglichkeiten bestehen, die Energieproduktivität zu erhöhen, und welche Herausforderungen und Trends es für Politik, Wirtschaft und Unternehmen gibt.
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Positiv überrascht hat Sauer und seine Kollegen diesmal, dass fast jedes der 913 befragten Unternehmen davon ausgeht, dass die Bedeutung der Energieeffizienz in den kommenden zwölf Monaten zunehmen wird: Selbst die Unternehmen, die dem effizienten Einsatz der Energien bisher nur wenig Aufmerksamkeit schenken, sind davon überzeugt. Für 50 % ist das die Antwort auf die aktuelle Energiekrise. 25 % setzen auf selbst erzeugten Strom durch erneuerbare Energien, andere auf Materialeffizienz oder eine Erhöhung der Recyclingquote.
Die Bedeutung wird noch an einer anderen Zahl deutlich: Noch vor einem Jahr haben 50 % der Unternehmen angegeben, dass Energieeffizienz für sie gleichbedeutend mit anderen Faktoren sei. Lediglich für 30 % war die Bedeutung höher. Das hat sich umgekehrt. Inzwischen ist Energieeffizienz für 52 % der wichtigste Faktor und nur noch für 25 % gleichbedeutend mit anderen Faktoren.
„Das ist ein sehr eindrucksvolles Ergebnis“, so Christian Schneider vom EEP, der gemeinsam mit seinem Kollegen Stefan Büttner federführend bei der Datenerhebung und -auswertung ist. Auch Tatjana Ruhl von der Deneff ist beeindruckt: „Die Bedeutung der Energieeffizienz habe ich in dieser Klarheit selten so gesehen.“ Überraschend für die Energieexperten und ein wenig besorgniserregend ist dagegen, dass für einen großen Teil der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) dieses Thema aktuell noch uninteressant ist. „Hier muss noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden“, betont Schneider. Denn Energieeffizienz, darin sind sich die Experten einig, ist das wichtigste Mittel, um der Krise zu begegnen. „Die Bandbreite der Möglichkeiten ist enorm“, erklärt Büttner.
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